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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Valdir war zu jung, um Kirian zu brauchen, und Domenic zu alt. Trotzdem, stellte sie nüchtern fest, ein Telepathen-Haushalt sollte diese besondere Droge für alle Fälle immer vorrätig haben. Von allen Rezepten, die sie kannte, war dies das weitaus schwierigste. Die Flüssigkeit mußte in drei verschiedenen Arbeitsgängen destilliert werden, wobei jedes Mal ein anderer chemischer Bestandteil der pflanzlichen Öle ausgefällt wurde. Callista hatte alles wieder in Ordnung gebracht und holte ihre Destillier-Apparate hervor, als Ferrika hereinkam und bei ihrem Anblick erschrocken stehen blieb.
    »Verzeiht mir, daß ich Euch störe, Vai Domna .«
    »Komm nur herein, Ferrika. Was kann ich für dich tun?«
    »Eins der Mädchen hat die Hand bei der Wäsche verbrüht. Ich wollte Brandsalbe für sie holen.«
    »Hier ist sie.« Callista nahm einen Krug aus dem Regal. »Kann ich irgendwie helfen?«
    »Nein, Lady, es ist nichts Schlimmes.« Die Frau entfernte sich. Nach kurzer Zeit kehrte sie wieder und brachte den Krug zurück.
    »Ist es eine schwere Verbrennung?«
    Ferrika schüttelte den Kopf. »Nein, nein, sie hat unachtsam die Hand in das falsche Fass gesteckt, das ist alles. Aber ich finde, wir sollten Brandsalbe in der Küche und in den Waschräumen vorrätig haben. Wenn es einmal zu einer schweren Verbrennung kommt, wäre es unangenehm, erst hinauflaufen und sie holen zu müssen.«
    Callista nickte. »Da hast du Recht. Fülle etwas in kleinere Krüge um und nimm sie mit.« Während Ferrika das an dem kleineren Tisch tat, öffnete Callista stirnrunzelnd Schublade auf Schublade, bis Ferrika sich schließlich umdrehte und fragte: »Lady, kann ich Euch bei der Suche helfen? Wenn Lord Damon oder ich selbst etwas verlegt haben sollten …«
    »Es waren doch Kireseth -Blüten da …«, meinte Callista.
    »Lord Damon hat davon genommen, Lady, als Ihr krank wart.«
    Callista nickte. Sie erinnerte sich an die einfache Tinktur, nie er zusammengebraut hatte. »Ja, ich weiß. Aber falls er nicht eine Menge verschwendet oder verdorben hat, müßte noch ein ganzer Teil übrig sein. Er war in einem Beutel hinten in diesem Schrank.« Sie fuhr fort, Schränke und Schubladen zu durchsuchen. »Hast du etwas davon gebraucht, Ferrika?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Ich habe die Blüten nicht angerührt.« Mit einem kleinen beinernen Spachtel füllte sie Salbe in einen Krug. Callista sah ihr eine Weile dabei zu. Dann fragte sie: »Weißt du, wie man Kirian herstellt?«
    »Ich weiß, wie man es macht, Lady. Als ich im Gildenhaus in Arilinn ausgebildet wurde, mußte jede von uns eine Lehrzeit bei einer Apothekerin machen, um die Herstellung von Medizinen und Drogen zu erlernen. Aber selbst habe ich Kirian nie hergestellt«, antwortete Ferrika. »Im Gildenhaus hatten wir keine Verwendung dafür, obwohl wir lernen mußten, woran man ihn erkennt. Ihr wißt, daß die … daß gewisse Leute die Nebenprodukte der Kirian -Destillation illegal verkaufen?«
    »Davon habe ich sogar im Turm gehört«, erwiderte Callista trocken. Kireseth war eine Pflanze, deren Blätter, Blüten und Stengel verschiedene Öle enthielten. In den Kilghardbergen schufen die Pollen zu bestimmten Jahreszeiten ein Problem, da sie gefährliche psychoaktive Eigenschaften hatten. Im Kirian , der Droge, die die geistigen Barrieren gegen einen telepathischen Kontakt senkte, waren nur die ungefährlichen Bestandteile enthalten, und trotzdem wurde das Getränk nur mit großer Vorsicht benutzt. Die Verwendung von rohem Kireseth beziehungsweise der anderen Öle war in Thendara und Arilinn gesetzlich verboten und galt überall in den Domänen als verbrecherisch. Nicht einmal Kirian war allgemein zugänglich, und er wurde von Außenseitern mit abergläubischer Scheu betrachtet.
    Während sie Filtertücher zählte und sortierte, dachte Callista mit eigentümlichem Heimweh an die weit entfernten Ebenen von Arilinn. Sie waren so lange ihre Heimat gewesen. Und nun würde sie sie wahrscheinlich nie wieder sehen.
    Arilinn könne von neuem ihre Heimat werden, hatte Leonie gesagt … Um diesen Gedanken zu verbannen, fragte sie Ferrika: »Wie lange hast du in Arilinn gelebt, Ferrika?«
    »Drei Jahre, Domna .«
    »Aber du gehörst doch zu unsern Leuten vom Gut, nicht wahr? Ich erinnere mich, daß du und ich und Dorian und Ellemir alle zusammen spielten, als wir kleine Mädchen waren, und gemeinsam Tanzunterricht hatten.«
    »Ja, Lady, aber als Dorian heiratete und Ihr in den Turm gingt, wurde

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