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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Boris’
Hand entgegen, trank es mit einem Schluck ungefähr halb leer und sah uns dann
mitleiderregend an. »Irgendwie müssen wir aus dieser Schreckenskammer
hinauskommen !« wimmerte sie. »Ich kann es nicht mehr
viel länger aushalten !«
    Es wurde an die Tür geklopft,
und sie verschüttete etwas von dem guten Scotch auf das Oberteil ihres
durchsichtigen Pyjamas. Das machte mir deutlich, wie nervös ich war; seit ich
wieder ins Zimmer zurückgekehrt war, hatte ich noch nicht einmal bemerkt, daß
dieses Oberteil durchsichtig war.
    »Nicht aufmachen !« flüsterte sie.
    Es wurde zum zweitenmal geklopft, diesmal lauter und ein wenig
gebieterischer als beim erstenmal .
    »Also springen Sie aus dem
Fenster !« knurrte ich Boris an. »Wenn Sie es schaffen,
schreien Sie — und wir werden hinter Ihnen herspringen !«
    »Ein pfeifendes Ungeheuer, das
höflich an die Tür klopft?« Er lächelte mich überlegen an. »Ich weiß, daß Sie
das Oberhaupt aller Feiglinge sind, aber das ist völliger Unsinn .«
    »Also machen Sie auf !« sagte ich mordlüstern.
    »Ja«, seine Nase zuckte nervös,
»vielleicht haben Sie recht. Wer möchte sich schon gern mit einem Ungeheuer,
das anklopft und zugleich pfeift, einlassen ?«
    Erneut wurde geklopft, diesmal
sehr laut, und dann hörte ich Robert Carltons Stimme. »Hören Sie mal, Baker !« Seine Stimme drang gedämpft durch die Tür, hatte aber
einen deutlich erkennbar kläglichen Unterton. »Lassen Sie mich hinein, ja? Es
ist schrecklich dringend !«
    »Keine Sorge, Towarischtsch «, sagte Boris mit prachtvoll gespielter
Herablassung. »Ich werde die Tür öffnen. Auch ein tapferer Mann stirbt nur
einmal — «
    »Sie haben ganz recht«, sagte
ich schadenfroh. »Vor allem von den Händen eines Ungeheuers, das anklopft und
pfeift — und dazwischen die Stimme eines Fernsehproduzenten imitiert!«
    Er war bereits halb an der Tür,
und dieser Schlag traf ihn sozusagen mitten zwischen die Schulterblätter. Einen
Augenblick lang erstarrte er, dann taumelte er vollends zur Tür und öffnete
sie.
    Robert Carlton trat ins Zimmer
und blickte uns an, als stammten wir von einem anderen Planeten. »Oh!« Er
blinzelte ein wenig. »Findet hier eine Party statt ?«
    »Nicht gerade«, sagte ich.
»Aber trinken Sie trotzdem ein Glas .«
    »Nein, danke, mein Alter .« Seine Finger ordneten sorgfältig die erste der drei
langen, sorgfältig über seine rosige Kopfhaut gebreiteten Haarsträhnen, während
seine blauen Augen einen rasanten Flamenco tanzten. »Hören Sie zu .« Er räusperte sich. »Hier gehen merkwürdige Dinge vor .«
    »Das braucht er uns gerade zu
erzählen«, brummte Boris.
    »Ich meine — nun ja — , es ist ziemlich kompliziert.« Er räusperte sich erneut.
»Vielleicht möchte ich doch etwas trinken .«
    Boris folgte dieser Anregung,
indem er einfach den Flaschenhals über ein Glas senkte und dieses mit reinem
Scotch füllte. Carlton nahm es und lächelte erleichtert. »Vielen Dank. Ich kann
es brauchen .«
    Penny schob schweigend Boris
ihr leeres Glas hin und bekam es gefüllt zurück. Sie leerte es erneut mit einem
Zug zur Hälfte. »Das ganze Schloß ist ein Narrenhaus«, erklärte sie rundheraus.
»Wir sollten alle sofort von hier weg! Wenn mir freundlicherweise jemand meine
Kleider holen würde, dann würde ich...«
    »Das ist es ja eben«,
unterbrach sie Carlton. »Wir können nicht weg, ich habe es eben vor fünf
Minuten probiert .«
    »Was?« Boris starrte ihn an.
»Wer hat Sie denn davon abgehalten ?«
    »Dieser Idiot von einem
Butler.« Carlton bemühte sich offensichtlich, seiner Stimme einen verärgerten
Klang zu geben, aber sie wirkte ausgesprochen unsicher. »Ehrlich gesagt mache
ich mir nach wie vor Sorge um Nigel. Nachdem Sie mir erzählt hatten, er sei ins
Dorfgasthaus gegangen, um dort zu übernachten, sah ich auf dem Weg in mein
eigenes Zimmer in das seine hinein; und seine Sachen sind völlig unberührt,
kein einziger Koffer ist ausgepackt. Und es ist doch anzunehmen, daß er nicht
einfach für die Nacht irgendwohin verschwindet, ohne auch nur seine Zahnbürste
mitzunehmen. Oder?«
    »Vielleicht hatte er es dazu zu
eilig ?« sagte Penny.
    »Unsinn, mein liebes Mädchen !« sagte Carlton mit Wärme. »Nigel ist sehr pingelig, was
seine Toilette anbetrifft. Er rasiert sich zweimal am Tag und so weiter. Nein,
ich gebe unumwunden zu, ich mache mir Sorgen. Also wollte ich das Gasthaus
anrufen, nur um sicher zu sein. Verstehen Sie? Ich ging die Treppe hinab, und
der

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