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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bedeckt. Er ließ sich neben dem Rollstuhl auf die Knie fallen. Er stammelte: »Vater, oh, Vater, ich wäre sofort gekommen, wenn du nach mir geschickt hättest, ehrlich …«
    Der Lord von Alton legte seine Hände auf Domenics Schultern. »Das weiß ich, lieber Junge, aber dein Platz war in Thendara, da ich nicht selbst dort sein konnte. Doch dein Anblick macht mein Herz froher, als ich sagen kann.«
    »Mich auch.« Domenic stand auf und blickte auf seinen Vater hinab. »Ich bin erleichtert, dich so wohlauf und kräftig zu sehen. In Thendara wurde schon erzählt, du seiest dem Tode nahe oder gar schon tot und begraben!«
    »So schlimm ist es nicht«, lachte Dom Esteban. »Komm, setz dich neben mich, erzähl mir alles, was bei der Garde und im Rat vor sich geht.« Man konnte leicht sehen, dachte Andrew, daß dieser fröhliche Junge das Augenlicht seines Vaters war.
    »Das tue ich gern, Vater, aber heute ist ein Hochzeitstag, und wir sind hier, um mitzufeiern, und an dem, was ich zu erzählen habe, ist so wenig Lustiges! Prinz Aran Elhalyn hält mich für zu jung, um den Befehl über die Garde zu übernehmen, und sei es nur für die Zeit, die du hier krank in Armida liegst, und das wispert er Hastur Tag und Nacht in die Ohren. Und Lorenz von Serrais – verzeih mir, wenn ich schlecht von deinem Bruder spreche, Damon …«
    Damon schüttelte den Kopf. »Mein Bruder und ich stehen nicht auf bestem Fuß miteinander, Domenic. Sag also, was du willst.«
    »Also, Lorenz soll verdammt sein, weil er ein Ränke schmiedender Fuchs ist, und der alte Gabriel von Ardais, der den Posten für sein Großmaul von Sohn haben will, stimmt eifrig mit in den Chor ein, ich sei zu jung, um die Garde zu kommandieren. Sie bedrängen Aran Tag und Nacht mit Schmeicheleien und Geschenken, die beinahe schon Bestechungen sind, um ihn zu überreden, einen von ihnen zum Befehlshaber zu machen, solange du hier in Armida bist. Wirst du noch vor dem Mittsommerfest zurückkommen, Vater?«
    Ein Schatten flog über das Gesicht des verkrüppelten Mannes. »Es wird sein, wie die Götter es wollen, mein Sohn. Meinst du, die Garde könne von einem Mann befehligt werden, der an einen Rollstuhl gefesselt ist und dessen Beine ihm nicht mehr nützen als Fischflossen?«
    »Besser ein lahmer Kommandant als einer, der kein Alton ist«, erklärte Domenic mit heftigem Stolz. »Ich könnte die Befehle in deinem Namen geben und alles für dich tun, wenn du nur da wärst und das Amt innehättest, das die Altons seit so vielen Generationen ausgeübt haben!«
    Sein Vater ergriff mit festem Druck seine Hände. »Wir werden sehen, mein Sohn. Wir werden sehen, was kommt.« Aber schon dieser Gedanke, erkannte Damon, hatte den Lord von Alton mit einer plötzlichen Hoffnung erfüllt und ihm ein Ziel gegeben. Würde er tatsächlich im Stande sein, von seinem Rollstuhl aus mit Domenic an seiner Seite die Garde zu kommandieren?
    »Wie schade, daß wir jetzt keine Lady Bruna in unserer Familie haben«, meinte Domenic fröhlich. »Sag, Callista, willst du nicht das Schwert nehmen, wie es Lady Bruna tat, und die Garde befehligen?«
    Lachend schüttelte sie den Kopf. Damon sagte: »Diese Geschichte kenne ich nicht«, und Domenic erzählte sie lächelnd. »Es ist Generationen her – wie viele, weiß ich nicht –, aber ihr Name ist in die Rolle der Befehlshaber eingetragen. Lady Bruna von Leyniers Bruder, der damals Lord Alton war, fiel im Kampf und hinterließ einen erst neun Jahre alten Sohn. Da nahm sie die Mutter des Knaben, wie Frauen es dürfen, in einer Freipartner-Ehe unter ihren Schutz und regierte selbst die Garde, bis er alt genug war, das Kommando zu übernehmen. In den Annalen der Garde heißt es, sie sei dazu noch eine gute Kommandantin gewesen. Möchtest du nicht auch so berühmt werden, Callista? Nein? Und du, Ellemir?« Mit gespielter Traurigkeit schüttelte er den Kopf, als beide ablehnten. »O weh, was ist aus den Frauen unseres Clans geworden? Sie sind nicht mehr das, was sie in jenen Tagen waren!«
    Die Familienähnlichkeit der Leute, die um Dom Estebans Stuhl standen, war überwältigend. Domenic glich Callista und Ellemir, obwohl sein Haar röter, seine Locken wilder, seine Sommersprossen dicke goldene Flecken statt schwacher Pünktchen waren. Und Dezi, der still und unbeachtet hinter dem Rollstuhl stand, war wie ein blasseres Spiegelbild von Domenic. Domenic blickte auf und sah ihn dort und schlug ihm freundlich auf die Schulter.
    »Du bist also hier, Cousin?

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