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Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Martin
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vermissten. Ihr war klar, dass sie oft zu Joseph liefen, um dessen Aufmerksamkeit zu haben, da er der einzige Mann im Haus war. Bis zu diesem Augenblick hatte sie das ganze Ausmaß der Sehnsucht ihrer Brüder nach einem Mann, der sich um sie kümmerte, nicht erkannt. Ihre armen, vaterlosen Zinnsoldaten! Sie wischte sich die Tränen ab, doch neue traten ihr in die Augen, rannen ihr über die Wangen und tropften vom Kinn auf die zerknautschte Bettdecke.
    „Es tut mir Leid“, hörte sie Lord St. Clairs Stimme von der anderen Seite des Bettes her. „Es tut mir so Leid, Miss Taylor. Sie hatten Recht. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte Ihre Brüder nie in die verdammte Sonderausstellung mitnehmen dürfen.“ Mit väterlicher Geste strich Ian William das Haar aus der Stirn.
    „Schon gut. Wahrscheinlich werden meine nächsten Worte dumm auf Sie wirken, aber Sie haben William beruhigt, was mir nicht gelungen ist. Ich glaube, ich bin ein bisschen eifersüchtig.“
    „Dazu haben Sie keinen Anlass. Es ist meine Schuld, dass er verstört war. Ich sollte mich erschießen.“
    Das war eine recht drastische Bemerkung, noch dazu aus dem Mund eines Mannes, der im Allgemeinen seine Gefühle verbarg. Felicity verkrampfte sich das Herz, als sie den Schmerz in seiner Miene bemerkte.
    Sie versuchte, ihm die düstere Stimmung zu nehmen. „Erschießen? Oh nein, das wäre viel zu wenig. “ Sie blickte zu den anderen Brüdern, die glücklicherweise schliefen, und fuhr dann fort: „Die Strafe sollte dem Verbrechen angemessen sein. Man sollte Sie köpfen. Dann könnten wir Ihren Kopf aufspießen und zu den Köpfen stellen, die schon in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett sind.“
    Ian schaute Felicity an, und sein Blick wirkte noch gekränkter.
    „Ich habe nur gescherzt, Sir. Geben Sie sich keine Schuld. Sie konnten nicht wissen, wie sie reagieren würden.“
    „Aber Sie wussten das.“
    „William kenne ich sein Leben lang.“ Felicity hatte sich um einen leichten Ton bemüht. „Außerdem hatten Sie wahrscheinlich nie Albträume und keine Ahnung, wodurch sie ausgelöst werden können. Ich nehme an, Sie waren so, wie George ist. Sie konnten gewiss nach den erschreckendsten Abenteuern wunderbar einschlafen. Ich befürchte, William hat eine blühende Fantasie.“ Felicity lachte zittrig auf. „Er versucht, so zäh wie Georgie zu sein, hat damit jedoch nie Erfolg.“
    Ian schwieg ein Weilchen und hielt dabei den Blick auf Williams Brust gerichtet, die sich unter regelmäßigen Atemzügen hob und senkte. Dann erschien ein weltverdrossener Ausdruck in seinem Gesicht. „In der Kindheit habe ich nie Abenteuer erlebt, erschreckende oder andere. Daher hatte ich auch nie Albträume.“
    Felicity hielt den Atem an. Sehr darauf bedacht, die Stimmung des Augenblicks zu nutzen, rief sie aus: „Keine Abenteuer? Jeder Junge erlebt Abenteuer. Bestimmt sind Sie im Wald herumgestromert, oder Sie haben sich zu einem Zigeunerlager davongestohlen, oder etwas Ähnliches getan.“
    „Nein.“ Ian holte tief Luft. „Ich war ein . . . sehr gehorsamer Sohn. Man hat mir nie gestattet, etwas Aufregendes zu tun. Mein Vater glaubte, dass der älteste Sohn einer Familie schon in jungen Jahren auf seine Pflichten vorbereitet werden muss, und das bedeutete, dass man sich keinen Vergnügungen hingab. Daher gab es keine heimlichen Ausflüge in den Wald. Meine Vormittage und Abende habe ich mit meinem Privatlehrer verbracht und die Nachmittage mit meinem Vater, der mir den Besitz gezeigt und mich genötigt hat, mir die Namen der Pächter zu merken, und mich lehrte, wie die Verwaltung eines Gutes bewerkstelligt wird.“
    Was für eine schreckliche Art, seine Kindheit verbringen zu müssen! Felicity hatte nie über diese Seite des Lebens eines Adligen nachgedacht. Aber wenn man einen großen Besitz hatte, musste man wohl auch zahlreiche Pflichten wahrnehmen. „Ist das der Grund, warum alle jungen Adligen ein so wildes Leben führen, sobald sie in London sind? Liegt das daran, dass ihre Väter so harte Lehrmeister sind?“ „Nein, jedenfalls dem nach zu urteilen, was Jordan mir erzählt hat. Mein Vater war einzigartig. Ich nehme an, dafür sollte ich ihm dankbar sein, da seine Erziehung mir bei der Verwaltung von Chesterley von großem Nutzen ist. Aber hin und wieder . . .“ Ian hielt inne.
    „Hin und wieder hätten Sie gern einen heimlichen Ausflug unternommen, nicht wahr?“
    Ian brachte ein Lächeln zu Stande. „Ich muss wie ein verzogenes Kind

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