Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
hat die Wahl,
ob er in den geheimen Gang oder auf den Korridor gehen möchte. Okay?«
    »Sie haben die lausigste Form
der Fairneß , die ich kenne !« sagte ich verbittert. »Na gut — also werfen Sie eine Münze !«
    Er suchte aus seiner Tasche
einen dieser riesigen englischen Pennies heraus und warf ihn in die Luft. »Was
wählen Sie ?«
    »Kopf!«
    »Pech, Larry!« Er hob die Münze
vom Boden auf. »Sie haben verloren .«
    »He, Augenblick mal !« schrie ich. »Ich habe überhaupt nicht gesehen — «
    »Vielleicht haben Sie auch
gewonnen ?« Er zuckte erneut die Schultern. »Wer weiß,
was sicherer ist; in den Korridor hinauszugehen — oder sich in diesen
Geheimgang zu kuscheln ?«
    »Benutzen Sie ja nicht dieses
verdammte Wort — kuscheln !« fauchte ich ihn an.
»Stellenweise umgibt einen dieser Geheimgang enger als ein Gürtel !«
    »Wir haben wenig Zeit, Towarischtsch «, sagte er energisch. »Also viel Glück — und
auf Wiedersehen!«
    »Mir ist gerade ein großartiger
Gedanke gekommen !« sagte ich hoffnungsvoll. »Könnten
wir nicht die Bettücher zusammenknoten, sie aus dem
Fenster hängen, daran zum Burggraben hinunterklettern und...«
    »Auf Wiedersehen !« sagte er eisern.
    »Ich gehe ja schon«, krächzte
ich. »Wenn Sie diesen angeblichen Onkel Silas auf dem
Treppenabsatz treffen, sagen Sie ihm einen schönen Gruß. Ja?«
    Ich trat nervös in die
Kleiderkammer und hielt mir innerlich den Daumen, daß diese Drehwand wieder klemmte, und so schwang sie natürlich auf den ersten Druck meiner Finger
auf. Als ich auf der anderen Seite angelangt war, schwang das verdammte Ding
wieder hinter mir zu; und in dem Laut, den es dabei verursachte, lag etwas
häßlich Endgültiges. Ich blieb einen Augenblick lang in der pechschwarzen
Finsternis stehen, besann mich darauf, nach rechts anstatt nach links zu gehen,
zählte dann vierzig Schritte und blieb wieder stehen. Danach tastete ich mich
langsam mit den Füßen weiter, bis ich die Treppe erreicht hatte, die ich beim letztenmal hinuntergestürzt war. Alles übrige war
Routinearbeit — eine Alptraumroutine — , als ich auf
dem Bauch bis zu der Abzweigung des Geheimganges hinkroch ,
die zu Imogens Zimmer führte.
    Ungefähr eine Minute später
preßte sich meine ausgestreckte Hand gegen die glatte Wand vor mir. Ich tastete
umher, bis ich überzeugt war, an der richtigen Stelle angelangt zu sein, und
stieß zu. Die Wand schwang leicht und leise nach innen, als ob sie seit meinem
letzten Besuch geölt worden wäre. Gleich darauf trat ich in Imogens Schlafzimmer, und die Wand schwang hinter mir fast lautlos zu.
    Eine Nachttischlampe
verbreitete einen gedämpften, weichen, wannen Schein im Zimmer und verlieh ihm
ein hübsches, intimes Aussehen. Das Bett — und seine Inhaberin — verstärkten
diese intime Wirkung sogar noch erheblich. Ich blickte in die schimmernden
dunklen Augen, die mich gelassen beobachteten, und sah dann, wie sich die
vollen sinnlichen Lippen teilten, als sie »Larry !« flüsterte. Meine Kehle schien schlagartig auszutrocknen, als sie den Kopf hob
und sich dann langsam aufsetzte. Die Bettdecke glitt bis zu ihrer Taille hinab
und enthüllte die offensichtliche Tatsache, daß sie zu den Mädchen gehörte, die
im Bett lediglich ihr Parfüm tragen.
    »Larry«, murmelte sie mit kehliger Stimme, »ich hoffte, Sie würden kommen !« Dann schob sie die Decke zurück, sprang aus dem Bett und
eilte auf ihren langen schlanken Beinen auf mich zu — etwas, das lebendiger
Poesie näher kam, als ich es je erblickt hatte.
    »Darling!« Sie preßte sich
gegen mich, und ihre Arme umschlangen meinen Hals. »Ich habe lange darüber
nachgedacht .« Sie kicherte plötzlich, und ihr gegen
meine Brust geschmiegter Busen bebte. »Ich kam zu dem Schluß, daß er, wenn er
so tapfer ist, noch einmal durch diesen Geheimgang zu kommen, daß er dann — nun
— «, ihre Lippen spielten einen Augenblick lang an meinem Hals, »daß er dann
auch seine Belohnung haben soll !«
    Ich öffnete den Mund, um etwas
zu sagen, und das war ein Fehler, denn das gab ihr die Gelegenheit, ihre Zähne
fest in meiner Unterlippe zu vergraben. Das war eine Art Sprachbehinderung, die
jede Verständigung unmöglich machte. Es gab noch ein weiteres Problem: Imogen war ein ansehnliches Mädchen und lehnte sich mit
ihrem vollen Gewicht gegen mich, so daß ich das Gleichgewicht ein wenig
verlegen mußte, um nicht nach hinten zu fallen. Das bedeutete, daß ich mich
meinerseits gegen sie drücken

Weitere Kostenlose Bücher