Der verbannte Highlander
Stück Birkenholz zu schälen und sie dann zu zerquetschen.
»Was machst du da?«
»Das Holz und das Moos sind zu feucht, um durch die Funken von meinem Feuerstein Feuer zu fangen, aber in dieser Rinde ist Öl, dadurch wird es sich leichter entzünden.«
Und nach ein paar Schlägen mit dem Feuerstein hörte sie das unverkennbare Knacken und Puffen von Öl, als die Rinde in dem Mooshaufen Feuer fing. Er pustete darauf, bis eine kleine Flamme erschien, dann hielt er sie vorsichtig an das aufgestapelte Holz. Minuten später flammte knisternd ein Feuer auf.
Im flackernden Schein betrachtete sie sein gutaussehendes Gesicht – die harten Konturen seiner Wangenknochen, das kantige Kinn, die gerade Linie seiner Nase.
Das Herz krampfte sich ihr zusammen, als sein Gesicht mit dem eines anderen verschmolz. Sie konnte es nicht länger ignorieren.
»Du bist einer von ihnen«, stieß sie erstickt hervor. »Du bist ein …« Sie brachte die Worte kaum über die Lippen, so widerwärtig war ihr der Name auf der Zunge. »MacGregor.« Ein Gesetzloser, ein Verbrecher, ein Feind ihres Clans.
An der Art, wie er die Schultern versteifte, erkannte sie, dass ihm ihr Tonfall nicht gefiel. Langsam drehte er sich zu ihr herum, und sein Gesichtsausdruck war eine Maske aus wütendem Stolz. »Wie du dich vielleicht erinnerst, ist es mir nicht länger erlaubt, diesen Namen zu führen.« Er durchbohrte sie mit seinem Blick. »Aber aye , ich wurde geboren als Patrick MacGregor, ältester Sohn von Ewin, dem Tutor.«
Sie gab einen erstickten Aufschrei von sich. Das niederschmetternde Gewicht auf ihrer Brust war unerträglich. Auch wenn sie es bereits geahnt hatte, traf es sie dennoch wie ein brutaler Schock, die Wahrheit bestätigt zu hören.
Ein MacGregor. Er war ein MacGregor. Er hatte sie getäuscht und hintergangen. Doch warum?
Ihr Herz klopfte heftig. Sie wusste nicht, ob sie die ganze Wahrheit ertragen konnte, doch sie musste sie hören – jede hässliche, verabscheuenswerte Einzelheit davon.
Unverwandt musterte sie sein Gesicht auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen einer Gefühlsregung in der stählernen Fassade. Sag mir, dass es nicht so ist, wie ich denke. »Und der Mann, der mich angegriffen hat? Der Mann, der mich töten will?«
Sein Mund war zu einem erbitterten Strich zusammengepresst und der Muskel an seinem Hals begann zu zucken, doch er wich ihrem Blick nicht aus. Sie machte sich auf das Schlimmste gefasst. Und es kam.
»Mein Bruder.«
Ein ersticktes Schluchzen drang aus den Tiefen ihres zerschmetterten Herzens mit so quälender Pein, dass es alles andere in den Schatten stellte. Dieser widerwärtige Unhold war sein Bruder! Sie konnte ihn nur stumm anstarren, während die Gedanken wild in ihrem Kopf herumwirbelten. An das erste Mal, als sie den MacGregor-Schurken gesehen hatte. An das erste Mal, als sie Patrick gesehen hatte.
Ihre Augen brannten vor ungeweinten Tränen, vor der dämmernden Erkenntnis, dass sie benutzt worden war. »Es war kein Zufall, dass du an jenem Tag auf der Landstraße aufgetaucht bist.«
Bedauern huschte über sein Gesicht. Sie hatte die unerbittliche Fassade durchdrungen, doch es war zu spät. »Nay , es war kein Zufall, obwohl niemand verletzt werden sollte.«
Ihr Kinn zitterte unkontrolliert. »Und das soll ich dir glauben? Die MacGregors sind nicht gerade für ihr Mitleid und ihre ritterlichen Manieren bekannt.«
Er ignorierte die Spitze, obwohl seine Augen funkelten. »Wie du an dem, was du heute gesehen hast, zweifellos erkennen
kannst, sind mein Bruder und ich nicht ganz einer Meinung.«
Wenn es sich nicht gerade anfühlen würde, als sterbe sie innerlich, dann hätte sie über diese Untertreibung gelacht. »Du meinst, er will mich töten und du nicht?«
Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »So etwas in der Art. Aber ich hätte nie geglaubt, dass er so weit gehen würde. Gregor ist ein Hitzkopf und kann schwer zu bremsen sein, aber er war bisher stets loyal.«
Sie starrte ihn an und sah ihn zum ersten Mal richtig. Sah Dinge, die sie nie zuvor gesehen hatte. Die Stärke und Zähigkeit waren schon immer da gewesen, aber nun sah sie auch die harte Rücksichtslosigkeit. »Gott, ich kenne dich nicht einmal!«
Er schritt zu ihr hinüber, zog sie auf die Füße und hob sanft ihr Kinn, so dass sie ihn ansehen musste. »Ich bin derselbe Mann, der ich vorher war. Derselbe Mann, von dem du gesagt hast, dass du ihn liebst.«
Wie konnte er es wagen, sie daran zu erinnern! Sie dazu
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