Der verbotene Garten
Traurigerweise zeigte sie kein wahres Verständnis für das Schicksal dieser Mädchen.
»Ein Mädchen besitzt keinen moralischen Instinkt zu seinem Schutz.«
»Sein Körper und Verstand sind von Geburt an schwach.«
»Oft fehlt es in einem solchen MaÃe an sittlichem Gefühl, dass jeder Besserungsversuch zu einer ausgesprochen mühevollen Angelegenheit wird, die sich meist als Zeitverschwendung erweist.«
»Ein Mädchen hat schon prinzipiell weniger Aussichten.«
Aufgrund dieser entsetzlichen und fälschlichen Ansichten weigert sie sich, Mädchen in ihre Obhut zu nehmen, die älter als zehn Jahre sind. Schlimm genug, dass sie selbst diese Kinder aufgibt, aber sie ging auch noch so weit, den Anwesenden das Gleiche zu raten.
»Woher wissen Sie, wo man die Grenze ziehen soll?«, fragte ich, weil ich hören wollte, was sie zu ihrer Verteidigung zu sagen hätte.
Ich erhielt keine Antwort.
Auch ich bin oft entmutigt , lag mir auf der Zunge, doch mir hätte Jane Clattermore ohnehin kein Gehör geschenkt.
Das Gesetz steckt mit den Bordellbetreiberinnen unter einer Decke, überall herrscht Korruption. Die Vorstellung, dass sich ein Mädchen verkauft, entsetzt mich, und dennoch bin ich mitten in dieser Welt gelandet. Wo liegt die Grenze? Wie jung ist zu jung?
Ich glaubte Emma Everett, als sie mir sagte, sie brauche eine Ãrztin, die ihre Prostituierten untersucht und über Fragen der Hygiene und Anzeichen von Krankheiten aufklärt. Doch als ich gestern Moth Fenwick wiedersah, wurde mir bewusst, dass die Dinge dort zu weit gehen. Das Mädchen ist zu jung â und erstaunlicherweise, wenn man bedenkt, in welcher Welt es heranwachsen musste, immer noch ein Unschuldslamm. Liegen Emma die Mädchen wirklich am Herzen, oder sieht sie in ihren Jungfrauen bloà die Ware?
»Wenn ich sie fortschicke, verkaufen sie sich auf der StraÃe«, mahnte Emma, als ich ihr diese Frage stellte.
In der Gewissheit, dass sich das Mädchen für ihr Haus und gegen meine Hilfe entscheiden würde, hatte Emma mir erlaubt, frei mit Moth zu sprechen. »Was würden Sie selbst denn wählen, den hölzernen Verschlag oder das weiche Federbett?«
Dr. B. sagt, das Krankenhaus kann es sich nicht leisten, sich in diese Dinge einzumischen. Gelder aufzutreiben ist sehr schwierig, denn die Worte Hure , Krankheit und Prostitution schlagen jeden Wohltäter in die Flucht, verschlieÃen jede Börse.
Aber irgendjemand muss den Mädchen dieser Stadt doch zeigen, dass es einen anderen Weg gibt. Ich muss unentwegt an die liebe Miss Fenwick denken. Ein Mädchen sollte Aufmerksamkeit gebieten, nicht erdulden müssen.
S. F.
Face to face and nose to nose
Smick, Smack, Smuck and away she goes
Lay her eyebrow on your collar
Hug her so that she canât holler;
Tell her that youâre always true
Squeeze her till her face turns blue
Keep it for fifteen hours
Then begin anew.
Nasâ an Nasâ und Kinn an Kinn,
Schnick, Schnack, Schnuck, schon ist sie hin,
Ihr Gesicht an deinem Kragen,
Halt sie, so sie kann nicht klagen,
Schwör ihr deine ewâge Treue,
Drück sie, bis die Lippen bläue,
Bleibe so für fünfzehn Stunden,
Dann beginn von Neuâm.
J. P. Sousa
XVIII
D ie Privatgemächer von Rose, Missouri und Emily lagen im ersten Stock. Spätabends, nach dem Theater, führten sie ihre Herren die Treppe hinauf und kicherten und gurrten dabei unentwegt. Dann spielten sie »das Spiel des Eros«, wie Mae es nannte.
Eines Abends, wir hatten gerade unsere Nachthemden angelegt, lieà ich mich von Mae dazu verführen, Rose und den Polizeichef zu belauschen. Ich musste ein Ohr an die Lüftung im Korridor über unserem legen und durfte keinen einzigen Mucks von mir geben. »Du willst doch lernen, wie das Spiel geht, oder?«, stachelte sie mich an.
Nach dem, was ich bei Mr. Cowan und Mama im Bett gesehen hatte, fand ich, Zuhören könnte nur besser sein.
Ich verbrachte hin und wieder etwas Zeit mit Rose und half ihr, ein Abendkleid anzulegen oder ihre Unterröcke instand zu setzen. Es war eine ähnliche Arbeit wie für Mrs. Wentworth, doch für Rose tat ich sie viel lieber. Sie war das reizendste von Miss Everetts Vollzeitmädchen. Wenn ich ihre Kleider richtete, zog sie immer sanft an meinem Haar, maà die Länge mit den Fingern und sagte: »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis auch du ein
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