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Der verborgene Charme der Schildkröte

Titel: Der verborgene Charme der Schildkröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stuart
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neuesten und jüngsten Bewohner zu begrüßen, versuchte der Sechsjährige gerade, Mrs. Cook mit Hilfe einer Fuchsie aus ihrer Reisekiste zu locken. Die Blume hatte er aus einem der Kübel entwendet, die seine Mutter unbedingt hatte mitbringen wollen, aber in ihrem Altersstarrsinn weigerte sich die Kreatur, sich zu bewegen. Nachdem jedes Kind auf dem Boden gelegen und der Rekordhalterin, deren Gesichtszüge den Schrumpfköpfen der Eingeborenen ähnelten, offiziell vorgestellt worden war, boten sie an, Milo in der Festung herumzuführen. Hebe Jones, die keine Ahnung hatte, was ihrem Sohn bevorstand, willigte sofort ein, weil sie dachte, man würde ihm zeigen, wo er Fahrrad fahren könne.
    Als die Kinder zum nahe gelegenen Broad Arrow Tower kamen, fragte eines von ihnen, ob Milo wisse, was die Bonfire Night sei.
    »Das ist, wenn Papa im Garten Raketen in Milchflaschen steckt und abbrennt, während Mama zusammen mit Mrs. Cook von der Küche aus zusieht, weil ihr der Lärm viel zu laut ist«, antwortete er. Der Sohn des Chief Yeoman Warders erklärte Milo, dass es sich eigentlich um den Tag handele, an dem Guy Fawkes und seine Bande das Parlament in die Luft jagen wollten. Dann verwies er auf die Stelle, wo Sir Everard Digby, einer der Schwarzpulververschwörer, während der Gefangenschaft seinen Namen in die Wand geritzt hatte, bevor er dann aufgeknüpft, gestreckt und gevierteilt wurde. Milo, der keine Ahnung hatte, was das alles heißen sollte, fuhr mit seinem zarten Finger über die Eingravierung und fragte sich, wo sein Vater die Raketen aufstellen würde, wo sie doch jetzt keinen Garten mehr hatten. Als er keine Reaktion zeigte, ging eines der älteren Kinder ins Detail. »Alle Verschwörer wurden aufgehängt, vor ihrem Ableben aber wieder heruntergenommen. Nachdem man ihnen die Geschlechtsteile abgeschnitten und das Herz herausgerissen hatte, wurden sie enthauptet und in vier Teile geteilt. Ihre abgetrennten Köpfe wurden schließlich auf der London Bridge ausgestellt, als Warnung für alle anderen.«
    Schon leicht benommen, folgte Milo den Kindern aus dem Turm hinaus. Als sie an den Waterloo Barracks vorbeikamen, sagte eines von ihnen: »Hier werden die Kronjuwelen aufbewahrt, aber die können wir dir nicht zeigen, weil sonst der Alarm losgeht und alle Beefeater kommen und uns anschreien, und dann kommen wir ins Gefängnis.«
    Ein anderes Kind rief: »1952 wurden hier die Kray Twins eingesperrt, die beiden Gangsterzwillinge aus dem East End, die sich unerlaubt vom Wehrdienst entfernt hatten.«
    Als sie die Hinrichtungsstätte in den Grünanlagen erreichten, setzten sich alle im Schneidersitz ins Gras. Einer der Jungen erzählte mit gesenkter Stimme: »Hier an dieser Stelle wurde sieben Gefangenen der Kopf abgeschlagen, sechs mit der Axt und einem mit dem Schwert.« Milo, dessen Magen rebellierte, wäre am liebsten sofort zur friedlichen Stätte des Salt Towers zurückgekehrt, aber er hatte so viel Angst, dass er sich nicht alleine traute.
    Als sie über den Rasen liefen, der noch mit den Tabakpflanzen aus der dreizehnjährigen Gefangenschaft Sir Walter Raleighs durchsetzt war, blieb er ihnen so dicht wie möglich auf den Fersen. An der Königlichen Kapelle St. Peter ad Vincula drückten sie die kalte Türklinke hinunter, und sofort huschten drei Ratten, die sich an der Polsterung der Kniebänke gütlich getan hatten, unter die Orgel. Sobald sich die Kinder am Altar versammelt hatten, zeigte Charlotte Broughton, die Tochter des Rabenmeisters, auf eine Stelle zu ihren Füßen und flüsterte: »Hier unten liegt der Kasten mit den sterblichen Überresten von Anne Boleyn. Ihr Ehemann, Heinrich VIII., hat den berühmtesten Henker Frankreichs kommen lassen, damit er ihr mit dem Schwert den Kopf abschlägt. An der linken Hand hatte sie sechs Finger, mit denen sie immer noch gegen den Deckel trommelt. Den Kaplan hat das in den Wahnsinn getrieben.«
    Als sie zum Ausgang der Kapelle zurückgingen und ihre Schritte von den Wänden widerhallten, rannte Milo, so schnell er konnte, damit er nicht der Letzte sein würde.
    Mittlerweile hatte sich der Abend auf die Zinnen herabgesenkt und den Geruch der Themse mit sich gebracht. Die Kinder beschlossen, dass es nun Zeit für eine Geistertour war. Zuerst gingen sie zum Wakefield Tower, wo angeblich der Geist von Heinrich VI. herumspukte, der in den Gemäuern erstochen worden war. Dann blieben sie vor dem Bloody Tower stehen, und ein Kind flüsterte, dass man häufig zwei Gespenster

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