Der verbannte Highlander
geschwind
neben sich vom Pferd. Nachdem er dem Tier die Satteltaschen und das Plaid abgenommen und sie sich über die Schultern geworfen hatte, die bereits mit seinem Bogen und dem claidheamhmór beladen waren, schlug er dem Pferd auf die Flanken und rief ihm auf gälisch ein Kommando zu. Das Tier schoss davon wie eine Pistolenkugel und verschwand zwischen den Bäumen in der Dunkelheit, bevor Lizzie noch die Gelegenheit hatte, zu reagieren.
Plötzlich fühlte alles sich sehr still und sehr dunkel an. Der schwache Schein des Mondes war nicht stark genug, um das dichte Blätterdach der Bäume zu durchdringen.
»Mit etwas Glück wird es eine Weile dauern, bevor sie das Pferd einholen«, flüsterte er an ihrem Ohr, dann sprang er auf der anderen Seite vom Felsen und streckte ihr die Hand hin. »Pass auf, wo du hintrittst. Sie werden nach unseren Spuren suchen.«
Wo waren sie? Sie hatte schon vor geraumer Zeit jeglichen Orientierungssinn verloren.
Zögernd legte sie die Hand in seine und sprang neben ihm vom Felsen. So dicht neben ihm zu stehen, mit seinem vertrauten Duft, der sie einhüllte, löste einen Tumult widerstreitender Gefühle in ihr aus. Sie hatte geglaubt, ihn so gut zu kennen. Sie konnte die Augen schließen und ganz genau spüren, wie es sich anfühlte, von ihm im Arm gehalten zu werden – die Wange an seine unglaubliche Brust zu schmiegen. Die harten Muskeln mit den Fingern nachzuzeichnen. Ihm in die Augen zu sehen, wenn er in sie eindrang und sie Zoll um unglaublichen Zoll ausfüllte.
Wieder einmal hatte sie Sex mit Liebe verwechselt.
Ein Teil von ihr wollte sich ihm in die Arme werfen und in Tränen ausbrechen, der andere Teil wollte ihm die Fäuste gegen die Brust hämmern und ihn so verletzen, wie er sie verletzt hatte. Er hatte sie getäuscht – sie hatte beinahe zu viel Angst davor, herauszufinden, in welchem Ausmaß. »Warum
verfolgen sie uns? Du kennst die Männer, die mich angegriffen haben. Versuch nicht, es zu leugnen!«
»Ich werde es nicht leugnen. Du kannst mich alles fragen, was du willst, Lizzie, aber nicht jetzt. Wir müssen uns beeilen.«
»Warte!« Sie sah nach unten. »Dein Bein.« Blut hatte das braune Leder seiner Breeches durchtränkt. Ein großer Fleck bildete sich hoch an seinem linken Schenkel und das dunkle Loch nahe am äußeren Teil zeigte, wo die Kugel eingetreten war. Schnell hob sie ihren Wollrock hoch, riss den unteren Teil eines ihrer Unterröcke aus Musselin ab und hielt ihn ihm hin. »Du verbindest es besser damit.«
Er bedachte sie mit einem eigenartigen Blick, bevor er schnell tat, wie ihm geheißen. »Danke.«
Sie nickte, dann machten sie sich auf den Weg. Er zog sie hinter sich durch die Wälder, in die entgegengesetzte Richtung, in die sie geritten waren. Offensichtlich hoffte er, dass ihre Häscher dem Pferd folgen würden. Sogar verwundet bewegte er sich noch mit der Geschwindigkeit und Gewandtheit einer Wildkatze zwischen den Bäumen hindurch. Sie konnte kaum mit ihm Schritt halten. Das gelegentliche Ächzen über unwegsamem Untergrund war der einzige Hinweis darauf, dass eine Kugel in seinem Bein steckte. Trotz der Kälte brach ihr der Schweiß auf der Stirn und zwischen ihren Brüsten aus. Beim wilden Pochen ihres Herzens geriet sie mehr und mehr außer Atem und sie rannten, bis sie glaubte, ihre Lungen würden bersten.
Sie fing an, zurückzufallen.
Er wurde langsamer und bot ihr Wasser aus einem Trinkschlauch aus seiner Tasche an. Dankbar für die kurze Atempause nahm sie einen tiefen Schluck.
»Wir können nicht stehenbleiben, Lizzie. Es ist nur noch ein kleines Stück.«
Keuchend rang sie nach Luft, nicht in der Lage, ihm zu sagen,
dass sie nicht weiterlaufen konnte. Gott, was war nur los mit ihm? Er war kaum außer Atem. In der Dunkelheit konnte sie gerade noch erkennen, dass er vor Schmerz, der entsetzlich sein musste, die Zähne zusammenbiss.
»Ich kann dich tragen, wenn du zu erschöpft bist«, bot er an.
Sie riss die Augen auf. Das meinte er ernst! Sie gab einen erstickten Laut von sich, halb Weinen, halb Lachen, und schüttelte den Kopf. Er würde es tatsächlich tun. Selbst in ihrem Zorn konnte sie sich nicht vorstellen, was das zusätzliche Gewicht seinem Bein antun würde. Darüber hinaus spürte sie, dass sie ihn für das, was vor ihnen lag, so stark wie möglich brauchte. Vielleicht hatten seine Clansleute recht: Nichts konnte ihm Schmerz bereiten.
Warum hatte sie je geglaubt, er könnte etwas empfinden?
Mit einem tiefen
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