Der verbannte Highlander
bei seinem Bruder Gnade hatte walten lassen, hatte er ihm eine Gelegenheit gegeben, die Gregor ohne zu zögern nutzen würde. Patrick konnte Lizzies Leben nicht für die Ehre seines Bruders aufs Spiel setzen.
Mit einer Kugel im Oberschenkel war er kein Gegner für Gregor. Und mit nur vier seiner eigenen Männer gegen Gregors zehn Schläger würden sie Lizzie nicht verteidigen können, wenn er starb.
Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte er einen Schmerzensschrei und kam auf die Beine.
»Haltet sie zurück«, sagte er zu Robbie, während er sich aufs Pferd schwang. Der Schmerz, der ihm durchs Bein jagte, ließ ihn beinahe vornüberkippen – nur das Wissen über den schrecklichen Tod, der Lizzie erwartete, hielt ihn im Sattel.
Robbie nickte. »Aye, Chief.«
»Die Höhle«, beantwortete Patrick die stumme Frage. »Wenn ihr heute Nacht dort hinkommen könnt, ohne verfolgt zu werden. Ansonsten versammelt die Männer bei der Kirche in Balquhidder wie geplant.«
Robbie nickte ihm kurz zu, und bevor die anderen erkannten, was er vorhatte, zog Patrick Lizzie vom Pferd, setzte sie vor sich in den Sattel und preschte zwischen die Bäume.
Kapitel 17
L izzie schlug wild um sich, während sie in der Dunkelheit durch den Wald jagten, als das Entsetzen dieses Tages sie endlich einholte.
Patricks Arm presste sich hart um ihre Rippen und hielt sie eng an ihn gedrückt. Die vertraute muskulöse Mauer seiner Brust fühlte sich so nachgiebig wie Granit an.
»Verdammt, Lizzie, hör auf«, raunte er ihr barsch mit vor Schmerz rauer Stimme ins Ohr. »Ich versuche, uns beiden das Leben zu retten, aber wenn du weiter so auf mein Bein einschlägst, dann werden wir vom Pferd fallen.«
Sie erstarrte. Sein Bein. Gott, er war angeschossen worden! Der Augenblick haarsträubender Panik, als die Kugel explodiert war, hatte sich tief in ihr törichtes Herz gegraben. Sogar nachdem er sie weggeworfen und betrogen hatte, wollte sie nicht, dass er starb. Zumindest jetzt noch nicht. Nicht, bevor sie nicht die Wahrheit kannte. Dann könnte sie die schändliche Tat auch selbst vollbringen.
Sie erinnerte sich an den Schock, den harten Schlag in der Brust, als er das Schwert gegen ihre Clansmänner erhoben hatte, um zu verhindern, dass eben der MacGregor erschossen wurde, der sie angegriffen hatte. Er hatte sich erst dem MacGregor gegen ihre Clansmänner angeschlossen und dann gegen ihn gekämpft. Das ergab keinen Sinn.
Es war offensichtlich, dass die beiden sich kannten – mehr als das. Als ihr Blick während des Kampfes zwischen ihnen hin- und herwechselte – war da etwas … Sie schloss die Augen und schluckte den bitteren Geschmack herunter, der ihr in die Kehle stieg.
Nein! Sie wollte es nicht sehen. Wollte nicht einmal die
Möglichkeit in Betracht ziehen. »Warum sollte ich mit dir irgendwohin gehen?«
»Wäre es dir lieber, wenn ich dich bei ihnen zurückgelassen hätte?«
»Also bist du das Geringere von zwei Übeln?«
Er stieß einen kurzen, bellenden Laut wie ein Lachen aus, doch es war von zu viel Schmerz erfüllt. »In diesem Fall, ja.«
Obwohl sie nichts sehnlicher wünschte, als ihn zu beschimpfen, ihn zur Rede zu stellen und eine Erklärung zu fordern, hielt sie die Gefährlichkeit ihrer gegenwärtigen Umstände vorübergehend davon ab. Etwas, das Patrick gesagt hatte, bezweifelte sie nicht: Der MacGregor-Unhold hatte beabsichtigt, ihr etwas anzutun. Und ob es ihr gefiel oder nicht, alles, was zwischen ihr und dieser widerwärtigen Bestie stand, war Patrick. Ein verwundeter Patrick. Sie schluckte eine Welle der Panik hinunter.
Lizzie verstummte, während sie durch den Wald jagten und das Pochen ihres Herzens ging mindestens ebenso schnell und wütend wie das Hämmern der Hufe, bis Patrick das mächtige Streitross plötzlich zügelte und es neben einem großen Felsen zum Stehen brachte.
»Warum halten wir an?«
»Zu Pferde werden sie uns irgendwann einholen. Deshalb müssen wir versuchen, sie abzuschütteln, und ich muss an einen sicheren Ort, um mir die Kugel aus dem Bein zu holen.«
»Wohin gehen wir?«
»Nach Norden.«
Sie erstarrte. Dunoon lag im Süden. »Aber …«
»Wir können nicht mehr nach Dunoon gehen, Lizzie. Zumindest im Augenblick nicht. Ich bringe dich dorthin, aber das kann ich nicht alleine tun. Nicht, wenn sie uns verfolgen. Wir würden es niemals schaffen.«
Er stieg ab, wobei er darauf achtete, auf den Felsen zu treten, um keine Fußabdrücke zu hinterlassen, und hob sie
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