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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wachen und sich vergewissern, daß sein Körper weiterarbeitete, wie er sollte, während der wesentliche Teil seines Selbst sich anderswo befand.
    Callista wirkte blaß und fremd. Es kostete sie große Überwindung, nach ihrem endgültigen Verzicht doch wieder zu dieser Arbeit zurückzukehren. Anders als bei Damon war es nicht Furcht oder Abscheu, sondern die Qual, die es sie gekostet hatte, sich davon loszureißen.
    Aber das hier war ihre echte Berufung. Dazu war sie geboren und ausgebildet worden. Es war falsch und grausam, eine Frau diese Arbeit nur tun zu lassen, wenn sie auf ihre Weiblichkeit verzichtete. Für alles bis auf die Handhabung der großen Schirme und Relais war Callista vollkommen qualifiziert, und wäre sie ein Dutzend Mal verheiratet und ebenso oft Mutter! Doch für die Türme war sie verloren, und der Verlust war für sie nicht geringer. Welch eine törichte Vorstellung, dachte Damon, daß der Verlust der Jungfräulichkeit auch den Verlust aller so mühevoll erworbenen Fähigkeiten, alles während der Jahre in Arilinn errungenen Wissens bedeuten sollte!
    Das glaube ich nicht , dachte er und hielt den Atem an. Das war Blasphemie, das war ein unvorstellbares Sakrileg! Doch dann sah er zu Callista hinüber und dachte herausfordernd: Trotzdem glaube ich es nicht!
    Er verletzte das Turm-Tabu schon dadurch, daß er sie als Überwacherin einsetzte. Wie dumm, wie entsetzlich dumm!
    Natürlich tat er, rein juristisch gesehen, nichts Unrechtes. Callista hatte zwar bei einer Freipartner-Zeremonie ihre Absicht, die Ehe einzugehen, erklärt, war aber de facto noch nicht Andrews Frau. Sie war immer noch Jungfrau und daher qualifiziert … Wie unsinnig war das Ganze! Auf wie tragische Art unsinnig!
    Wieder einmal grübelte Damon darüber nach, daß an dem ganzen Konzept der Ausbildung von Telepathen auf Darkover etwas nicht stimmte. Wegen des im Zeitalter des Chaos getriebenen Mißbrauchs, wegen der Verbrechen von Männern und Frauen, die so lange schon tot waren, daß sich selbst ihre Knochen in Staub aufgelöst hatten, wurden andere Männer und Frauen zu einem lebendigen Tod verdammt.
    Callista fragte leise: »Was ist los, Damon? Du siehst so zornig aus.«
    Er konnte es ihr nicht erklären. Die Tabus waren ihr in Fleisch und Blut übergegangen und hielten sie immer noch in Fesseln. Er antwortete: »Mir ist kalt«, und ließ es dabei. Er hatte sich in eine lose Robe gehüllt, die seinen Körper vor der schrecklichen Kälte der Überwelt schützen sollte. Er bemerkte, daß auch Callista ihr übliches Hauskleid gegen eine lange, warme Umhüllung eingetauscht hatte. Damon lehnte sich in einem Polstersessel zurück, während Callista es sich auf einem Kissen zu seinen Füßen bequem machte. Andrew und Ellemir saßen ein bißchen weiter weg, und Ellemir sagte: »Wenn ich für dich Wache gehalten habe, sollte ich immer körperlichen Kontakt mit den Pulsstellen halten.«
    »Du bist nicht geschult, Liebling. Callista tut diese Arbeit, seit sie ein kleines Mädchen war. Sie könnte mich sogar aus einem anderen Zimmer überwachen, wenn es sein müßte. Du und Andrew, ihr seid im Grunde überflüssig, obwohl es eine Hilfe ist, euch dabeizuhaben. Wenn etwas uns unterbrechen sollte, könnt ihr euch damit befassen und Callista und mich vor Störungen schützen. Zwar rechne ich nicht damit, daß etwas passiert – ich habe entsprechende Anweisungen gegeben –, aber es könnte ja, was die Götter verhüten mögen, das Haus in Brand geraten oder Dom Esteban krank werden und Hilfe brauchen.«
    Callista hielt ihre Matrix auf dem Schoß. Damon bemerkte, daß sie sie mit einem Stück Band am Puls befestigt hatte. Es gab verschiedene Wege, mit einer Matrix umzugehen, und in Arilinn wurde jeder ermutigt, Versuche anzustellen und die für ihn geeignetste Methode zu finden. Callista stand mit dem Psi-Stein in Kontakt, ohne ihn mit den Augen anzusehen, während Damon in die Tiefen seines eigenen blickte und die wirbelnden Lichter langsam zusammenströmen sah … Er atmete immer langsamer. Als Callista den Rapport mit ihm herstellte, spürte er es und paßte die Schwingungen ihres Körperfeldes seinen eigenen an. Ebenso nahm er wahr, wenn auch undeutlicher, wie sie Andrew und Ellemir in den Kreis holte. Einen Augenblick lang entspannte Damon sich in dem Gefühl, sie alle in der engsten Verbindung, die überhaupt möglich war, um sich zu haben. Er erkannte, daß er Callista jetzt näher war als irgend jemand anders in der Welt. Näher

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