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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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fort«, erwiderte ich und stand auf. »Meiner Mama wegen muss ich bleiben.«

In the prison cell I sit,
    Thinking Mother dear of you,
    and our bright and happy home so far away,
    And the tears they fill my eyes,
    spite of all that I can do,
    though I try to cheer my comrades and be gay.
    In der Zelle sitze ich,
    Denk an Mutter, liebe, dich,
    und unser frohes Heim so fern.
    Tränen füllen meine Augen, ach,
    auch wenn manches ich vermag,
    die Kameraden aufzuheitern suche,
auf dass mein Herz niemals verzag’.
    Aus: The Prisoner’s Hope ,
George F. Root, 1864
    VI
    M rs. Wentworths Bestrafungen wurden immer schrecklicher. Nun schlug sie mich auch ins Gesicht. Dazu drehte sie den großen Achatring, den sie so häufig trug, nach innen. Dann ließ sie ihrem Ärger freien Lauf. »Du brauchst Disziplin«, erklärte sie über meine Tränen hinweg, »um eine gute Zofe zu werden.«
    Sie ging niemals aus, und niemand machte ihr seine Aufwartung. Die Vorhänge waren sämtlich zugezogen, alle Zimmer blieben verdunkelt. Ich kannte die Sonne nur noch als dünnen Streifen, wenn sie durch das Oberlicht in unser kärgliches Quartier schien. Der Blick durch die kleine Luke ging auf ein unbestimmtes Stück Himmel, das mir nichts über die Welt verriet, außer, ob Regen drohte.
    Nestor verbarg seine Gefühle in Gegenwart von Mrs. Wentworth gut, doch ich bemerkte bald, dass er sie verabscheute. Schon wenn er über sie sprach, zeigte sich ein verächtlicher Tic – unter dem Tisch zuckte ein Bein, und die Nase runzelte sich, als röche es nach kräftigem Dung. Er hatte sich sogar zu der Bemerkung hinreißen lassen, Mrs. Wentworth habe, in den Augen ihres Mannes, etwas Entsetzliches getan, wollte sich aber partout nicht näher dazu äußern.

    Â»Sie hat ihn in Verlegenheit gebracht.«
    Â»Auf welche Weise?«
    Â»Auf eine Weise, die einen Gentleman dazu veranlasst, den Anblick seiner Frau zu meiden.«
    Â»Bitte, Nestor, erzählen Sie es mir«, flehte ich, denn ich wollte unbedingt wissen, ob Mrs. Wentworth etwas verbrochen hatte, das noch schlimmer war als das, was sie mir antat.
    Â»Ich bin ein ehrbarer Mann und möchte über derart anstößige Handlungen lieber nicht sprechen. Die Aussage, dass sie sich schändlich verhalten hat, sollte genügen.«
    Â»Aber …«, drängte ich.
    Â»Das ist alles, Miss Fenwick«, sagte Nestor.
    Als Strafe für das geheimnisvolle Fehlverhalten seiner Frau hatte Mr. Wentworth verlangt, dass sie ihren Sommeraufenthalt vorzeitig beendete. Sie sollte eine Krankheit vortäuschen oder behaupten, sie würde Verwandte im Ausland besuchen, solange das Haus nur den Anschein erweckte, den Sommer über leerzustehen. Darum waren alle Haustüren von innen verschlossen, und Nestor allein hatte die Schlüsselgewalt. »Die gnädige Frau muss vorgeben, sie sei noch nicht heimgekehrt«, erklärte er. Erst bei Mr. Wentworths Rückkehr würde es Mrs. Wentworth gestattet, wieder offiziell »zu Hause« zu sein.
    Bis dahin musste sie die Zeit damit verbringen, sich zu grämen und im Haus umherzuwandern.
    Wochen vergingen, und trotz all meiner Bemühungen gelang es mir nicht, ihr Wohlwollen zu erlangen. Und obwohl ich entschlossen war, auf Nestors Hilfsangebot nicht wirklich einzugehen, hegte ich doch den einen oder anderen Gedanken an eine Flucht.
    Ich hatte Mama schon mehrere Briefe geschickt, doch keine Antwort erhalten. Ihr Schweigen bedrückte mich sehr. Wenn ich nachts nicht schlafen konnte, sah ich sie vor mir, sterbend in der Gosse oder benommen auf dem Dach, betäubt von einer Flasche Dr. Godfrey’s. Ich sehnte mich danach zu hören, dass das Geld wieder reichte, damit ich Mrs. Wentworth hocherhobenen Hauptes verlassen konnte.
    Liebste Mama,
ich warte dringend auf Antwort. Ich hoffe, dir geht es gut …
    Eines Abends, als ich Mrs. Wentworth einen Band mit einer Zitatensammlung holen musste, entdeckte ich hinter einer Schiebetür am Ende der Bibliothek einen stillen, dämmerigen Raum. Verglichen mit ihrem Wohnzimmer war er klein, wirkte aber durch die getäfelten Wände und das Bärenfell am Boden dennoch wichtig. Es roch nach abgestandenem Tabak und kaltem Kamin. Ich war in Mr. Wentworths Studierzimmer gestolpert.
    Einen Moment lang ließ ich mich in dem Stuhl hinter seinem Schreibtisch nieder und umfasste die Lehnen. Sie endeten in geschnitzten

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