Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
dann noch einer. Dann, plötzlich, konnte Jane die Stimme der Frau in ihrem Kopf hören, so deutlich, wie sie Nicolai gehört hatte. Was hat sie mir angetan? Warum kann ich meine Magie nicht benutzen?
Jane lächelte. Interessant. Das war doch mal was. „Du kannst deine Magie nicht benutzen, weil du jetzt in meiner Welt bist.“
Laila keuchte auf. „Woher weißt du das?“ Oh, große Göttin. Sie hat meine Gaben. Sie hat meine Gaben!
„Nein, habe ich nicht. Ich bin allerdings ein Vampir.“
„Hör auf!“ Sie liest meine Gedanken, die Schlampe. Ich hasse sie! Jetzt leere deine Gedanken. Wie konnte sie so wie Nicolai werden?
„Ich habe sein Blut getrunken.“
„Hör auf damit, habe ich gesagt!“
Jane biss sich auf die Unterlippe. Wenn sie Gedanken lesen konnte, dann musste es doch auch möglich sein, tiefer ins Bewusstsein einzudringen, oder?
Sie konzentrierte sich eindringlicher auf Lailas Gedanken … Muss entkommen … Wie kann ich ohne meine Gaben entkommen? Ich muss mir meine Gaben zurückstehlen.
Sie drang noch tiefer ein. Plötzlich durchlebte sie noch einmal die Geschehnisse in ihrer Küche. Nur dieses Mal sah und hörte sie alles aus Lailas Perspektive, spürte, wie es war, mit den Fangzähnen eines ungeübten Vampirs im Hals aufzuwachen, geschwächt, unfähig, die eigene Kraft zu nutzen. Kraft, auf die sie sich ihr ganzes Leben lang verlassen hatte.
Jane wurde klar, dass sie der Prinzessin wirklich ihre Macht genommen hatte. Das war es, was in ihren Adern kribbelte.
Nicolai konnte die Gaben anderer in sich aufnehmen, und als Jane sein Blut getrunken hatte, musste sie diese Fähigkeit auch entwickelt haben, genau wie die Teleportation.
Sie drang noch tiefer ins Bewusstsein der Prinzessin ein. Es schien tausend verschiedene Stimmen zu geben, tausend Momentaufnahmen, die das Leben des Mädchens ausmachten. Sie horchte und suchte nach Dingen, die mit Nicolai zu tun hatten … Da!
Sie sah zu, lauschte. Hasste die Prinzessin noch mehr.
„Du hast Nicolai das Gedächtnis gelöscht“, knurrte sie, als sie in die Realität zurückkehrte. Sie bebte. „Du hast ihm gesagt, eine Heilerin hätte es getan, und er hat dir geglaubt.“
Laila wurde blass. „Dir erzähle ich überhaupt nichts.“
„Brauchst du auch nicht.“ Laila hatte sein Gedächtnis gelöscht und die Magie in ihm gefesselt. Dann hatte sie ihm eine neue Erinnerung eingepflanzt, dass die Heilerin es tat. Sie hatte nicht gewollt, dass er ihr die Schuld gab. Sie hatte auch versucht, ihm Liebe und Anbetung einzuflüstern, aber während sie seine Erinnerungen manipulieren konnte, blieben ihr seine Gefühle verschlossen.
Und jetzt kann ich ihr dasselbe antun, dachte Jane. Sie war sich nicht sicher, wie man diese Fähigkeit benutzte, also hängte sie sich an jede Erinnerung, die sie finden konnte, stellte sich eine schwarze Kiste vor und stopfte sie hinein, verbarg eine nach der anderen darin.
„Was machst du da?“, wollte Laila wissen. „Hör auf … Was … Warum …“
Jane blieb stumm. Sie arbeitete stundenlang, packte und stopfte, packte und stopfte. Als sie fertig war, war es in ihrer Hütte dunkel und stickig, und ihr Körper war so schwach, dass sie schon vom Stuhl gerutscht war.
Sie sah Laila in die Augen. Leere Augen. „Wer … wer bist du?“ In ihrem Blick lag jetzt Panik. „Wer bin ich?“
„Auge um Auge“, sagte Jane mit einem gezwungenen Lächeln. Sobald die Sonne untergegangen war, schaffte sie Laila in ihren Wagen, fuhr sie in die nächstgelegene Stadt und setzte sie aus. Die Prinzessin hatte keine Macht mehr, keine Erinnerungen und kein Geld. Sie würde auf die Hilfsbereitschaft von Fremden angewiesen sein.
Falls sie überhaupt hilfsbereite Menschen fand.
Jane kehrte nach Hause zurück, zog ihr Kleid an und warf sich aufs Bett. Sie stellte sich das Zelt vor, wo sie Nicolai das letzte Mal gesehen hatte – und nichts geschah. Sie versuchte es noch einmal … mit dem gleichen Ergebnis.
Sie versuchte es stundenlang, die ganze Nacht. Am Morgen war sie ein heulendes Häufchen Elend, ganz schwach, und ihr war schlecht. Sie konnte es nicht. Sie konnte nicht zurückkehren.
Der Fluch war schließlich doch eingetreten.
20. KAPITEL
O rei Tage. Es dauerte drei Tage, bis Nicolai sein Gedächtnis vollkommen zurückerlangt hatte.
Und jetzt, da er seinen Zeitmesser in der Hand hielt, wusste er, was genau mit seinen Eltern geschehen war. Der Blutmagier hatte überraschend angegriffen. Zuerst hatte er sich auf König
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