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Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden

Titel: Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Morton
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zugeschlagen wurde, schnappte Eliza die Worte auf: »Bringen Sie das Mädchen nach Blackhurst.«
     
     
     
    Eine scharfe Biegung , und Eliza wurde gegen die kalte, harte Wand geworfen. So unsanft aus dem Schlaf gerissen, brauchte sie eine Weile, um zu begreifen, wo sie sich befand, warum sie allein in einer dunklen Kutsche saß, die sie einem unbekannten Schicksal entgegentrug. Bruchstückhaft und schwerfällig kehrte die Erinnerung an den Tag zurück. Der Bote ihres geheimnisvollen Onkels, die Rettung aus den Klauen von Mrs Swindells Wohltäterinnen, Mr Mansell … Sie wischte eine Stelle am beschlagenen Kutschenfenster frei und lugte nach draußen. Es war schon fast dunkel. Offenbar hatte sie eine ganze Weile geschlafen, aber wie lange genau, konnte sie nicht einschätzen. Es hatte aufgehört zu regnen, und durch die tief hängenden Wolken waren vereinzelte Sterne zu erkennen. Die Laternen der Kutsche, die im Rhythmus der rumpelnden Kutsche schaukelten, konnten gegen die tiefe ländliche Dunkelheit nichts ausrichten. In dem spärlichen Licht, das sie verbreiteten, konnte Eliza undeutlich große Bäume ausmachen, Äste, die sich schwarz gegen den Himmel abzeichneten, dann ein hohes schmiedeeisernes Tor. Sie fuhren in einen Tunnel aus dichtem Dornengestrüpp, die Kutschenräder rumpelten durch tiefe Pfützen, sodass schlammiges Wasser gegen die Fenster klatschte.
    In dem Tunnel war es stockfinster, das Gestrüpp war so dicht, dass kein Abendlicht es zu durchdringen vermochte. Mit angehaltenem Atem wartete Eliza auf den Moment, da sie abgeliefert werden würde, wartete darauf zu sehen, was hinter dem Tunnel lag. Blackhurst. Sie konnte ihr Herz schlagen hören, kein Spatz mehr wie zuvor, sondern ein riesiger Rabe mit kräftigen Schwingen, die gegen ihre Brust schlugen.

    Unvermittelt gelangten sie ins Freie.
    Vor ihnen lag ein steinernes Haus, das größte, das Eliza je gesehen hatte. Größer sogar als die Hotels in London, in denen die feinen Leute ein und aus gingen. Das Haus war von dichtem Nebel umhüllt, und dahinter ragten große Bäume empor, deren Äste sich ineinanderwanden. In einigen der unteren Fenster flackerte Lampenlicht. Das konnte doch unmöglich das Haus sein, oder?
    Eine Bewegung, und Elizas Blick wanderte zu einem Fenster hoch oben. Ein Gesicht, bleich im Kerzenlicht, schaute zu ihr herunter. Eliza rückte näher ans Fenster, um besser sehen zu können, doch da war das Gesicht schon wieder verschwunden.
    Die Kutsche fuhr an dem Gebäude vorbei, die metallbeschlagenen Räder knirschten auf den Pflastersteinen. Sie fuhren durch einen steinernen Torbogen, dann blieb die Kutsche mit einem Ruck stehen.
    Eliza straffte sich, wartete, beobachtete, fragte sich, ob sie vielleicht aus der Kutsche steigen und selbst den Weg ins Haus finden sollte.
    Im nächsten Augenblick wurde die Tür geöffnet, und Mr Newton, trotz seines Regenmantels völlig durchnässt, reichte ihr eine Hand. »Kommen Sie, kleine Miss, wir sind schon spät dran. Wir haben keine Zeit zum Trödeln.«
    Eliza nahm die ihr angebotene Hand und stieg aus der Kutsche. Während sie geschlafen hatte, waren sie dem Regen davongefahren, aber dem Himmel nach zu urteilen würde er sie schon bald wieder einholen. Dunkle, graue Wolken lagen dräuend über dem Land, und die Luft darunter war von dichtem Nebel erfüllt, der ganz anders war als der Londoner Nebel, kälter, weniger ölig. Er roch nach Salz und Laub und Wasser. Und sie hörte ein Geräusch, das sie nicht einordnen konnte, wie von einem vorbeifahrenden Zug. Tschtschsch … Tschtschsch … Tschtschsch …

    »Sie sind spät dran. Die Mistress hatte das Mädchen schon um halb vier erwartet.« In der Tür stand ein Mann, der ein bisschen wie einer von diesen feinen Pinkeln gekleidet war. Und er redete auch wie einer, und doch wusste Eliza, dass er keiner war. Seine steife Haltung und seine demonstrative Überlegenheit verrieten ihn. Niemand, der als feiner Mann geboren war, musste sich so anstrengen.
    »War nicht zu ändern, Mr Thomas«, sagte Newton. »Mistwetter den ganzen Tag. Wir können von Glück reden, dass wir’s überhaupt geschafft haben, jetzt, wo der Tamar Hochwasser führt.«
    Mr Thomas war unbeeindruckt. Er ließ seine Taschenuhr zuschnappen. »Die Mistress ist sehr verstimmt. Sie wird Sie morgen früh zur Rede stellen.«
    Die Stimme des Kutschers klang verdrießlich. »Ja, Mr Thomas. Zweifellos, Sir.«
    Als Mr Thomas Eliza erblickte, verzog er das Gesicht. »Was ist

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