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Der verbotene Garten

Der verbotene Garten

Titel: Der verbotene Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ami McKay
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Karte. Ich kümmere mich um den Rest. Mr. Dink müssen wir wegen dieser Dinge übrigens nicht behelligen.«
    Auf meinem Platz vor dem Museum fantasierte ich mich in die Arme all der Herren, die sich mir näherten. Dafür war nicht viel Einbildungskraft nötig, denn die meisten Männer waren kühn und glaubten, hofften, dass ich ihnen auf Nachfrage noch mehr bieten würde. Sie nannten mich Herzchen , Süße oder Liebchen , wollten sich mit mir im Tanzpalast treffen oder mich in den Park begleiten.
    Ein Mann stellte sich sogar ganz frech als »Mr. Money« vor.
    Ich seufzte bloß.
    Â»Du hast ja recht, meine Teure, so heiß ich nicht«, spielte er den Ertappten. Dann zog er ein dickes Bündel Banknoten aus der Tasche. »Tatsächlich aber hab ich von dem hier reichlich, und am liebsten verwende ich es für so süße kleine Mädel, wie du eins bist. Was meinst du, wollen wir uns draußen auf eine hübsche Unterredung treffen?« – »Nein, danke, Sir«, erwiderte ich und wünschte ihm Lebewohl.
    Ein anderer Mann, der sich als Mr. Wilson vorgestellt hatte, kam drei Tage in Folge. Es war ein älterer Herr mit sanften Augen, so wie Mr. Birnbaum, und Fältchen, die beim Lächeln nach oben wanderten. Angeblich erinnerte ich ihn an eine frühere Liebe, ein Mädchen namens Helen. »Sie starb, noch bevor ich ihr sagen konnte, was ich empfand. Ihr Ende war entsetzlich. Es verfolgt mich jeden Tag.«
    Mr. Dink beobachtete die Vorgänge von Weitem, grüßte vertraute Gesichter und behielt mich während all dessen im Auge. Gelegentlich kam er herüber (besonders, wenn ein Mann zu nahe rückte oder zu lange verweilte) und fragte, ob ich mich wohlfühlte oder mich lieber ein wenig ausruhen wollte. »Ich möchte nicht, dass Sie hier ohnmächtig zusammensinken«, sagte er mit besorgtem Blick. »Sie werden mir doch sagen, wenn Sie etwas benötigen?«
    Â»Ja, Mr. Dink. Das werde ich.«
    Auch Miss Eva und Miss LeMar kamen hin und wieder in die Eingangshalle und fragten, wie viele ihrer Karten ich an einem Tag verkauft hatte. »Dabei müssen Sie immer lügen«, hatte mich Mr. Dink vorgewarnt. »Sonst stehe ich schnell ohne Schwertschluckerin oder Albino oder womöglich ohne beide da. Am besten sagen Sie, zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig, wobei Miss Eva bei den Verkäufen Miss LeMar nie übertreffen darf. Sylvia erträgt es nicht zu unterliegen.«
    Ich folgte seinem Rat und konnte so den Frieden zwischen den Frauen wahren. Mr. Dink war sehr zufrieden mit mir, und eines Tages nahm er mich beiseite. »Sollten Sie jemals feststellen, dass Sie mit Miss Everett abgeschlossen haben, dann denken Sie an mich, hören Sie? Ich würde mich glücklich schätzen, ein Cartes-de-visite -Mädchen zur Dink-Familie zu zählen. Die Bezahlung wäre ein Hungerlohn, verglichen mit dem, was die Madame Ihnen bieten kann, aber es wäre ein Einkommen.«
    Ich hätte sein Angebot auf der Stelle angenommen, hätte mich die Vision von Miss Keteltas’ Haus nicht noch immer bis in den Schlaf verfolgt. Denn dann sprach das warme Licht hinter den Fenstern mit mir. Brenn weiter für deine Träume, mein Kind. Dies hier wird deins. Finde den Weg.
    Eines Tages bemerkte ich, dass mich ein Mann besonders lauernd umkreiste und darauf wartete, einen ungestörten Blick auf meine Waren zu werfen. Er war sehr ansehnlich gekleidet, mit Gehrock und Hut, und bei Weitem der wohlhabendste Gentleman, den ich je gesehen hatte. Mehr als die edle Beschaffenheit seiner Kleidung jedoch fesselte mich sein Gesicht. Im Verhältnis zu seinem Bildnis waren die Züge gealtert und die Schläfen ergraut, doch ich erkannte ihn sofort – Mr. Wentworth.
    Mein Herz raste, bei seinem Anblick packte mich die nackte Angst. Wartete Mrs. Wentworth etwa draußen darauf, dass mich ihr Mann durch das Gewühl der dunkel gekleideten Besucher hindurch in ihre Kutsche zerrte?
    Sicherheitshalber schaute ich mich nach Mr. Dink um. Ich entdeckte ihn am Kartenschalter, im Gespräch mit Miss Eva, und winkte ihm diskret zu. Im Gegenzug lüftete er leicht den Hut.
    Mein Magen verknotete sich, als Mr. Wentworth auf mich zusteuerte. »Haben Sie auch eine Lady Godiva?«, fragte er in ruhigem, gemessenem Tonfall.
    Innerlich hörte ich Nestors Stimme: Sie müssen Ihre Gefühle zügeln, unterdrücken Sie jeden Impuls.
    Mit zitternden

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