Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
Macht von ihrer Heilerin fesseln lassen und auch sein Gedächtnis gelöscht, und daraus machten sie kein Geheimnis. Den Grund dafür hatten sie ihm allerdings nie verraten. Woran sollte er sich nicht erinnern? Auch das würde er herausfinden.
Was sie nicht wussten, war, dass die Hexe nicht Nicolais innere Stärke gehabt hatte, und schon jetzt waren einige seiner Fähigkeiten ihrem mentalen Käfig entkommen und hatten es ihm erlaubt, eine Frau zu sich zu rufen, die ihn befreien konnte.
Eine Frau, die endlich angekommen war. Vor Ungeduld und Erleichterung lief er immer wieder in seiner Zelle auf und ab. Seine nackten Füße klopften dabei auf dem kalten Zementboden, und seine Ketten rasselten. Selbst seine Wachen waren schockiert, als Prinzessin Odette wie durch ein Wunder aufgetaucht war. Oder vielmehr das Mädchen, von dem sie annahmen, dass es Prinzessin Odette war.
Die echte Odette war tot. Dafür hatte er gesorgt. Er hatte sie ausgesaugt, erstochen und dann über die Klippen vor den Palastmauern gestoßen. Übertrieben gewalttätig vielleicht, aber ein Feind war ein Feind, und sie hatte seinen Zorn entfacht. Außerdem hatte er sichergehen müssen, dass sich nicht einmal die mächtigsten Hexen von so etwas erholen konnten.
Beeil dich, Weib. Ich brauche dich.
Nicolai hatte unzählige Tage, Wochen, Jahre – er war sich nicht sicher – mit Odette verbracht, ehe er sie umgebracht hatte. Sie war es gewesen, die ihn auf dem Sexmarkt gekauft hatte. Sie war eine grausame Frau gewesen, mit einer Vorliebe dafür, anderen Schmerzen zuzufügen. Sie konnte keinen Höhepunkt erreichen, wenn ihr unfreiwilliger Partner nicht vor Schmerzen schrie.
Bei Nicolai hatte sie nie einen Höhepunkt erreicht.
Stumm zu bleiben war für ihn eine Frage des Stolzes gewesen. Egal welche Werkzeuge sie an ihm benutzt hatte, egal wie vielen Männern und Frauen die Schlampe es erlaubt hatte, ihn zu berühren und zu benutzen, er hatte immer nur gelächelt.
Als Odette ihn mit vor die Palastmauern genommen und ihm damit gedroht hatte, ihn von den Klippen zu werfen, wenn er sich ihr weiterhin widersetzte, war für ihn endlich die Gelegenheit gekommen, zuzuschlagen. Sie hatte den Fehler gemacht, seinen Maulkorb im Kerker zurückzulassen. Sie hatte auch den Fehler gemacht, in seine Reichweite zu kommen. Obwohl er in Ketten gelegen hatte, hatte er sie angefallen, sie zu Boden geworfen und seine Fangzähne in ihrem Hals vergraben. Ausgehungert, wie er gewesen war, hatte es nur wenige Minuten gedauert, sie leer zu saugen. Und nach dem letzten Schluck, der ihr das Leben genommen hatte, hatte er sie mit ihrem Dolch erstochen, nur um sicherzugehen, und sie über den Rand der Klippen geworfen.
Der Leibwächter hatte zu spät bemerkt, was vor sich ging, und da hatte Nicolai, der Appetit auf einen weiteren Imbiss bekommen hatte, ihn bereits angefallen. Sie hatten wie Tiere gekämpft. Nur weil er animalischer war als die meisten Männer, hatte Nicolai gewonnen. Der Wächter hatte eigentlich keine Chance gehabt. Wenn man sie provozierte oder sie hungrig waren, wurden Vampire wahnsinnig und heißhungrig – unvorhersehbare, unkontrollierbare Raubtiere, die Beute gewittert hatten.
Während er sein zweites Opfer ausgesaugt hatte, war Prinzessin Laila gekommen. Nachdem sie ihrer älteren Schwester immer das Anrecht auf den Thron geneidet hatte, genau wie ihre Besitztümer und Nicolai selbst, hatte sie Odette beobachtet und auf den richtigen Zeitpunkt gewartet.
Nicolai hatte ihn ihr unfreiwillig verschafft. Sie und ihre Wachen waren schneller gewesen, als seine Augen es fassen konnten, gestärkt und beschleunigt durch uneingeschränkte Magie, und auch wenn die Mahlzeit, seine erste seit Wochen, ihn gestärkt hatte – die Ketten hatten ihn behindert. Sie hatten ihn beschämend schnell überwältigt.
Plötzlich ertönten Schritte, gefolgt von einem süßen Duft, und beides zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Nicolai erstarrte, seine Ohren zuckten, und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Alles verzehrender Hunger überkam ihn, sein Magen zog sich zusammen. Muss … das Weib … kosten …
Das Verlangen entsprang nicht seinem Verstand, sondern einer Quelle tief in seinem Innersten. Einem Instinkt, einem Bedürfnis.
Normalerweise kündigten Schritte Lailas Bedienstete an, die kamen, um ihn die Treppe hinauf in ihr Schlafzimmer zu schleppen. Dieses Mal bog eine pummelige Rothaarige um die Ecke. Er sog die Luft tief ein und knurrte. Sie war es nicht. Von ihr
Weitere Kostenlose Bücher