Der Vampir
im
Vertrag mit inbegriffen sind !«
»Oh!« Boris stellte den Fuß vom
Fensterbrett wieder auf den Boden. »Oh!«
»Wenn also in dieser
Kleiderkammer jemand auf uns lauert«, sagte ich scharf, »dann ist es ganz gewiß
sein alter Busenfreund Wykes -Jones .«
Ich ging zur Kleiderkammer hinüber,
grinste gehässig dem wie versteinert dastehenden Robert Carlton zu und riß die
Tür weit auf. Den Bruchteil einer Sekunde lang sah ich den Ausdruck des
Entsetzens auf den drei Gesichtern, die mich beobachteten, bevor ich den leisen
Plumps hörte, mit dem der Körper eines Vampirs ausgestreckt zu meinen Füßen
niederfiel.
SECHSTES KAPITEL
I ch starrte auf das kalkweiße
Gesicht Nigel Carltons hinab und blickte dann die anderen albern an. Penny
Potter brach in ein schwaches zitterndes Stöhnen aus, und dann sank sie
plötzlich schlaff im Lehnsessel zusammen. Boris imitierte aufs glänzendste
einen grinsenden Totenschädel, während Robert Carlton aschfahl aussah.
»Es tut mir leid«, murmelte
ich. »Ich war überzeugt, das Ganze wäre nur ein Gag .«
»Nigel?« Er ging langsam, wie
ein sehr alter Mann, auf den Körper seines Bruders zu, kniete sich neben ihn
und tastete nach seinem Herzschlag. Nach, wie es schien, endloser Zeit blickte
er zu mir auf. »Er ist tot«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Ich kann es nicht
glauben !« Er richtete sich taumelnd auf und sah mich
an — und gleichzeitig durch mich hindurch. »Wir standen uns nie sehr nahe«,
sagte er mit leiser monotoner Stimme. »Ich glaube, wir mochten einander nicht
einmal besonders. Er hielt mich für einen fragwürdigen Geschäftsmann, und ich
hielt ihn für einen sehr schlechten Schauspieler. Aber er war mein Bruder .«
»Es tut mir leid«, sagte ich
erneut, weil er darauf zu warten schien, daß ich etwas äußerte.
»Wie ist er umgekommen ?« fragte er in flehendem Ton. »Ich muß das wissen, alter
Junge. Es ist schrecklich wichtig. Verstehen Sie das nicht ?«
Als die Leiche aus der
Kleiderkammer herausgefallen war, hatte sich der schwarze Schulterumhang
verschoben und die brutalen Striemen um seinen Hals enthüllt. Nigel Carlton war
erdrosselt worden, und es gab keine Möglichkeit, dies seinem Bruder auf
taktvolle Weise beizubringen.
»Ermordet ?« Seine Augen irrten verzweifelt umher. »Aber das ist doch einfach phantastisch!
Warum sollte jemand Nigel umbringen wollen ?«
»Erinnern Sie sich an den
Pfeifton ?« sagte ich. »Vielleicht läuft hier im Schloß
irgendein mordlustiger Irrer herum .«
»Um Himmels willen !« murmelte er heiser. »Was für ein menschliches Wesen
könnte solche Töne hervorbringen ?«
Das war eine gute Frage, und
ich wußte keine Antwort darauf. Ich blickte Boris an, und er war eine
großartige Hilfe; er zuckte ausdrucksvoll die Schultern und sagte kein Wort.
»Vermutlich müssen wir etwas
unternehmen«, sagte Carlton mit dumpfer Stimme. »Ich meine, es gibt gewisse
Vorschriften, wenn ein Mord vorgefallen ist. Nicht wahr? Eine ganze Prozedur,
die eingehalten werden muß; als erstes sollten wir wahrscheinlich die Polizei
rufen .«
»Wenn wir zu einem Telefon
gelangen können«, sagte Boris traurig. »Und wenn man uns erlaubt, es zu
benutzen.«
»Wie?« Carlton blickte ihn
verwirrt an. »Ich verstehe nicht .«
»Als Sie vorhin Ihren Bruder
anrufen wollten, hat es der Butler nicht zugelassen — er gab vor, nicht einmal
den Namen des Dorfwirtshauses zu wissen. Erinnern Sie sich? Und dann weigerte
er sich, Sie aus dem Haus zu lassen oder Wykes -Jones
aufzusuchen .« Boris zuckte erneut unbehaglich die
Schultern, als ob Gespenster sein Rückgrat auf und ab spazierten. »Der Butler
wollte Sie also nicht herausfinden lassen, daß Ihr Bruder gar nicht das Haus
verlassen hatte, nicht wahr? Vielleicht wußte er, daß Nigel bereits tot war,
wollte aber nicht, daß Sie es erführen .«
»Ja, ich verstehe«, sagte
Carlton. »Aber nun wissen wir, daß Nigel tot ist — daß er ermordet wurde .«
»Aber wir haben es nicht selber
herausgefunden«, sagte Boris langsam. »Seine Leiche wurde uns beinahe
buchstäblich vor die Füße geworfen, vergessen Sie das nicht .«
»Das stimmt vermutlich .« Carlton blinzelte heftig.
»Die Frage ist — warum ?« Boris blickte mich an, und seine verschleierten Augen
sahen so verzweifelt drein wie nur möglich. »Denken Sie sich darauf einmal
schnell eine Antwort aus, Larry !«
»Sie meinen, derjenige, der ihn
umgebracht hat, hat seine Absicht geändert. Zuerst wollte er nicht, daß
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