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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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Mädchenheim hinter den beiden her und verteilten Zettel an die Passanten: Mädchen, folgt niemals einem Fremden! DIE WEISSE SKLAVEREI IST KEINE MÄR . Unter den großen, fetten Buchstaben prangte das Bild eines Mädchens, das hinter einem vergitterten Fenster um sein Leben flehte: Lieber Gott, wenn ich doch bloß entkommen könnte! Im Hintergrund des Bildes lauerte ein Mann, die Hutkrempe tief in das Gesicht gezogen, eine Zigarre zwischen den feixenden Lippen.
    Einen Zettel nahm ich mit auf das Dach und versteckte ihn in meinem Fass zwischen den Zeitungen – nicht, weil ich Angst hatte, geraubt zu werden, sondern weil ich das Mädchen so schön fand, trotz seiner Angst. Es war hübsch und sauber, und der Spitzenkragen an seinem Kleid sagte mir, dass es noch nicht verloren war. Jede Nacht vor dem Einschlafen verwandelte ich mich in sein Bild, drückte die Hände an mein Herz und wandte den Blick gen Himmel.
    Eines Morgens, nur drei Wochen nach meiner Rückkehr in die Chrystie Street, packte mich ein Mann an der Taille, als ich gerade vom Dach kletterte.
    Â»Hab ich dich!«, sagte er und zog mich nach unten.
    Ich wehrte mich, doch sein Griff war zu fest.
    Â»Wo ist deine Mutter?«, stieß er mir seinen heißen Atem ins Ohr.
    Mr. Cowan hatte mich gefunden und war gekommen, seine Miete einzufordern.
    Â»Lassen Sie mich los!« Ich wand mich, damit ich ihn anschauen konnte, doch in seiner Umklammerung gelangte ich nicht an mein Messer.
    Er sprach sehr nah an meinem Gesicht. »Wusst ich’s doch, Prinzessin, dass du da oben auf meinem Dach rumschleichst.« Dann fuhr er mir mit der Zunge über die Wange und zischte mir in ein Ohr: »Sag mir, wo deine Mutter ist!«
    Er hatte Mama am Letzten eines jeden Monats heimgesucht, wie eine hungrige Zecke, seinen großen leberfarbenen Hund im Gefolge. Mr. Cowan und sein Hund sahen sich ähnlich – mit plattem Gesicht und hechelnder Zunge –, nur hatte der Hund gelb leuchtende Augen und konnte sich so nicht im Dunkeln verstecken. Mama hatte Mr. Cowan immer in eine Ecke des Zimmers geführt und mich mit dem Hund alleingelassen. Wir hatten uns dann eine Weile gegenseitig im Auge behalten, während das Tier mich und das Zimmer beschnüffelte, bis es sich schließlich auf den Teppich legte, mich anknurrte und jaulte.
    Â»Was für eine Freude, Sie zu sehen, Mr. Cowan. Ist denn schon wieder der Letzte?«, hatte Mama immer gefragt und war nah an ihn herangerückt. »Ich fürchte, ich bin heute ein wenig knapp bei Kasse, aber wenn Sie Freitag wiederkommen würden, sagen wir, zum Abendbrot? Dann gebe ich Ihnen das restliche Geld. Und ich koche Ihnen Kohl mit Würstchen, wegen der Umstände.«
    Er hatte einige Male bei uns gegessen. Zweimal war er auch mit Mama in unser Hinterzimmer gegangen.
    Einmal hatte ich dabei durchs Schlüsselloch gespäht. Mama hatte auf dem Rücken gelegen, Mr. Cowan hatte sie mit seinem Gewicht auf das Strohlager gedrückt und grunzend in sie gestoßen. Mama hatte den Kopf zur Seite gerollt, von seinem Atem abgewandt. Ich hätte schwören können, dass sie mich direkt ansah. Sie hatte den gleichen Gesichtsausdruck gehabt, mit dem sie die Münzen in ihrer Tasche zählte oder das Lied sang, dessen Text sie nur zur Hälfte kannte – Oh, wenn ich doch wäre, wo ich wollte, dann wär ich, wo ich nicht bin. Doch wo ich bin, da muss ich sein …
    Ich hatte die Augen vor dem dunklen Rund geschlossen und vollendet: »Und wo ich sollte, kann ich nicht.«
    Bald darauf hatte er gesagt, dass er sie leid sei.
    Â»Der Monatsletzte ist der Monatsletzte«, hatte er geknurrt, die Spitze seines Stifts kurz an die Zunge gelegt und sich eine Notiz in seinem dicken schwarzen Buch gemacht. Ich hatte ihn nur wenige Male lächeln sehen, aber wenn, dann hatte er dabei etwas in dieses Buch geschrieben und sein langer, dunkler Bart den Hemdkragen gestreift. »Ich komm morgen und hol den Rest. Plus einen Vierteldollar Strafe, für meine Mühen.« Dann hatte er den Hund mit seinem Stock hochgescheucht und zu mir gesagt: »Penny zu Penny, einer auf den anderen, und wer nicht sparen kann, wird nie einen Dollar sehen.«
    Nun strich mir Mr. Cowans Hund um die Beine und schnüffelte an meinen Röcken.
    Â»Ich weiß nicht, wo sie ist.«
    Mr. Cowan rieb sich an mir und hielt mich weiter fest. »Wie steht’s mit ’nem kleinen Fick? Dann

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