Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
Droge, ja. Denn mit dem Blut drang noch etwas anderes, etwas Wärmeres, fast … Prickelndes in sie ein.
Ihre Zellen explodierten fast vor neuer Kraft.
Aufhören, du musst aufhören. Wenn sie noch mehr nahm, würde sie die Prinzessin umbringen. Sie konnte das ferne Klopfen ihres Herzschlags hören und wusste, dass er immer langsamer wurde, fast schon unumkehrbar. Der Blutfluss versickerte, wurde immer dünner.
Ich will nicht aufhören. Ich habe sie hergebracht, um sie umzubringen. Aufhören wäre das Gegenteil von dem, was ich will.
Aber im hintersten Winkel ihres Verstandes wusste sie – irgendwie, als wäre diese Erinnerung nicht ihre –, dass sie, wenn sie jemanden durch Aussaugen tötete, immer weiter auf diese Weise leben musste. Ein Tod wäre ihr dann nicht genug. Sie würde jeden leer saugen, von dem sie trank. Immer. Niemand wäre vor ihr sicher. Nicht einmal Nicolai.
Nicolai.
Schwer atmend riss sie ihre Zähne von Laila los. Sie fuhr mit der Zunge darüber, und wirklich, sie hatte Fangzähne.
Nicolai hatte sie zu einem Vampir gemacht.
Mit einer zitternden Hand strich sie sich die Haare aus dem Gesicht. Als sie diese Hand im Licht erblickte, keuchte sie erstaunt auf.
Sie … glühte. Gleißendes goldweißes Licht explodierte aus ihrer Haut. Und das Prickeln in ihren Adern – sie fühlte sich, als könnte sie alles. Bis sie ihre Hand ins Sonnenlicht streckte und anfing, zu brutzeln. Sie stöhnte vor Schmerz auf und ließ ihren Arm an ihre Seite fallen.
Notiz an mich selbst: Sonne vermeiden.
Noch eine Notiz: Du bist aus einem bestimmten Grund hier. Vergiss das nicht.
Als könnte sie das je vergessen.
Sie sprang auf und griff nach einem Messer. Sie wusste genau, wo die Messer waren, und achtete darauf, in den Schatten verborgen zu bleiben. Doch als sie zu der Frau hinabblickte, die Nicolai versklavt hatte, ihm alle Rechte genommen, ihn körperlich und sexuell missbraucht – mehr als zwanzig Jahre lang! –, stellte sie fest, dass sie Laila nicht erstechen konnte. Sie konnte die Schlampe auch auf keine andere Art umbringen.
Der Tod wäre zu gut für sie. Du musst irgendwas tun . Wenn sie aufwacht, benutzt sie ihre Magie gegen dich.
Konnte sie das überhaupt? Diese Welt war anders als Lailas, es galten andere metaphysische Gesetze, die Atmosphäre war anders. Würde ihre Magie hier funktionieren? Nicolais Fähigkeit, sich von einer Welt in die andere zu teleportieren, funktionierte an beiden Orten, aber während Nicolai das Licht seiner Sonne aushielt, hatte er der Sonne in Janes Welt nichts entgegenzusetzen. Sie selbst war der Beweis: Sie konnte seine Sonne aushalten, aber nicht die eigene. Und sie hatte ihr ganzes Leben unter dieser Sonne verbracht.
Sie wünschte sich, sie hätte einmal eine Hexe befragt oder auseinandergenommen – und es war ihr egal, wenn man sie deswegen für ein Monster hielt. Aber man hatte ihr nie eine ins Labor gebracht. Vielleicht weil niemand wusste, dass es sie gab? Weil sie ihre Kräfte in dieser Welt nicht benutzen konnten und zu gewöhnlichen Menschen wurden?
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
Jane schleifte die Prinzessin in ihr Schlafzimmer, was ihr schwerfiel, da die Fenster und Vorhänge alle offen standen. Sie fand ein Seil und fesselte die Schlampe an die Bettpfosten. Nicht ein einziges Mal wachte Laila dabei auf. Jane duschte sich schnell, wusch das Blut ab und zog ihre vertrauten Jeans und ein T-Shirt an. Es war seltsam, ihre „normalen“ Kleider anzuziehen. Es fühlte sich … falsch an.
Zitternd warf sie das Kleid in die Waschmaschine. Nicolai , fragte sie in Gedanken und hoffte auf eine Antwort. Bist du da draußen? Geht es dir gut? Sobald sie sich um Laila gekümmert hatte, würde sie zu ihm zurückkehren.
Sie hatten sich noch nicht vollkommen verbunden. Sonst wäre keiner von ihnen in der Lage gewesen, von anderen zu trinken. Sie wollte sich vollkommen an ihn binden.
Jane kehrte in ihr Schlafzimmer zurück, schob einen Stuhl vor die Prinzessin und wartete. Sie gestattete es sich nicht, an Nicolai zu denken.
Stunden verstrichen, quälend langsam. Doch endlich öffnete Laila ihre Augen. Sie stöhnte, zerrte an ihren Fesseln, runzelte die Stirn. Als sie verstand, was geschehen war, bäumte sie sich auf – so weit es ging.
„Entspann dich“, sagte Jane zu ihr. „Ich habe dir nur das angetan, was du auch anderen angetan hast.“
„Dafür wirst du bezahlen“, fauchte Laila.
„Und du steckst hier fest.“
Ein Augenblick verging,
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