Der Vampyr
Fünf?
Wie auch immer, glaubst du wirklich, ich hätte nicht gewusst, das in dieser Zeit nicht ein Tag vergangen ist, an dem du mir nicht den Tod gewünscht hast? Ich wußte, das du der Versuchung nicht würdest widerstehen können.«
»Und du hast trotzdem in Ruhe abgewartet, das er mich hierher bringt?« Andrej hob sein Schwert.
»Das war sehr dumm, Tepesch. Ich werde dich töten.« Er begann um das Bett herumzugehen, und Tepesch stellte endlich den Trinkbecher aus der Hand und zog stattdessen sein Schwert, wich aber gleichzeitig um einige schnelle Schritte vor ihm zurück.
»Hast du Angst, Dracul?« Andrej lachte böse.
»Der Herr der Schmerzen, der Drache, hat Angst?«.
»Nein«, antwortete Tepesch.
»Nur scheint mir der Kampf ein wenig unfair. Ich kann dich nicht besiegen. Ich habe nichts gegen einen Kampf - aber dann sollte er auch wirklich fair sein! « Andrej sah eine Bewegung aus den Augenwinkeln, wirbelte herum - und erstarrte für eine Sekunde vor Schrecken. Wie aus dem Nichts war eine riesige Gestalt in einem golden schimmernden Brustharnisch hinter ihm erschienen. Körber.
»Ihr hattet Recht, Fürst«, sagte der Vampyr, an Tepesch gewandt, aber ohne Andrej auch nur einen Sekundenbruchteil aus den Augen zu lassen.
»Er war tatsächlich dumm genug, hierher zu kommen.« Andrej bewegte sich vorsichtig ein paar Schritte rückwärts und versuchte, Tepesch und Körber dabei gleichzeitig im Auge zu behalten. Tepesch folgte ihm, wenn auch langsam und in respektvoller Distanz, aber Körber rührte sich nicht von der Stelle.
»Ich pflege meine Versprechen normalerweise zu halten«, sagte Dracul.
»So oder so.« Er griff so schnell an, das es ihm um ein Haar gelungen wäre, Andrej zu überrumpeln. Erst im letzten Moment brachte er sein Schwert hoch, parierte den Angriff des Drachenritters und schlug blitzschnell zurück. Er traf sogar, aber seine Waffe prallte Funken sprühend von der Rüstung des Ritters ab. Die pure Wucht des Schlages ließ Dracul zurücktaumeln, aber er war nicht verletzt.
Andrej wirbelte herum. Sein Schwert vollzog die Bewegung am En-de eines glitzernden tödlichen Dreiviertelkreises nach und kam nur eine Handbreit vor Körbers Gesicht zum Stillstand. Der Vampyr hatte den Moment der Unaufmerksamkeit genutzt und stürmte heran. Kein anderer Gegner hätte schnell genug reagiert, um sich nicht selbst an Andrejs Klinge aufzuspießen, aber Körber schaffte es, sich mitten in der Bewegung zu stoppen. Er hätte fast das Gleichgewicht verloren, prallte gegen die Wand und rollte sich blitzschnell zur Seite. Andrejs Schwert schlug Funken in die Wand neben seinem Gesicht. Körber warf sich mit einem Keuchen noch einmal herum und verlor endgültig die Balance. Er fiel nicht, sank aber auf die Knie und war für einen Moment hilflos. Andre] setzte ihm nach, rammte ihm das Knie ins Gesicht und registrierte voll grimmiger Befriedigung das spritzende Blut, als Körbers Nase brach.
Der Vampyr mochte nahezu unsterblich sein, aber er war weder immun gegen Schmerz noch gegen die Gesetze der Physik. Er schrie auf, sein Hinterkopf prallte mit einein trockenen Laut gegen die Wand, und für eine kurze Zeit war er so benommen, das er das Schwert sinken ließ. Andrej sprang rasch einen halben Schritt zu-rück und hob sein Schwert, um den Vampyr zu enthaupten, aber ein dünner, blendend greller Schmerz bohrte sich zwischen seine Schulterblätter in seinen Rücken und ließ ihn vor Qual aufschreien.
Haltlos taumelte er gegen die Wand, glitt daran herab und drehte sich halb herum. Er ahnte die Bewegung mehr, als er sie sah, warf instinktiv den Kopf zur Seite und die tödlichen Dornen auf Tepeschs Handschuhen, die diesmal nach seinen Augen zielten, rissen nur seine Schläfe auf. Andre] griff instinktiv zu, verdrehte Draculs Arm und stieß ihn von sich. Einer der schrecklichen Dornen durchstieß seine Hand und peinigte ihn mit einem weiteren, lodernden Schmerz, aber er ignorierte ihn und stieß Tepesch mit so großer Wucht von sich, das er noch zwei Schritte haltlos rückwärts taumelte und dann mit einem gewaltigen Scheppern zu Boden fiel.
Noch bevor er sich wieder hochstemmen konnte, waren Abu Dun und Vlad über ihm. Andrej blieb keine Zeit, den Kampf zu verfolgen. Körber hatte die winzige Atempause genutzt, um wieder auf die Beine zu kommen und seine Waffe aufzunehmen. Andrej hatte in den nächsten Sekunden genug damit zu tun, dem Hagel von Hieben und Stichen auszuweichen, den der Vampyr auf ihn
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