Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
Schwester, Prinzessin Laila, hat gesehen, wie Ihr vor einer gefühlten Ewigkeit von den Klippen gefallen seid. Nachdem Euer neuer Sklave Euch erstochen und leer getrunken hatte. Auch wenn wir Euren Körper nie finden konnten, nahm man an, Ihr wäret tot, denn so einen Sturz hat noch nie jemand überlebt. Wir hätten wissen müssen, dass Ihr, der Liebling von ganz Delfina, einen Weg finden würdet.“ Sie ließ ein steifes Lächeln aufblitzen, das höchstens eine Sekunde anhielt.
Prinzessin Laila. Auch dieser Name hallte in Janes Kopf wider, direkt gefolgt von „grausame, perverse Gelüste“.
„Nicolai“, sagte sie. War er hier? War er echt?
Das Dienstmädchen kaute auf seiner Unterlippe und schien plötzlich nervös zu sein. „Wollt Ihr, dass ich den Sklaven Nicolai zu Euch bringen lasse?“
Janes Pulsschlag beschleunigte sich, ihre Haut erwärmte sich und kribbelte wie zuvor. Dieses Mädchen wusste, wer er war. Das bedeutete, er war wirklich hier, er war so echt, wie sie selbst es war.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Das Buch. Die Charaktere. Die Geschichte, die vor ihren Augen Wirklichkeit wurde … und Jane war jetzt ein Teil davon, tief darin verwoben, auch wenn sie nicht sie selbst war. Endlich. Ein Puzzleteil fiel an seinen Platz.
Das Buch könnte eine Verbindung darstellen. Vielleicht hatte sie, indem sie laut vorlas, eine Pforte von ihrer Welt in diese geöffnet. Vielleicht war es Nicolai irgendwie gelungen, das Buch zu ihr zu schicken, und sie war seine einzige Hoffnung auf Freiheit.
„Nicolai“, wiederholte sie. „Bring mich zu ihm.“ Sie musste ihn sehen, und sie war zu ungeduldig, um abzuwarten. Würde er sie erkennen? Hatte sie recht mit ihren Vermutungen?
Rhoslyn schluckte. „Aber er war es, der Euch erstochen hat, und Eure Mutt… ich meine, äh, die Königin mag es nicht, wenn man sie warten lässt. Sie hat Euch bereits einmal besucht, aber Ihr habt fest geschlafen und konntet nicht geweckt werden. Ihre Ungeduld wächst, und Ihr wisst, Ihre Launen …“ Ihre Wangen röteten sich, als sie merkte, was sie gesagt hatte. „Es tut mir leid. Ich wollte der Königin gegenüber nicht respektlos sein.“
Nicolai hatte Odette erstochen, die Frau, die Jane gerade verkörperte? Das war eine Wendung, die Jane nicht erwartet hatte. Verdammt. Was, wenn er versuchte, Jane das Gleiche anzutun?
Das wird er nicht, sagte ein tief verborgener, geheimer Teil von ihr. Er braucht dich. Das hat er selbst gesagt.
„Ein paar Minuten länger zu warten wird der Königin nicht schaden.“ Wer auch immer diese Königin war und was sie ihr auch bedeuten sollte, Jane war es egal. Obwohl es ihr nicht behagte, dass eine solche Frau, die anscheinend unter unberechenbaren Launen litt, hier regierte und ihre Worte Gesetz waren.
„Eure Schwester …“
„Ist egal.“ Auch sie war tot. Obwohl, wenn man dem Buch glaubte, könnte Odette sehr wohl eine Schwester haben. Diese andere Prinzessin. Aber auch das war Jane egal. „Bring mich zu Nicolai. Sofort.“ Zeit, ein weiteres Puzzleteil zu finden.
Das Mädchen zuckte zusammen, und in der angespannten Stille tickten die Sekunden dahin. Endlich sagte es: „Was immer Ihr befehlt, Prinzessin. Hier entlang.“
3. KAPITEL
M an nannte ihn Nicolai. Er wusste nicht, ob das sein richtiger Name war. Er wusste nichts über sich selbst. Immer, wenn er versuchte, sich zu erinnern, pochte ein unerträglicher Schmerz in seinem Kopf, und sein Verstand verschloss sich. Er wusste nur, dass er ein Vampir war, und die Frauen um ihn herum waren Hexen. Das und dass er dieses Königreich und sein Volk verachtete – und er würde sie alle vernichten. Eines Tages. Bald. So wie er eine ihrer Prinzessinnen vernichtet hatte.
Vorfreude stieg in ihm auf. Die Leute, die ihn gefangen hielten, dachten, er wäre schwach und harmlos. Sie hungerten ihn aus, gaben ihm nur einen Tropfen Blut am Morgen und einen Tropfen am Abend. Mehr nicht. Er wurde ständig verspottet und gequält. Besonders von Prinzessin Laila. Von so edler Geburt, und jetzt sieh dich an. Zu meinen Füßen, und ich kann mit dir machen, was ich will.
Von edler Geburt? Das würde er bald herausfinden.
Sie nahmen an, dass er ihnen kein Leid zufügen konnte, nur weil er gefesselt war und hungerte. Sie hatten keine Ahnung, welche Macht in ihm brodelte. Macht, die wie er selbst in Ketten lag, aber sie war da, bereit, im richtigen Augenblick ihre Ketten zu sprengen.
Bald, dachte er mit einem finsteren Grinsen.
Sie hatten seine
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