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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hatte und hier herunterkam,
warst du nicht da .«
    »Ich mußte Nigels Leiche aus
Bakers Zimmer entfernen«, sagte sie zerstreut.
    Er wies auf das Bett. »Da lag
dieses Rüschending auf dem Bett, das habe ich mitgenommen .«
    Sie blickte ihn ungläubig an
und lachte dann. »Wozu, um Himmels willen, hast du mein Nachthemd gebraucht ?«
    »Dann traf ich den Hund
wieder«, sagte er, »und ließ ihn eine Weile an dem Rüschending schnuppern, und
dann sagte ich: Faß !«
    Ihr Gesicht wurde bleich. »Du — was ?« flüsterte sie.
    »Es ist jetzt alles so
kompliziert«, sagte er kläglich, »und es ist natürlich zu spät, den Hund
aufzuhalten. Ich frage mich, ob ich das hätte tun sollen, aber ich konnte ja
eben nicht wissen...«
    Wieder drang dieser pfeifende
Laut herein, von irgendwoher ganz nahe dem Schlafzimmer; und Imogen begann vor Angst zu wimmern. »Du Idiot !« murmelte sie. »Du verrückter alter Idiot!«
    Das Pfeifen ertönte unmittelbar
vor der Tür, und ihr Gesicht wurde starr vor Entsetzen. Dann rannte sie
blindlings auf das Fenster zu. Ich drehte mich um in der Absicht, die Tür
zuzuschlagen und abzuschließen, aber in diesem Augenblick erschien die graue
Masse des Hundes auf der Schwelle. Er rannte in direkter Linie auf Imogen zu, und der pfeifende Laut erstarb in einem gräßlichen , tief aus seiner Kehle dringenden Sabberlaut,
dann warf er sich mit einem Satz auf sie. Sie schrie wild auf und wandte ihm
den Rücken zu. Der Hund warf sich mit vollem Gewicht auf sie; und dann stürzten
sie, während die Glassplitter nach allen Seiten flogen, beide durch das
Fenster. Imogen schrie erneut auf, als sie die
fünfzehn Meter tief in den darunter liegenden Schloßgraben fiel; und danach waren ein Aufprall und das Platschen von Wasser zu hören. Ich
raste zu dem zerschmetterten Fenster und blickte hinab.
    Tief unter mir in der klaren
Helle des Mondlichts sah ich die heftig bewegte Oberfläche des Wassergrabens,
und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich über der wirbelnden grünen,
schleimigen Schicht eine Hand zu sehen. Aber dann verschwand sie, und langsam
begann sich das faulige Wasser wieder zu beruhigen. Ich drehte mich um und
blickte auf den kleinen alten Mann, der damit beschäftigt war, heftig an seinem
Daumen zu saugen.
    »Wahrscheinlich«, sagte er
schließlich, »werden sie mich wieder einsperren — in dieses schreckliche Haus
mit den vergitterten Fenstern und den weichen Wänden, wo alles so entsetzlich
weiß ist ?«
    »Ich fürchte, ja, Onkel Silas «, sagte ich.
    Er schob den Daumen wieder in
den Mund und sog für weitere zehn Sekunden heftig daran.
    »Wollen Sie jetzt in Ihr Zimmer
zurückkehren und warten ?« sagte ich.
    »Ich nehme nicht an«, sagte er
und blickte mich mit flehendem Gesicht an, »daß es möglich ist, mich erst noch
einen Blick auf den Schatz des Bastards werfen zu lassen ?«
    »Ich wüßte nicht, warum nicht«,
sagte ich freundlich.
     
    Es war eine typisch englische
Wohnung, die in einer Nebenstraße in einer der Londoner Snobwohngegenden lag, und es mußte ein Stall gewesen sein, bevor jemand ein kleines Vermögen
daran gewandt hatte, ihn umzubauen, um dann ein großes Vermögen durch den
Verkauf zu erwerben. Die Haustür war feuerrot gestrichen, was zum Ganzen paßte . Ich drückte auf den Klingelknopf, und drinnen setzte
das wilde Gebimmel eines Glockenspiels im Tangorhythmus ein. Ein paar Sekunden
später öffnete sich die Tür, und eine gaminhafte Blonde stand da und sah mich unbeeindruckt an.
    Sie trug ein ärmelloses Kleid
von unglaubhafter Limonadenfarbe. Der tiefe Ausschnitt ließ die tiefe Bucht
zwischen ihren runden Brüsten erkennen, und das ganze Kleid kam etwa zwölf
Zentimeter oberhalb ihrer Knie zu einem abrupten Stillstand. Ihre Strümpfe
waren schwarz und aus gerippter Baumwolle, und ihre Schuhe waren eine Art
Phantasiegebilde aus Krokodilleder und Riemen. Ihre tiefblauen und lebensklugen
Augen blickten mich unpersönlich an, als wäre sie Alkoholikerin und ich der
Milchmann, dem auch etwas Besseres einfallen könnte, als hier unser beider Zeit
zu verschwenden.
    »Sie haben mich gebeten zu
kommen, erinnern Sie sich ?« knurrte ich.
    »Ach ja!« Ihr Gesicht wurde
lebendig. »Larry Baker. Kommen Sie herein .«
    »Tausend Dank«, sagte ich.
    Sie führte mich in ein
Wohnzimmer, das einen schwarzpolierten Boden hatte, auf dem ein
weißes Bärenfell lag. Ich setzte mich zaghaft auf einen Stuhl, der wie ein
Kaffeetischchen mit einer Lehne aussah, während sie

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