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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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»Das Übliche bitte, wenn es recht ist.«
    Â»Soll mir ein Vergnügen sein«, erwiderte er und nahm die Liste aus meiner Hand. »Und Sie sind?«
    Â»Ada Fenwick«, sagte ich und lächelte verlegen.
    Â»Es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Fenwick«, sagte er.
    Â»Die Freude ist ganz meinerseits«, erwiderte ich seine Höflichkeit so, wie mich Miss Everett instruiert hatte.
    Cadet ließ uns allein und studierte einen Globus.
    Mae summte vergnügt und spielte mit einem Drehgestell voller Parfumölproben, das auf der Theke stand. Ihr Blick schweifte zwischen mir und dem Karussell der Flakons hin und her. »Lavendel, nein. Kardamom, nein. Neroli, nein. Hyazinthe – ja.« Damit zog sie den Gummistopfen von dem Fläschchen und hielt ihn mir unter die Nase.
    Â»Hier, riech mal«, drängte sie. »Ich glaub, das ist das Richtige für dich.«
    Ich nahm nur einen Atemzug, doch von dem beklemmend-süßen Geruch wurde mir augenblicklich schwindelig. Ich wich zurück: »Ich seh mir lieber die Fische an.«
    Â»Wie du meinst.«
    Die Goldfische wedelten mit ihren federigen Schwanzflossen durch das Wasser. Ob einem so schönen Geschöpf ein solch bescheidenes Glas genügte? Am liebsten hätte ich einen der Fische eingepackt und Mrs. Riordan geschickt. Sie hätte sich an dem Fisch, der niemals müde wurde, seine Kreise durch diese kleine Welt zu ziehen, bestimmt erfreut.
    Â»Sie können die Fische gern füttern«, rief mir Mr. Hetherington zu, während er zwischen Schränken und Regalen hin und her lief und die Artikel von unserer Liste zusammensuchte. »Nehmen Sie sich einfach einige Körner aus der Schale gleich neben dem Glas und streuen Sie sie aufs Wasser.«
    Als ich das tat, schwammen die Fische direkt zur Oberfläche und schnappten nach dem Futter. Bestand ihr einziges Vergnügen darin, mit jedem Bissen auch ein kleines Bläschen zu verschlucken?
    Dann kam Cadet zu mir. »Ich geh nach draußen, unter die Markise. Kannst dich gern anschließen. Mae hat sicher noch ’ne Weile hier zu tun.«
    Ich bekam in meinen Handschuhen feuchte Hände. »In Ordnung«, nickte ich.
    Ich ging zu Mae, die noch immer die Düfte begutachtete, und sagte: »Ich schnappe ein wenig frische Luft.«
    Â»Hm-hmm«, brummte sie, tupfte sich etwas Nelkenöl auf das Handgelenk und roch daran.
    Cadet stand draußen vor dem Notizbrett der Apotheke und las die Nachrichten und Aushänge. Nach allem, was mir Alice über ihn und das Küssen erzählt hatte, machte es mich ziemlich nervös, mit ihm allein zu sein. Sie hatte recht, er war anziehend. Vor Cadet hatte ich erst ein einziges Mal mit einem Jungen zu tun gehabt, mit John the Witcher. Er hatte mir eine Teetasse weggenommen, die ich in einer Aschetonne gefunden hatte. Ich war ihm nachgerannt und hatte ihn beschimpft, ihn einen Dieb genannt. Mein verrußter geblümter Fund war, auch ohne Griff, noch brauchbar, und ich hatte ihn Mama geben wollen. John hatte mich angegrinst, als er mir die Tasse aus den Händen riss, sie aber nicht zurückgegeben, nicht einmal, nachdem wir den ganzen Nachmittag miteinander gespielt hatten.
    Â»Bist du da mal gewesen?«, fragte ich Cadet und wies auf den Reklamezettel für Dink’s Museum.
    Â»Oft sogar«, erwiderte Cadet mit einem Nicken.
    Das Museum war an das Theater angeschlossen, das die meisten Herren, die zu Miss Everett kamen, mit ihren Mädchen besuchten – und beide Häuser lagen bloß einen kurzen Fußweg von dem Tanzpalast entfernt, in den Mae sich heimlich stahl.
    In meinen Tagen als Knabber-Mädchen auf der Bowery hatte ich oft die grotesken Schausteller bewundert, die vor Dink’s standen, um Passanten anzulocken, hatte zu meiner Enttäuschung aber lesen müssen, dass der »Zutritt nur für Herren« war. Es hatte mich hineingezogen, seit ich die Ziegelfront mit ihren grellen, reißerischen Verheißungen zum ersten Mal gesehen hatte. Ein Mann mit langen, dünn gestreckten Beinen war dort abgebildet, er reichte bis zum ersten Stockwerk und hielt eine Kristallkugel in seiner spinnengliedrigen Hand. Magnifico, der weltgrößte Illusionist! Neben ihm war ein Frauenkopf zu sehen, aus dessen Mund orangerote Flammen loderten. Lady Mephistopheles, die Herrin des FEUERS ! Die Bilder und Worte zogen sich bis um die Häuserecke und verschmolzen mit dem Mauerwerk:

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