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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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Kutsche fallen, und die Räder werden dich mittendurch schneiden.« Er lächelte dünn und entblößte einen Goldzahn. »Und wie sollte ich das deinem Onkel erklären? Wenn ich dich, nachdem ich dich zwölf Jahre lang gesucht habe, in zwei Hälften abliefere?« Dann machte er ein schmatzendes Geräusch, das Eliza, weil er dabei die Mundwinkel leicht nach oben zog, als Lachen deutete.
    So abrupt, wie es begonnen hatte, verstummte das Geräusch, und der Mund des Mannes nahm wieder einen mürrischen Ausdruck an. Er strich sich über den buschigen Schnurrbart, der über
seiner Oberlippe lag wie zwei Eichhörnchenschwänze. »Mein Name ist Mansell.« Er lehnte sich zurück, schloss die Augen und verschränkte seine bleichen, feucht wirkenden Hände auf dem polierten Knauf seines Spazierstocks. »Ich arbeite für deinen Onkel und ich habe einen sehr leichten Schlaf.«
    Die Räder der Kutsche holperten mit einem metallischen Knirschen über das Kopfsteinpflaster. Backsteinhäuser flogen vorbei, alles grau in grau, so weit das Auge reichte. Eliza blieb stocksteif auf ihrem Platz sitzen, um nur ja den schlafenden bösen Mann nicht zu wecken.
    Sie versuchte, ihren Atem dem Rhythmus der galoppierenden Pferde anzupassen. Versuchte, ihre wirren Gedanken zu ordnen. Konzentrierte sich auf das kühle Leder der Bank, auf der sie saß, um gegen das Zittern in ihren Beinen anzukämpfen. Sie kam sich vor wie eine Figur aus einem Märchenbuch, die aus einer Geschichte, deren Rhythmus und Inhalt ihr bekannt waren, ausgeschnitten und achtlos in eine andere, unbekannte hineingeklebt worden war.
    Als sie aus dem Häuserdschungel hinausfuhren und den weniger dicht besiedelten Stadtrand von London erreichten, konnte Eliza den wütenden Himmel sehen. Die Pferde taten ihr Bestes, den grauen Wolken davonzurennen, aber welche Chance hatten die Tiere gegen den Zorn Gottes? Die ersten Regentropfen schlugen gehässig auf das Kutschendach, und die Welt außerhalb der Kutsche verschwand hinter einer weißen Decke, während der Regen gegen die Fenster prasselte und durch die feinen Ritzen oberhalb der Türen hereindrang.
    So ging die Fahrt noch stundenlang weiter. Eliza suchte Zuflucht in ihren Gedanken, bis sie um eine Kurve fuhren und ein Schwall eisiges Wasser auf ihren Kopf tropfte. Es dauerte einen kurzen Augenblick, bis Eliza begriff, was geschehen war. Sie blinzelte mit ihren triefenden Wimpern und betrachtete den nassen Fleck auf ihrem Schoß. Sie musste sich zusammennehmen, um
nicht zu weinen. Seltsam, dass an einem so ereignisreichen Tag etwas so Harmloses wie ein bisschen kaltes Wasser einen fast in Tränen ausbrechen lassen konnte. Aber sie würde nicht weinen, nicht hier, nicht, solange der Böse Mann ihr gegenübersaß. Sie schluckte den dicken Kloß herunter, der in ihrem Hals steckte.
    Scheinbar ohne die Augen zu öffnen zog der Mann ein weißes Taschentuch aus seiner Brusttasche, hielt es Eliza hin und bedeutete ihr, es zu nehmen.
    Sie tupfte sich das Gesicht trocken. »So ein Theater«, sagte er so leise, dass seine Lippen sich kaum öffneten. »So ein Riesentheater.«
    Zuerst dachte Eliza, er meinte sie. Das kam ihr ungerecht vor, denn sie hatte weiß Gott wenig Theater gemacht, wagte jedoch nicht, etwas darauf zu entgegnen. »So viele Jahre geopfert«, fuhr Mr Mansell fort, »und so ein armseliger Lohn.« Er öffnete die Augen, musterte sie mit abschätzigem Blick. Sie spürte, wie ihr die Angst in die Glieder kroch. »Ein gebrochener Mann ist zu allem bereit.«
    Eliza fragte sich, wer der gebrochene Mann sein mochte, wartete darauf, dass Mr Mansell sich eindeutiger dazu äußerte. Doch der hüllte sich wieder in Schweigen. Ließ sich lediglich sein Taschentuch zurückgeben, das er mit spitzen Fingern entgegennahm und dann auf den Sitz neben sich fallen ließ.
    Die Kutsche machte einen plötzlichen Schlenker, sodass Eliza sich festhalten musste. Die Pferde hatten ihre Gangart geändert, die Kutsche fuhr jetzt langsamer und blieb schließlich stehen.
    Waren sie am Ziel? Eliza schaute aus dem Fenster, konnte jedoch keine Häuser entdecken, nur ein riesiges, aufgeweichtes Feld und daneben ein kleines Steinhaus mit einem von Wind und Wetter ausgebleichten Schild über der Tür. MacCleary’s Inn, Salisbury stand darauf.
    »Ich muss mich jetzt um andere Dinge kümmern«, sagte Mr Mansell. »Newton wird dich abliefern.« Dann öffnete er die Kutschentür,
und der Regen verschluckte den Befehl, den er Newton zurief. Als die Tür

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