Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
behalten.
„Jane“, sagte er genervt.
„Was?“
Er kniff die Augen zusammen, und die goldenen Flecken darin leuchteten durch das Silber. „Vergiss es. Habe ich deine Fragen beantwortet?“
„Ja. Warte, nein, ich …“
„Zu spät. Du hast Ja gesagt. Die Meinung ändern gilt nicht. Jetzt ruf die Heilerin.“ Er hob den Arm, der ihr am nächsten war, so gut er konnte, und rieb mit der Handschelle gegen den eisernen Bettpfosten. „Und nimm mir die Ketten ab.“
Verdammter Kerl. Er hatte nicht versprochen, sie mitzunehmen. „In Ordnung. Zuerst die Ketten. Dann die Heilerin. Aber du schuldest mir etwas. Und wie. Und trink nicht von mir. Ich habe dich nicht angefleht.“
„Ist gut.“
„Ich vertraue dir. Wenn du dein Wort brichst, werde ich das nie wieder tun. Und wer erst einmal mein Vertrauen verloren hat, kann es nie wieder gewinnen.“ Sie drehte sich um und beugte sich über den Nachttisch, um die obere Schublade aufzuziehen. Tatsächlich lag darin ein langer dünner Schlüssel auf einem Bett aus purpurrotem Samt. „Sieh einer an. So einfach.“
„Odette!“ Scharniere quietschten eine Sekunde, ehe die Schlafzimmertür gegen die Wand prallte.
Jane wirbelte entsetzt herum. Eine kleine fettleibige Frau mit geröteten Wangen kam schwer atmend durch die offene Tür. Sie trug ein marineblaues Kleid mit goldenen Akzenten, das über ihrem runden Leib viel zu eng saß. Sie hatte pechschwarzes Haar, das von grauen Strähnen durchzogen und mit viel Öl streng an den Kopf gekämmt war.
Die Stadt ohne Zeit verlangte ihre Opfer.
„Du wagst es, dich mir zu widersetzen, Mädchen?“
Die Königin, dachte sie voller Furcht und mit einem Anflug von Panik. Ihre „Mutter“. Die mit der Peitsche. Vergiss nicht, du sollst Odette sein.
Angst pumpte in alarmierender Geschwindigkeit durch Janes Adern und gesellte sich zu Furcht und Panik. Gefahr, Gefahr, rief ihr Verstand, und es war nicht die köstliche Art, die Nicolai zu bieten hatte. Wenn es in dieser Welt auch nur ansatzweise so zuging wie in der eigenen, dann hatte diese Frau, diese Königin, die absolute Macht über alles und jeden in ihrem Königreich. Auch über Jane.
„Es … es tut mir leid.“ Janes Blick fiel auf Nicolai. Seine Miene war leer, seine Gesichtszüge vollkommen glatt. Und doch konnte er die Spannung in seinem Bizeps und seinem Bauch nicht verbergen. Er vibrierte fast. So unauffällig wie möglich warf sie ihm den Schlüssel zu. „Ich wollte Euch nicht verärgern, M… Mutter. Meine Königin.“
„Und doch hast du es getan. Du, meine Thronerbin, zu der mein Volk als Vorbild aufsehen sollte, hast mich wie einen Trottel dastehen lassen.“ Wenigstens war ihr der Schlüssel nicht aufgefallen. „Statt zu deiner dich liebenden Mutter zu kommen, hast du lieber einen Sklaven aufgesucht.“ Während die Königin sprach, kamen zwei Wachen hinter ihr in den Raum.
Jane erkannte sie nicht, sie waren größer und sahen gemeiner aus als die anderen.
„Jetzt sollst du bestraft werden.“
Die Männer kamen weiter auf sie zu.
„Aber … ich … Das könnt ihr nicht machen! Aufhören. Wagt es nicht, mich anzufassen. Loslassen!“
Nicolai entfuhr ein Knurren. Eines, das Schmerzen versprach. Jede Menge Schmerzen. Niemand außer Jane schien es zu bemerken. Die Wachen packten sie an den Armen und fingen an, sie aus dem Schlafzimmer zu zerren.
„Mein“, fuhr Nicolai sie an. „Nicht anfassen.“
Wieder wurde er ignoriert.
„Aufhören! Loslassen!“ Sie wehrte sich, trat um sich und brüllte, aber die Männer lockerten ihren Griff nicht.
Hinter sich hörte sie, wie Nicolai an seinen Ketten riss. „Mein!“
„Ich kann tun, was ich will“, sagte die Königin, so herablassend, dass Jane sie ohrfeigen wollte. „Vielleicht hast du das nach deiner kleinen Beule am Kopf vergessen. Aber keine Sorge, mein Schatz. Ich werde dich daran erinnern – und dafür sorgen, dass du es nie wieder vergisst.“
5. KAPITEL
S ie schrie kein einziges Mal auf, sie keuchte nicht einmal, als die Peitsche ihre zarte Haut verletzte.
Nicolai war an Odettes Bett gefesselt. Er hatte Jane nicht gezeichnet, wie er es vorgehabt hatte, aber er war trotzdem auf eine Weise mit ihr im Einklang, von der er nicht glaubte, sie schon einmal mit einer anderen Person erlebt zu haben. Er hätte nicht in der Lage sein dürfen, sich so auf sie zu konzentrieren, besonders, weil er noch gegen seine lodernde Lust auf sie – ihren Körper, ihr Blut – ankämpfte und alle anderen
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