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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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mir zurückzog, Ihnen verdanke ich die Gelegenheit, meinem Beruf außerhalb der Mauern des Spitals nachzugehen. Ihre Generosität war der Quell zahlloser glücklicher Fügungen in meinem Leben, und dafür werde ich Ihnen ewig dankbar sein.
    Ich schreibe Ihnen nun mit großer Zuversicht in unsere Freundschaft, um einen Gefallen zu erbitten.
    Soweit es die Umstände erlauben, achten Sie bitte auf Miss Fenwick, wenn Sie in Ihren Diensten steht. Sie ist, wie Sie so klug und richtig bemerkten, ein teures Kind von ungewöhnlicher Schönheit.
    Ich weiß sehr wohl, dass Sie Miss Everett gegenüber gewisse Verpflichtungen haben, welche die geschäftliche Seite Ihres Theaters betreffen, aber ich hoffe dennoch, dass Ihre Verpflichtungen als Gentleman es Ihnen möglich machen, über das Geschäftliche hinaus auf das Wesen der Dinge zu schauen.
    Ich habe Grund zu der Annahme, dass das Mädchen weit unschuldiger ist, als es den Anschein erwecken möchte.
    In Bewunderung und Zuneigung,
    Ihre Sadie

Im Haus dieser Zigeunerin wird der Besucher von einem jungen Mädchen empfangen. Es entstammt vermutlich reinstem Zigeunertum, wurde aber durch Ansätze von Zivilisation doch so weit verdorben, dass es sein Haar täglich kämmt und ohne Murren Schuhe und Strümpfe anlegt. Lumpig war dieses knospende Mädchen immer noch, aufreizend und ungewaschen, doch besaß es einen scharfen Verstand und einen so guten Riecher für Geld, als wäre es die älteste Hexe aus dem fahrenden Volk. Also bat es den Kunden nach oben, und dieser folgte. Das junge Geschöpf schwebte und tanzte die Stufen hinauf, führte den Besucher dann mit großem Schwung in den beeindruckenden Empfangsraum und verschwand hinter einer Reihe von »Höflichkeitsbezeigungen« aus derart vielen aberwitzigen und schwindelmachenden Drehungen, dass es dem fassungslosen Reisenden schien, als würde sich das Mädchen in einen roten Stoffwirbel auflösen.
    Q. K. Philander Doesticks:
Die Hexen von New York , 1859
    XXV
    D er Mann, der Mae während meines ersten Theaterbesuchs ausgeführt hatte, ein Bankier namens Mr. Harris, war im Anschluss ins Haus gekommen und hatte mit Miss Everett besprochen, wie ein mögliches Arrangement aussehen könne. Maes Schönheit sei ihm nicht mehr aus dem Sinn gegangen, und, so erzählte es Mae, er habe der Madame gegenüber unverblümt geäußert, dass er das »heiße Verlangen« verspüre, Mae vor jedem anderen Mann zu besitzen.
    Â»Rose kann schon mal packen«, tönte Mae. »Ich bin auf dem Weg nach unten.«
    Mr. Greely hatte sich gleichermaßen versessen darauf gezeigt, die Dinge mit Alice voranzutreiben. Sie hatten mehrfach im Salon Tee getrunken, und bei jeder dieser Gelegenheiten hatte der grauhaarige, rotgesichtige, schlaksige Mr. Greely Alice laut ins Ohr gesagt, er habe noch nie ein so hübsches Mädchen gesehen, noch nie eine so klangvolle Stimme gehört. Er hatte ihr »O Susanna« vorgesungen und immer, wenn er zu der Stelle mit dem Banjo und dem Knie gekommen war, ihr Bein gedrückt. Alice waren seine Singerei und seine forsche Art zuwider, doch schließlich hatte sie sich dazu durchgerungen, in Mr. Greely die Antwort auf ihre Gebete zu sehen.
    Doch nach dem letzten Treffen war es zu einem plötzlichen Sinneswandel gekommen. Alice war die Treppen hinauf in unser Zimmer gestürmt und hatte bittere Tränen vergossen.
    Â»Was ist denn geschehen?«, fragte ich und eilte an ihre Seite.
    Sie warf sich auf ihr Bett, weinte in ihr Kissen und gab keine Antwort.
    Â»Hat er dir wehgetan? Bist du unpässlich?«
    Durch meine Fragen wurde das Geheul nur noch lauter. Cadet erschien, um nach dem Rechten zu sehen. Er nahm meinen Platz an ihrem Bett ein, kniete sich hin und legte Alice eine Hand auf die Schulter.
    Â»Es wird alles gut«, sagte er mit sanfter Stimme. »Was es auch ist, es wird alles gut.« Dann zog er ein Taschentuch hervor und drückte es ihr in die Hand.
    Â»Danke«, sagte sie, setzte sich auf und schaute ihn hilflos an, die Tränen flossen noch immer. »Aber nichts wird gut. Vorhin hat er gesagt: ›Passen Sie bloß auf, Miss Alice, sonst muss ich Sie am Ende heiraten.‹ Und sobald er zur Tür hinaus war, habe ich Miss Everett die frohe Kunde überbracht. Doch sie hat mich nur ausgelacht! Angeblich sagt Mr. Greely das zu jedem Mädchen. Er hat gar nicht die Absicht, mich oder

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