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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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ausgewachsenes Luder bist.«
    Das, was durch den Lüftungsschacht kam, klang, als wäre Rose mit dem Polizeichef deutlich inniger und lockerer, als es Mama mit Mr. Cowan je gewesen war. Das Quietschen des Betts übertrug jede Bewegung, und auf jede Regung von Rose folgte eine Reaktion ihres Geliebten. Unentwegt sagte er: »Ja, Rose«, wobei seine Stimme immer mehr zu einem Grunzen wurde. In Rose’ Antworten mischte sich ein gestöhntes Liebster, Baby, Süßer, Mister, bitte, mehr, jetzt . Ich legte mir die Hände über die Ohren und bedauerte, dass ich mich darauf eingelassen hatte.
    Mae amüsierte sich über meine Bedrängnis und feixte.
    Sie war auf dem besten Weg, noch schöner als Rose, Missouri und Emily zusammen zu werden und machte keinen Hehl aus ihrem Ehrgeiz, sie zu übertreffen. »Ich wünsche mir zehnmal mehr Liebhaber und auch zehnmal mehr Reichtum als sie alle.«
    Mein Traum von einem Haus, wie Miss Keteltas es besaß, mit dem weichsten Bett der Welt, einem Paar Unzertrennlicher im Salon und zwei Schoßhündchen zu meinen Füßen schien, im Vergleich zu Maes Ambitionen, lächerlich normal. Jedenfalls war ich fest entschlossen, was es auch kosten würde, dem traurigen Schicksal einer Eliza Adler aus dem Weg zu gehen – oder einer Nellie Lynch, die für fünf Cent mit den Schlägern aus der Chrystie Street in jeden dunklen Keller stieg.
    Als Schritte auf der Treppe erklangen, eilten Mae und ich in unser Zimmer. Alice saß an ihrer Frisierkommode und wand sich vor dem Schlafengehen Stoffbänder ins Haar, um es zu locken.
    Â»Würdest du mir den Hinterkopf machen, Ada?«, bat sie mich und wedelte mit einem Bändchen in der Luft.
    Ich half ihr und zwirbelte eine Strähne feuchten Haars darum.
    Â»Mit dem Rest habe ich immer Mühe«, sagte Alice.
    Mae räkelte sich auf dem Bett und blätterte durch den Evening Star . »Hat jemand Lust auf Blindekuh?«, fragte sie und zog hinter dem Rand der Zeitung eine Augenbraue hoch.
    Â»Was denn – du willst dich heute nicht davonstehlen?«, fragte Alice.
    Mae schenkte ihr keine Beachtung. »Wisst ihr was, wir spielen im Dunkeln.«
    Ich hatte den anderen Kindern auf der Straße immer zugeschaut, daher wusste ich, dass man dafür mindestens zu dritt sein musste, doch »je mehr, je lustiger«. Mich hatten sie nie gefragt, ob ich mitspielen wollte, selbst als Eliza noch dazugehörte. Ich hatte ihr das niemals vorgeworfen. Wenn sich die Mütter der Chrystie Street in einem einig waren (bis auf die gute Mrs. Riordan), dann in ihrer Einstellung Mama gegenüber. Sie hielten eisern daran fest, dass sie eine Blenderin sei und falsche Hoffnungen verkaufen würde. Selbst die, die an ihre Zauberkräfte glaubten (wenn sie diese nötig hatten), zu uns kamen und um Rat und Talismane baten, rümpften (wenn es ihnen nützte) hinter Mamas Rücken die Nase und beschimpften sie als Hexe. Mrs. Kunkel, so breit wie groß, war die Schlimmste von allen und hatte ihre Meinung über Mama oft genug an mir ausgelassen. »Das Kind einer Zigeunerin ist ein Kind des Teufels«, hatte sie mir beim Wäscheaufhängen zugezischt und mich durch den Spalt zwischen zwei Laken angestarrt. »Halt dich bloß von mir fern, Mädchen. Du bringst nur Unheil.« Gern hetzte sie auch ihren Sohn Thomas auf mich und lachte, wenn er mich die Straße hinunterjagte.
    Â»Ich fang an«, meldete sich Alice, nahm einen Schal von ihrem Spiegel und band ihn sich über die Augen.
    Die gelöschten Lampen rauchten noch, als Mae Alice im Kreis zu drehen begann. »Keine Hände«, befahl sie und ließ los.
    Ich schlich auf Zehenspitzen, drückte mich gegen eine Wand und hielt den Atem an. Über die Treppe drangen die Geräusche des Hauses zu uns herauf – quietschende Dielen, unterdrücktes Gelächter, das Ticken einer Uhr.
    Alice stolperte umher, die Hände wie zum Gebet gefaltet. Sie bahnte sich den Weg mit den Ellbogen, stieß dabei an eines der Betten und wäre beinahe über ein Paar von Maes Schuhen gestolpert.
    Â»Willst du mich umbringen?«, fragte sie und hoffte auf ein verräterisches Lachen.
    Mae rief: »Gleich hinter dir, am Fenster«, dann sauste sie in die andere Richtung.
    Â»Hab wen!« Alice drückte mich mit den Armen gegen die Wand. Sie roch an meinem Hals und packte die Schnur des Fächers mit den Zähnen:

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