Der verbannte Highlander
Atemzug konzentrierte sie sich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen und versuchte, nicht auf ihre brennenden Lungen zu achten.
Nach etwa einer weiteren Meile – obwohl es sich wie fünfzig anfühlte – öffnete sich der Himmel ein wenig, die Bäume standen nicht mehr so dicht beisammen und der Boden unter ihren Füßen war dichter mit Farn und Heidekraut bewachsen. Er ließ sie ein paar Augenblicke verschnaufen, während er einen Arm voll herabgefallener Äste und Moos zusammentrug, was, wie sie hoffte, in naher Zukunft ein Feuer bedeuten würde.
Sobald sie aus dem Schutz der Bäume traten, waren sie gezwungen, sich langsamer vorwärtszubewegen, da es immer schwieriger wurde, Halt zu finden. Der Boden unter dem Heidekraut wurde immer morastiger.
Nach noch einer kleinen Weile sah sie vor sich einen mächtigen, felsigen Berg emporragen. »Was ist das?«
»Beinnmheadhonaidh.« Hügel der Höhlen, übersetzte sie. »Die Lowlander nennen ihn Ben Venue.«
Er hatte Robbie gegenüber etwas von einer Höhle erwähnt, also war das vielleicht ihr Ziel? Das hoffte sie jedenfalls.
Er verlangsamte ihr Tempo noch weiter, als Farn und Heidekraut nacktem Felsen wichen. »Vorsichtig«, warnte er, »die Steine können vom Nebel schlüpfrig sein, auch wenn es nicht regnet.«
Sie gab sich Mühe, aber es war schwer, etwas erkennen zu können.
Sie umrundeten den Fuß des Berges, bis sie an eine schmale, steile Schlucht kamen. Als Lizzie nach oben blickte, sah sie nichts anderes als die felsige Wand der Klippe.
Wie angewurzelt blieb sie stehen. »Du kannst doch nicht vorhaben, da hochzuklettern?«
Er lachte leise. »Nay. Du kannst es von hier aus nicht erkennen, aber etwa hundert Schritte weiter oben gibt es eine Öffnung im Felsen. Die Höhle ist als Coir nan Uriskin bekannt.«
Die Höhle der Satyre. »Klingt idyllisch«, meinte sie trocken. »Ich vermute, darin spukt es auch.«
»Nay.« In seiner Stimme schwang Belustigung. »Obwohl diese Gegend der Treffpunkt aller Kobolde von ganz Schottland sein soll.«
Ein Schauer durchlief sie. Obwohl sie nicht abergläubisch war, wirkte der Ort in der Dunkelheit unheimlich. »Werden sie nicht wissen, wo sie uns finden können?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie dürften noch eine Weile nach Süden reiten, das wird uns ein paar Stunden Vorsprung geben.«
»Was ist mit Robbie und deinen anderen Männern?«
Sein Gesicht war grimmig. »Sie kommen schon allein zurecht.«
Er wäre jetzt bei ihnen, wenn ich nicht wäre.
Nach einem kurzen, aber anstrengenden Aufstieg warf er ein paar Felsbrocken tief in die Höhle – offensichtlich um
etwaige wilde Tiere zu vertreiben, die sie als Zuhause benutzten –, dann zog er sie hinein. Sobald sie drinnen war, sah sie, dass die breite Höhle ungefähr so groß wie ihr Gemach auf Castle Campbell war – wenn auch entschieden feuchter. Sie stieß einen gewaltigen Seufzer der Erleichterung aus und sah sich nach einer Stelle um, an der sie zusammenbrechen konnte.
»Setz dich hier hin«, meinte er, während er das Plaid, das er mitgenommen hatte, auf dem felsigen Boden der Höhle ausbreitete. Die dicke Wolle bot wenig Polsterung gegen den harten Untergrund, doch in ihrem Zustand der Erschöpfung fühlte es sich an wie ein weiches Federbett. »Wir werden hier nicht lange bleiben können, aber ich muss diese Kugel aus meinem Bein bekommen.«
Sein nüchterner Tonfall erschreckte sie. »Wie willst du das denn machen?«
»Mit meinem Dolch.«
Mein Gott, er wollte die Kugel tatsächlich selbst herausholen! »Ist das denn nicht gefährlich?«
»Ich habe das schon mal gemacht.«
Das war keine Antwort, obwohl sie vermutete, dass es auf gewisse Weise doch eine war. Er reichte ihr einen Trinkschlauch mit Wasser und ein Stück getrockneten Haferfladen, den sie langsam kaute, während er in der Höhle herumhantierte. Sie war hungrig, und der Haferfladen war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Sie hatte nichts mehr gegessen, seit sie früh am Morgen aufgebrochen waren. Das schien ein ganzes Leben lang her zu sein.
Allmählich beruhigte sich ihr Atem wieder und die Auswirkungen der kalten, feuchten Nachtluft fingen an, sich bemerkbar zu machen, deshalb war sie umso dankbarer dafür, dass Patrick anfing, ein Lagerfeuer zu entfachen.
Er hatte im hinteren Teil der Höhle einen Kreis aus Steinen gebildet und Zweige darüber gelegt. Nachdem er etwas Moos
zu einer Kugel geformt hatte, fing er an, mit seinem Dolch die äußere Rindenschicht von einem
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