Der Vampyr
hier so unerträglich, das t, Andrej abwehrend die Arme vor das Gesicht riss und für einen Moment keine Luft mehr bekam. Zwei, drei weitere von Abu Duns Männern wurden von den brodelnden Flammen ergriffen und verzehrt, den anderen gelang es, sich in Sicherheit zu bringen, und auch Andrej erwachte endlich aus seiner Erstarrung. Er fuhr herum und rannte mit Riesenschritten auf die Luke zu, in der Frederic verschwunden war.
»Lauft!«, schrie er.
»Bringt euch in Sicherheit!« Aber wie? Er wußte, das das Schiff verloren war. Nichts, keine Macht der Welt, konnte Griechisches Feuer löschen. Der gesamte Bug des Schiffes stand bereits in hellen Flammen, die erst dann erlöschen würden, wenn es nichts mehr gab, was sie verzehren konnten. Wer immer an Bord des Drachenseglers die teuflische Maschinerie bediente, die einen längst vergessen geglaubten Schrecken aus vergangener Zeit auf das Schiff schleuderte, er tat es mit erschreckender Präzision. Der Feuerstrahl fraß sich durch das Vorderdeck des Schiffes, spritzte lodernde Flammen in die Takelage und setzte die Segel in Brand. Andrej hatte Abu Dun längst aus den Augen verloren. Die Hitze war beinahe unerträglich. Er stürmte die Treppe hinunter und sah gerade noch, wie Frederic die schwere Tür zum Sklavenquartier aufschob, eine Aufgabe, die seine gesamte Kraft zu beanspruchen schien.
»Nein! «, brüllte er.
»Nicht! « Frederic hielt mitten in der Bewegung inne und drehte sich verwirrt zu ihm um. Er hatte offensichtlich keine Ahnung, was direkt über seinem Kopf geschah. Andrej war mit einem einzigen gewaltigen Satz bei ihm und riss ihn zurück.
»He!«, schrie Frederic.
»Was …?« Die Hitze war mittlerweile selbst hier unten zu spüren.
Ein böses, loderndes Licht füllte die Luke aus, durch die Andrej heruntergekommen war. Er hatte keine Zeit für irgendeine Erklä-
rung. Ohne auf Frederics Widerstand zu achten, zerrte er ihn herum, riss ihn in die Höhe und trug ihn zur Treppe zurück. Hitze schlug ihm wie eine unsichtbare Hand entgegen und nahm ihm den Atem, aber er stürmte weiter. Das Deck war eine Hölle aus Hitze, Licht, Schreien und tobender Bewegung. Frederic stieß einen keu-chenden Schrei aus. Andrej versuchte erst gar nicht, sich zu orientieren, sondern rannte blindlings in die Richtung, in der das Licht am wenigsten grell war und wohin die Hitze nicht das Gesicht verbrannte. Eine in Flammen gehüllte Gestalt torkelte vorüber und brach zusammen, dann prallte Andrej gegen die Reling und wäre fast gestürzt. Ohne darüber nachzudenken, was er tat, schleuderte er Frederic in hohem Bogen über die Reling, fort von dem grausamen, verzehrenden Licht.
»Schwimm! «, schrie er.
»Zum Ufer! « Noch bevor Frederic mit einem gewaltigen Platschen im Wasser verschwand, schwang auch er sich über die Reling und sprang von Bord. Nach der grausamen Hitze, die auf dem Deck des Piratenseglers geherrscht hatte, war das eisige Wasser ein Schock.
Andrej schnappte instinktiv nach Luft, schluckte Wasser und spür-te, wie sein Herz aus dem Takt geriet, während er von der Wucht des Aufpralls meterweit unter die Wasseroberfläche gedrückt wurde. Automatisch begann er zu paddeln, kam wieder nach oben und rang keuchend nach Luft, als er die Wasseroberfläche durchbrach.
Die Luft verbrannte seine Kehle und füllte seine Lungen mit wei-
ßem, flüssigem Schmerz. Er schrie, ging abermals unter und kam irgendwie wieder nach oben, ohne zu wissen, wo er war und in welche Richtung er sich bewegte. Neben ihm war plötzlich eine Gestalt, eigentlich nur eine Bewegung. Er glaubte, es sei Frederic, griff zu und spürte, das er sich getäuscht haben mußte. Die Gestalt war zu groß, viel zu schwer und vollkommen reglos. Der Mann war ohnmächtig oder bereits tot. Statt ihn jedoch loszulassen, drehte sich Andrej auf den Rücken, lud sich den Mann so auf die Brust, das sein Gesicht über Wasser blieb und er atmen konnte, und schwamm los. Er konnte nur hoffen, das er sich in die richtige Richtung bewegte. Diesmal war das Schicksal ausnahmsweise auf seiner Seite gewesen. Schon nach wenigen Augenblicken hatte ihn die an dieser Stelle außergewöhnlich starke Strömung ergriffen. Er hatte nicht versucht, dagegen anzukämpfen, sondern war nur be-müht gewesen, in einen möglichst gleichmäßigen und Kräfte spa-renden Rhythmus zu gelangen. Der Fluss war an dieser Stelle voller Wirbel und reißender Unterströmungen, die einen Schwimmer mei-lenweit davontragen konnten, aber es gab
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