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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sorge dafür, daß du als Überwacherin nicht aus der Übung kommst. Hast du deine Atemübungen beibehalten?«
    »Ohne sie könnte ich nicht schlafen. Ich vermute, wir alle, die wir dort geschult sind, werden sie unser ganzes Leben lang ausführen«, antwortete sie. Damon lächelte. Er beugte sich vor und küßte sie ganz leicht auf die Wange.
    »Wie Recht du hast, Schwester. Schlaf gut. Gute Nacht, mein Bruder«, setzte er, zu Andrew gewandt, hinzu und ging weiter.
    Offensichtlich hatte Damon etwas vor. Callista saß vor ihrem Ankleidetisch und flocht ihr langes Haar für die Nacht ein. Andrew fühlte sich schmerzlich an einen anderen Abend erinnert, aber er verbannte diesen Gedanken. Callista, deren Gedanken immer noch bei Damon weilten, sagte: »Er ist beunruhigter, als er uns merken lassen möchte. Ich kenne Damon seit langer Zeit. Es hat keinen Zweck, ihn nach etwas zu fragen, das er nicht verraten will.«
    Aber was will er nur mit dem Kireseth anfangen?
    Mit einem kurzen Aufflackern der Eifersucht dachte Andrew daran, daß Callista nicht zurückgewichen war, als Damon sie auf die Wange küsste, und wenn er selbst es versuchen würde, dann wußte er, was passierte. Dann mußte er gegen seinen Willen an Damon und Ellemir denken, die jetzt zusammen, vereint waren.
    Callista war schließlich immer noch seine Frau, und Damon hatte keine Rechte … überhaupt keine.
    Callista löschte das Licht und stieg in ihr eigenes Bett. Seufzend legte Andrew sich nieder und sah die vier Monde über den Himmel ziehen.
    Als er endlich einschlief, merkte er nichts davon. Es war, als wechsele sein Bewußtsein in einen Zustand zwischen Wirklichkeit und Traum über. Damon hatte ihm einmal erzählt, daß der Geist gelegentlich im Schlaf ohne bewußten Entschluß in die Überwelt reise.
     
    Ihm kam es vor, als habe er seinen Körper zurückgelassen und bewege sich durch die gestaltlose Gräue der Überwelt. Irgendwo, überall nahm er Damon und Ellemir wahr, die sich liebten. Obwohl er wußte, daß sie sich freuen würden, wenn er sich zu ihnen gesellte und mit ihnen in enger Verbundenheit verschmolz, wandte er Augen und Geist von dem Anblick ab. Er war kein Voyeur. So nötig hatte er es immer noch nicht, nicht einmal hier.
    Nach langer Zeit fand er das Gebilde, das sie bei der Heilung der Männer mit den Erfrierungen errichtet hatten. Andrew fürchtete, er werde Damon und Ellemir auch dort antreffen, da sie überall gleichzeitig zu sein schienen. Sie waren da, aber Ellemir schlief, und Damon saß geistesabwesend auf einem Baumstumpf. Neben ihm lag ein Büschel getrockneter Kireseth -Blüten.
    Andrew fragte: »Was wolltest du mit ihnen, Damon?« und der andere Mann antwortete: »Ich bin mir nicht sicher. Deswegen konnte ich es ja auch Callista nicht erklären. Es ist verboten. Alles ist verboten. Wir dürften überhaupt nicht hier sein.«
    Andrew sagte: »Aber wir träumen doch nur davon, und wie kann irgend jemand das Träumen verbieten?« Er wußte jedoch, und das gab ihm ein Gefühl der Schuld, daß ein Telepath sogar für seine Träume die Verantwortung trägt und daß er selbst im Traum nicht zu Ellemir gehen konnte, wie er es so gern getan hätte. Damon erwiderte: »Ich habe es dir schon einmal erklärt. Es ist nur ein Teil unseres Seins.«
    Andrew drehte Damon den Rücken und versuchte, das Gebilde zu verlassen. Aber die Mauern schlossen sich um ihn und hielten ihn fest. Dann kam Callista – oder war es Ellemir? Er konnte nicht mehr unterscheiden, welche von den beiden seine Frau war – mit einem Büschel Kireseth -Blüten in der Hand zu ihm und sagte: »Nimm sie. Eines Tages werden unsere Kinder von diesen Früchten essen.«
    Verbotene Früchte. Aber er nahm sie in die Hand und biß in die Blüten, die weich waren wie die Brüste einer Frau, und der Geruch der Blüten war in seinem Gehirn wie ein Stich. Dann fuhr ein Blitz in die Mauern, und das Bauwerk erbebte und bröckelte auseinander, und durch die einstürzenden Mauern verfluchte Leonie sie. Dunkel war sich Andrew bewußt, daß alles seine Schuld war, weil er ihr Callista weggenommen hatte.
    Und dann war er allein auf der grauen Ebene, und die Landmarke stand sehr weit weg am Horizont. Obwohl er Ewigkeiten lang wanderte, Tage, Stunden, Äonen, konnte er sie nicht erreichen. Er wußte, Damon und Callista und Ellemir waren alle drinnen, und sie hatten die Antwort gefunden und waren glücklich. Er jedoch war wieder allein, ein Fremder, der nie mehr Teil von ihnen sein

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