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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hin. Eine Bewahrerin war Gegenstand einer beinahe abergläubischen Verehrung, und wenn Callista ihr Amt auch niedergelegt hatte, wurde sie dennoch mit mehr als gewöhnlichem Respekt betrachtet. Als es in der Halle völlig ruhig geworden war, sprach sie mit ihrer leisen, klaren Stimme, die bis in die entfernteste Ecke trug:
    »Einer der Anwesenden ist ohne Erlaubnis in meinen Destillierraum eingedrungen und hat dort bestimmte Kräuter entfernt. Wenn sie sofort zurückgegeben werden und nicht zu unerlaubten Zwecken gebraucht worden sind, will ich annehmen, es sei irrtümlich geschehen, und der Sache nicht weiter nachgehen. Aber wenn ich die Kräuter nicht bis morgen früh zurückbekommen habe, werde ich alle mir notwendig erscheinenden Schritte unternehmen.«
    In der Halle herrschte Verwirrung. Ein paar Leute murmelten untereinander, aber keiner sprach laut. Schließlich sagte Callista: »Also gut. Ihr könnt heute Nacht darüber nachdenken. Morgen werde ich jede mir zur Verfügung stehende Methode einsetzen …« – in einer unwillkürlichen, arroganten Geste wanderte ihre Hand zu der an ihrem Hals verborgenen Matrix – »… um festzustellen, wer schuldig ist. Das ist alles. Ihr könnt gehen.«
    Es war das erste Mal, daß Andrew erlebte, wie sie bewußt ihre alte Autorität als Bewahrerin einsetzte, und es beunruhigte ihn. Als sie sich wieder setzte, fragte er: »Was fehlt denn, Callista?«
    » Kireseth «, antwortete sie kurz. »Es ist ein gefährliches Kraut, und seine Anwendung ist verboten, außer durch im Turm ausgebildete Personen oder mit ihrer ausdrücklichen Erlaubnis.« Ihre glatte Stirn zog sich in Falten. »Mir gefällt der Gedanke gar nicht, daß irgendein unwissender Mensch von dem Zeug verrückt wird. Es erzeugt Delirium und Halluzinationen.«
    Dom Esteban protestierte: »Komm, komm, Callista, so gefährlich ist es sicher nicht. Ich weiß, in den Türmen habt ihr abergläubische Tabus gegen die Pflanze, aber sie wächst wild hier in den Bergen …«
    »Trotzdem, ich bin dafür verantwortlich, daß nicht durch meine Nachlässigkeit Mißbrauch damit getrieben wird.«
    Damon hob den Kopf. Er sagte müde: »Beunruhige die Diener nicht, Callista. Ich habe das Kireseth genommen.«
    Sie starrte ihn erstaunt an. »Du, Damon? Was wolltest du nur damit?«
    »Genügt es dir, wenn ich dir versichere, daß ich meine Gründe hatte, Callista?«
    »Aber warum, Damon?« drängte sie. »Wenn du mich gefragt hättest, hätte ich dir etwas gegeben, aber …«
    »Aber du hättest gefragt, wozu ich es brauche.« In Damons Gesicht hatten sich Linien der Erschöpfung und des Schmerzes eingegraben. »Nein, Callie, versuche nicht, meine Gedanken zu lesen.« Seine Augen waren plötzlich hart. »Ich nahm es aus Gründen, die mir gut erschienen, und ich werde sie dir nicht mitteilen. Vielleicht brauche ich das Zeug nicht, und dann werde ich es dir zurückgeben. Aber im Augenblick glaube ich, einen Verwendungszweck dafür zu haben. Lassen wir es dabei, Breda .«
    Callista antwortete: »Natürlich, wenn du darauf bestehst, Damon.« Sie führte ihre Tasse zum Mund und trank, und dabei betrachtete sie Damon nervös. Ihre Gedanken waren leicht zu verfolgen: Damon ist in der Anwendung von Kirian ausgebildet, aber er kann ihn nicht selbst herstellen. Was kann er also mit dem Rohmaterial anfangen? Was hat er nur damit vor? Ich kann nicht glauben, daß er Mißbrauch damit treiben würde, aber was sind seine Absichten? Die Dienstboten zerstreuten sich. Dom Esteban fragte, ob jemand Lust habe, mit ihm Karten zu spielen oder auch »Burgen«, das Schach ähnliche Spiel, das Andrew zu lernen begann. Andrew sagte zu. Er studierte die kleinen Kristallfiguren mit scheinbarer Aufmerksamkeit, aber seine Gedanken beschäftigten sich intensiv mit etwas anderem. Was konnte Damon mit dem Kireseth vorhaben? Damon hatte ihn gewarnt, die Blüten zu berühren oder daran zu riechen, fiel ihm ein. Andrew machte einen Zug und verlor die Figur an seinen Schwiegervater. Ihm war, als umspülten Damons Gedanken den Bereich seiner eigenen Empfindungen. Er wußte, wie sehr Damon die Matrix-Arbeit, in der er ausgebildet worden war, die er hatte aufgeben müssen und die er gegen seinen Willen wieder aufgenommen hatte, haßte und fürchtete. Bis Callista frei ist. Und auch dann … Es gibt so vieles, was ein Telepath tun kann, so vieles ist noch ungetan … Andrew schnitt Damons Gedanken gewaltsam ab und zwang sich, seine Aufmerksamkeit nur auf das Spielbrett vor ihm

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