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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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jemand
dahinterkäme, aber nun will er aus irgendeinem Grund, daß wir es alle erfahren ?«
    »Das habe ich ja gesagt, Towarischtsch .« In Boris’ Stimme
lag ein kaum merklicher schneidender Unterton. »Ich möchte nicht, daß Sie meine
Gedanken interpretieren, sondern daß Sie selber weiterdenken! Denn ich habe das häßliche Gefühl, wir sind die Mäuse, mit denen die
Katze im Augenblick spielt, und die Anlieferung von Nigels Leiche war lediglich
der Anfang dieses Spiels !«
    Ich verspürte erneut dieses
vertraute Gefühl der Übelkeit in der Magengrube. »Vielleicht möchte der Mörder,
daß wir in Panik geraten? Daß wir in die Diele hinunterstürzen und zu
telefonieren versuchen ?«
    »Oder vielleicht möchte er, daß
wir hierbleiben und auf Ihre schwachsinnigen Vermutungen lauschen ?« knurrte Boris. »Ich weiß es nicht! Aber lassen Sie sich
schnell etwas einfallen, alter Freund, sonst können wir innerhalb der nächsten
paar Minuten bereits der Vergangenheit angehören !«
    »Was denn zum Beispiel ?« schrie ich. »Wie man eine Maschinenpistole aus einer
Flasche Scotch und ein paar in Streifen gerissenen Taschentüchern macht ?«
    »Denken Sie sich etwas aus, auf
das sie nicht gefaßt sind«, fauchte er. »Lassen Sie sich etwas einfallen, das
die Kerle aus dem Gleichgewicht bringt. Es ist unsere einzige Chance !«
    »Okay. Augenblick mal .« Ich kramte nach einer Zigarette und schaffte es, meine
zitternden Finger dazu zu bringen, sie zumindest nach den ersten vier
vergeblichen Versuchen anzuzünden. »Derjenige, der die Leiche in die
Kleiderkammer gebracht hat, muß durch den geheimen Gang gekommen sein. Nicht
wahr?«
    »Sie sind ein Genie !« Boris rollte verzweifelt die Augen. »Und was weiter, zum
Teufel?«
    »Und dieser Gang führt entweder
zu der vergitterten Öffnung über dem Keller unten oder zurück in Imogens Zimmer«, fuhr ich fort. »Also gibt es nur einen Ort,
von dem er gekommen sein kann — aus Imogens Zimmer .«
    »Und?«
    »Wenn also seine Absicht darin
besteht, uns in Panik zu versetzen, so wird er annehmen, wir stürzten auf den
Korridor hinaus und liefen in Richtung des Hauptteils des Schlosses. Nicht
wahr?«
    »Vermutlich ja.«
    »Warum gehen wir dann nicht
durch den geheimen Gang zurück zu Imogens Zimmer ?«
    »Aber«, Carltons Gesicht
zuckte, »das Ding, das so schrecklich pfeift, könnte vielleicht noch dort
drinnen sein ?«
    »Nun ja«, sagte ich mit
schwacher Stimme, »dieses Risiko müssen wir vermutlich auf uns nehmen .«
    Boris überlegte einen
Augenblick und schüttelte dann den Kopf. »Die Idee ist nicht schlecht, Larry,
aber es wird nicht klappen .« Er wies mit dem Kopf zu
Penny hinüber, die nach wie vor zusammengesunken im Lehnsessel lag. »Sie ist
nicht in der Verfassung, im Augenblick irgendwohin zu gehen, und wir können sie
nicht allein lassen .«
    »Sie haben recht«, gab ich zu.
»Na ja, es war eine gute Idee, solange sie angedauert hat, und das war nicht
lange .«
    »Es ist trotzdem eine gute
Idee, Towarischtsch .« Boris’
Gesicht hellte sich auf. »Vielleicht sollten wir uns nach verschiedenen
Richtungen verstreuen? Wie wäre es, wenn wir Carlton hier ließen, damit er sich
um Penny kümmert, während Sie durch den Geheimgang zu Imogens Zimmer gehen; und fünf Minuten später werde ich auf den Korridor hinausgehen.
Erst ablenken, dann siegen, wie mein Vater — der Prinz — immer zu sagen pflegte .«
    »Und was ist mit dem passiert ?« knurrte ich.
    »Das, was jedem passieren
kann«, murmelte Boris. »Er war so sehr damit beschäftigt, seine Bauern
abzulenken, daß er vergaß, hinter sich zu blicken; und so sah er die Revolution
erst herankommen, als es zu spät war .«
    »Wenn Sie glauben, ich sei
bereit, allein diesen Geheimgang zu betreten«, sagte ich langsam, »dann haben
Sie Ihren blöden sibirischen Verstand verloren !«
    »Ich werde gehen«, sagte
Carlton abrupt. »Schließlich ist es mein Bruder, der ermordet wurde; und im
Augenblick ist es mir ziemlich egal, was mit mir passiert .«
    »Und das ist genau der Grund,
weshalb Sie nicht gehen werden !« fuhr ihn Boris an.
»Wir brauchen jemanden, dem es keineswegs gleichgültig ist, was mit ihm
passiert; und Larry ist mehr als irgend
jemand sonst um Larry Bakers Sicherheit besorgt. Wir wollen, daß
er am Leben bleibt und uns dabei hilft, am Leben zu bleiben !« Er sah flüchtig zu, wie ich energisch den Kopf schüttelte, und sagte dann mit
resignierter Stimme: »Okay, werfen wir eine Münze. Der Gewinner

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