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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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Händen offenbarte ich ihm die Karten in meinem Geheimfach. »Ja, selbstverständlich«, sagte ich und hoffte, dass ihm meine Angst verborgen blieb.
    Er ließ sich Zeit, zog sogar eine kleine Lupe aus der Tasche, um jede Karte einzeln und gründlich zu inspizieren. Nachdem er das Bild von Suzie Lowe auf dem Pferd betrachtet hatte, sagte er schließlich: »Das ist genau das, was ich suche.«
    Die Art und Weise, die Karten zu mustern, hatte mich wieder beruhigt. Er benahm sich wie alle anderen Männer auch. Kein Zweifel, er war allein hier, ohne Ehefrau.
    Im Wissen um den Bildband aus seinem Arbeitszimmer wies ich auf die zirkassische Schönheit. »Vielleicht interessiert Sie auch das Exotischere? Zwei Karten kosten einen Vierteldollar.«
    Â»Schon möglich«, sagte er und fuhr mit dem Daumen am Rand der Karte entlang.
    Ich hatte so oft auf sein Porträt geschaut, dass es mir schwerfiel, mich ihm gegenüber nicht vertrauter zu zeigen, ihn nicht beim Namen anzureden. Was wohl mit seinem Hund geschehen war? Wurde der treue Begleiter auf Befehl von Mrs. Wentworth aus seiner Nähe entfernt? Wenn Mr. Wentworth damals im Haus gewesen wäre und alles gewusst hätte, er hätte mich vielleicht doch in die Freiheit entlassen.
    Nachdem er sich auch für die zirkassische Schönheit entschieden hatte, fragte ich: »Suchen Sie noch etwas?«
    Â»Nein, das wäre wohl alles«, erwiderte er.
    Doch so rasch konnte ich ihn nicht gehen lassen. Der Zauber, den ich damals aus seinem Papier und meinen Wünschen gebildet hatte, hatte Mr. Wentworth nicht nur nach Hause geführt, sondern auch hierher, zu mir.
    Â»Sir!« Ich fasste ihn am Arm und sagte einfach, was mir als Erstes in den Sinn kam. »Das mit Ihrem Hund tut mir sehr leid.«
    Â»Verzeihung?«, sagte er mit verwirrter Miene. »Sie müssen mich wohl verwechseln. Ich habe keinen Hund.«
    Â»Ich bin sicher, dass ich Sie noch nie zuvor getroffen habe, aber ich bin ebenso sicher, dass Sie einst einen Hund hatten – einen weißen Hund mit braungefleckter Schnauze. Ein treuer Freund, der sehr vermisst wird.«
    Mr. Wentworth gluckste nervös, griff in seine Tasche und gab mir einen Nickel. »Welch erstaunlicher Hokuspokus, mein liebes Mädchen. Ich hatte tatsächlich einst einen solchen Hund.«
    Ich wies die Münze zurück. »Ich will kein Geld.«
    Er starrte mich voller Neugierde an. »Sie sind offenbar selbst ein reichlich exotisches Wesen, nicht wahr?«
    Zufrieden mit mir selbst, warf ich ihm einen Blick zu, bei dem selbst Lotta Crabtree errötet wäre.
    Â»Vielleicht könnten wir ein wenig flanieren?«, fragte er mit gedämpfter Stimme. »Und unter vier Augen reden?«
    Ich sah wieder zu Mr. Dink. Er war am anderen Ende der Eingangshalle in ein Gespräch mit den beiden Polizisten vertieft, die er angeheuert hatte, am Samstagabend vor dem Theater zu stehen.
    Ich griff in meine Tasche, zog eine von Miss Everetts Visitenkarten hervor und reichte sie Mr. Wentworth.
    Beim Lesen weiteten sich seine Augen. »Nach wem soll ich fragen, wenn ich die entsprechenden Vorkehrungen treffe?«
    Â»Miss Fenwick«, sagte ich mit flachem Atem und hörte meinen Herzschlag bis in die Ohren.
    Er legte eine Hand an den Hut und sagte: »Auf ein baldiges Wiedersehen, Miss Fenwick.«
    Â»Bis dann«, sagte ich.
    In jener Nacht jagte Mrs. Wentworth wieder durch meine Träume. Es reicht dir wohl nicht, meine Juwelen zu stehlen? , klagte sie und verfolgte mich mit ihrer Schere.
    Ich schreckte auf und stellte mir vor, ihr ein Messer an die Kehle zu halten, und ihr Mann sah lächelnd zu. Schwitzend lag ich im Bett und klammerte mich an ihren Fächer. Hatte ich einen entsetzlichen Fehler gemacht?

There was a little maid,
    and she was afraid
    That her sweetheart
    Would come unto her;
    So she went to bed,
    and covered up her head,
    And fastened the door with a skewer.
    Es war eine Magd,
    die war sehr verzagt,
    Aus Angst, ihr Geliebter
    Käme zu ihr;
    Sie kroch in ihr Bett,
    Unter die Laken
    Und schob vor die Tür vom Feuer den Haken.
    XXVI
    M iss Everett empfing Mr. Wentworth wie einen alten Freund. »Nein, das ist ja eine Ewigkeit her!«, säuselte sie und küsste ihn auf beide Wangen. »Ich hatte schon befürchtet, Sie hätten der Stadt auf immer den Rücken gekehrt.«
    Â»Und dem besten Haus mit den schönsten Mädchen?«, neckte er sie.
    Miss

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