Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
ihrer jeweiligen Särge. Eine breite Eichentreppe führte
in einem Bogen zu der oberhalb verlaufenden Galerie; und an ihrem Fuß stand
eine Rüstung Wache, eine ausgewachsene Streitaxt im eisernen Handschuh. Als
gemütlich konnte man es kaum bezeichnen.
    »Ich werde Miss Imogen mitteilen, daß Sie gekommen sind .« Farthingale ging mit steifen Schritten auf eine der
Türen in der Diele zu und verschwand.
    »Halten Sie das Ganze für einen
Riesenwitz ?« flüsterte ich.
    »Für einen Spaß, meinen Sie ?« flüsterte Penny zurück. »Nichts als ein großer Trick von
Robert Carlton, nur um uns hereinzulegen .«
    »Klar !« sagte ich, nun ein wenig lauter, da ich meine Stimme wieder etwas besser
beherrschte. »Das Ganze ist nur ein Gag und...«
    Penny gab einen unterdrückten
Schrei von sich und umklammerte meinen Arm. »Hören Sie !«
    Ich lauschte, hörte einen
leisen Zischlaut und wandte zögernd den Kopf. Auf uns kam eine statuarische
dunkelhaarige Frau zu, in einem knöchellangen Seidengewand, welches das
Rascheln verursachte. Ihr schwarzes Haar bauschte sich von der Mitte ihres
Kopfes in zwei Ellipsen bis über die Ohren und fiel dann glatt zu beiden Seiten
ihres ovalen Gesichts herab; ihre Haut war weiß und durchscheinend, ihre Nase
gerade und aristokratisch, ihr Mund voll, aber gestrafft, und ihre Augen groß,
dunkel und glänzend. Das Seidengewand war staubgrau, hatte lange Ärmel und eine
dünne Bronzekette als Gürtel. Wenn es sittsam sein sollte, so erreichte es in
der Wirkung eher das Gegenteil, denn die Seide war dünn und umgab mit
liebevoller Schmiegsamkeit die stolze Fülle ihrer Brüste, betonte die schmale
Taille und umfloß die üppige Rundung ihrer Hüften.
Bei jedem Schritt, den sie weiter auf uns zu trat, zeichneten sich unter dem
dünnen Stoff mit verblüffender Genauigkeit die volle Länge ihrer schlanken
Beine und die Rundheit ihrer Oberschenkel ab. Ich spürte, wie Penny neben mir
in weiblich-katzenhafter Reaktion erstarrte. Dann blieb die dunkelhaarige Frau
plötzlich ein paar Schritte von uns entfernt stehen, und ihre Augen weiteten
sich plötzlich, während sie mir ins Gesicht starrte.
    »Der Bastard ?« flüsterte sie.
    »Wie?« Ich glotzte sie an.
    Sie schloß für ein paar
Sekunden die Augen, blieb steif stehen und öffnete sie dann wieder. Sie zwang
sich zu einem Lächeln. »Entschuldigung«, sagte sie mit voller, tiefer Stimme.
»Mein Geist ist ein wenig umhergewandert — ich habe an etwas anderes gedacht.
Verzeihen Sie mir bitte ?«
    »Selbstverständlich«, murmelte
ich.
    »Ich bin Imogen «,
verkündete sie. Ihr Mund verzog sich leicht in den Winkeln nach unten, als ich
mich und Penny Potter vorstellte. »Noch mehr Fernsehleute?« In ihrer Stimme lag
ein leicht spöttischer Unterton. »Die anderen sind im Salon. Bitte, kommen Sie
mit .«
    Sie drehte sich um, und wir folgten
ihr gehorsam durch die Diele in den Salon, der mit der Heiterkeit des
Empfangsraums eines Begräbnisinstituts ausgestattet war, vorwiegend in Braun
und Schwarz gehalten. Drei Kronleuchter unternahmen den hoffnungslosen Versuch,
genügend Licht zu spenden, aber sie schafften es nicht einmal halbwegs, die
Düsterkeit zu vertreiben oder die dunklen Schatten in den Ecken zu erreichen.
Ich spähte eine Weile umher und entdeckte schließlich Boris’ schimmernde
Glatze, Robert Carltons entschlossenes Lächeln und die Dracula-Züge seines
Bruders, des Schauspielers.
    »Ah!« Robert Carlton strahlte
uns an. »Endlich sind Sie angekommen !«
    Penny sank in den nächsten
Sessel und zündete sich eine Zigarette an. Ich ging zu Boris und setzte mich
neben ihn auf die unbequeme Couch, während sich die statuarische Dunkelhaarige
auf einer Art Thronsessel am anderen Ende des Raums niederließ.
    »Haben Sie große Mühe gehabt,
das Schloß zu finden ?« fragte Robert Carlton.
    » Fearsome Grange «, sagte Penny mit gepreßter Stimme. »Was
ist denn das eigentlich für ein Name ?«
    »Ich bin noch nie auf den
Gedanken gekommen, Hugh danach zu fragen«, sagte er. »Und er wird erst
irgendwann morgen spät hierherkommen .« Er blickte
erwartungsvoll auf die im Halbdunkel sitzende dunkelhaarige Frau, deren
staubgraues Gewand mit den Schatten verschmolz. »Vielleicht kann uns Imogen aufklären ?«
    »Es ist eine lange Geschichte«,
sagte sie ruhig. »Ursprünglich hieß das Schloß Wykes Keep, aber nachdem der Schwarze Ritter seinen Fluch ausgesprochen hatte,
begannen die Bauern, es Fearsome Grange zu nennen .«
    »Nein, so was!«

Weitere Kostenlose Bücher