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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wir werden hier leben. So müssen wir damit rechnen, daß wir eines Tages sehen, wie er zur Ruhe gelegt wird. Laß es dir keinen Kummer machen, meine Geliebte. Und jetzt muß ich wohl meinem Bruder Lorenz meinen Respekt erweisen, da er sich entschlossen hat, meine Hochzeit mit seiner Anwesenheit zu ehren. Glaubst du, wir können ihn und Domenic daran hindern, sich zu schlagen?«
    Und als Ellemir von neuem an die Gäste und die bevorstehende Feier dachte, verging ihre Blässe. Damon wünschte, er hätte ihre Vorahnung geteilt. Was hatte Ellemir gesehen?
     
    Andrew hatte, je näher die Trauung rückte, immer mehr ein Gefühl der Unwirklichkeit. Eine Freipartner-Heirat war eine einfache Erklärung vor Zeugen, und sie sollte am Ende des Festessens für die Gäste und die Nachbarn von den nahe gelegenen Gütern, die dazu eingeladen waren, stattfinden. Andrew hatte hier keine Verwandten oder Freunde, und obwohl er bisher diesen Mangel als unwesentlich betrachtet hatte, beneidete er, als der Augenblick kam, Damon sogar um die Anwesenheit des säuerlich dreinblickenden Lorenz, der an seiner Seite stand und auf die feierliche Erklärung wartete, die Ellemir nach Gesetz und Sitte zu Damons Frau machte. Wie lautete das Sprichwort, das Domenic zitiert hatte? »Bloß ist der Rücken dessen, der keinen Bruder hat.« In der Tat, sein Rücken war bloß.
    Rund um den langen Tisch der Großen Halle von Armida, gedeckt mit dem feinsten Leinen und dem Feiertagsgeschirr, hatten sich alle Landwirte, Kleinbauern und Adligen versammelt, die in einem Umkreis von einem Tagesritt wohnten. Damon sah blaß und angespannt aus, doch eindrucksvoller als sonst in einem Anzug aus weichem Leder. Er war reich bestickt in Farben, von denen Andrew gehört hatte, daß sie die seiner Domäne waren. Das Orange und Grün wirkte für Andrews Augen knallig. Damon streckte seine Hand Ellemir entgegen, und sie kam um den Tisch und gesellte sich zu ihm. Sie sah blaß und ernst aus. Sie trug ein grünes Kleid, und ihr Haar war in einem Silbernetz zusammengerollt. Zwei junge Mädchen – sie hatte Andrew erzählt, daß es ihre und Callistas frühere Spielgefährten waren, eine Edelfrau aus einer nahe gelegenen Feste und ein Dorfmädchen von ihrem eigenen Gut – traten näher und stellten sich hinter sie.
    Damon sprach mit fester Stimme: »Meine Freunde, edle Damen und Herren, wir haben euch zusammengerufen, um Zeugen unseres Gelöbnisses zu sein. So seid nun alle Zeugen, daß ich, Damon Ridenow von Serrais, der ich frei geboren und an keine Frau gebunden bin, diese Frau, Ellemir Lanart-Alton, mit der Zustimmung ihrer Verwandtschaft zur Freipartnerin nehme. Und ich verspreche, daß ihre Kinder zu legitimen Erben meines Körpers erklärt werden und mein Gut und Erbe, sei es klein oder groß, teilen sollen.«
    Ellemir ergriff seine Hand. Ihre Stimme klang in dem riesigen Raum wie die eines Kindes. »Seid alle Zeugen, daß ich, Ellemir Lanart, Damon Ridenow mit der Zustimmung unserer Verwandtschaft zum Freipartner nehme.«
    Applaus und Gelächter brandeten auf, es hagelte Glückwünsche, Umarmungen und Küsse für die Braut und den Bräutigam. Andrew faßte Damons Hände, doch Damon legte die Arme um Andrew und zog ihn, wie es hier der Brauch zwischen Verwandten war, an sich. Seine Wange berührte kurz die seines Freundes. Dann drückte sich Ellemir leicht gegen ihn, stellte sich auf die Zehenspitzen und legte ihre Lippen einen Augenblick auf seine. Andrew schwindelte es. Ihm war, als habe er den Kuß empfangen, den Callista ihm noch nicht gegeben hatte, und seine Gedanken verwirrten sich. Eine Sekunde lang war er sich nicht sicher, welche der Schwestern ihn tatsächlich geküßt hatte. Dann lachte Ellemir ihn an und sagte leise: »Es ist noch zu früh, um betrunken zu sein, Andrew!«
    Das frisch verheiratete Paar ging weiter und nahm neue Küsse, Umarmungen und gute Wünsche entgegen. Andrew wußte, gleich war er an der Reihe, seine Erklärung abzugeben, aber er mußte allein dastehen.
    Domenic beugte sich nahe zu ihm und flüsterte: »Wenn du willst, stelle ich mich als dein Verwandter zu dir, Andrew. Damit nehmen wir eine Tatsache nur ein paar Augenblicke voraus.«
    Das Anerbieten rührte Andrew, doch er zögerte, es anzunehmen. »Du weißt nichts von mir, Domenic …«
    »Oh, Callista hat dich gewählt, und das ist Zeugnis genug für deinen Charakter«, meinte Domenic leichthin. »Schließlich kenne ich meine Schwester.« Er erhob sich mit ihm, als halte er die

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