Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Sache für geregelt. »Hast du das saure Gesicht von Dom Lorenz bemerkt? Man kann sich kaum vorstellen, daß er Damons Bruder ist, nicht wahr? Die Frau, die er geheiratet hat, hast du sicher noch nicht gesehen. Ich denke, er beneidet Damon um meine hübsche Schwester!« Während sie um den Tisch gingen, murmelte er: »Du kannst die gleichen Worte wie Damon benutzen oder irgendwelche anderen, die dir einfallen – es gibt keine feststehende Formel. Aber überlasse es Callista, eure Kinder für legitim zu erklären. Nichts für ungut, aber es steht dem Elternteil von höherem Rang zu, es zu tun oder zu unterlassen.«
    Andrew flüsterte ihm seinen Dank für den Rat zu. Jetzt stand er am Kopf des langen Tisches vor den Gästen. Vage war er sich bewußt, daß Domenic hinter ihm stand, daß Dezi ihn vom unteren Ende her ansah, daß Callistas Augen mit festem Blick auf ihm ruhten. Er schluckte und hörte seine eigene rauhe, heisere Stimme.
    »Ich, Ann’dra …« – ein Doppelname zeigte auf Darkover zumindest einen der niedrigeren Adelstitel an; Andrew hatte keine Abstammung, die irgendeinem Anwesenden etwas bedeutet hätte – »… erkläre in eurer Gegenwart als Zeugen, daß ich Callista Lanart-Alton mit der Zustimmung ihrer Verwandtschaft zur Freipartnerin nehme …« Ihm war, als müsse nun noch etwas kommen. Eine Sekte auf Terra fiel ihm ein, die auch auf diese Weise, vor Zeugen, ihre Ehen geschlossen hatte, und aus dieser undeutlichen Erinnerung heraus übersetzte er das Echo in seinen Gedanken:
    »Ich gelobe, sie zu lieben und zu ehren, in guten und schlechten Tagen, in Armut und Reichtum, in Gesundheit und Krankheit, solange dies Leben währt. Das gelobe ich vor euch allen.«
    Langsam kam sie um den Tisch zu ihm. Sie trug ein Gewand aus leichtem, karminrotem Stoff, mit Gold bestickt. Andrew hatte gehört, daß Farbe und Kleid einer Bewahrerin vorbehalten waren. Leonie hinter ihr war ähnlich gekleidet. Ihr Gesicht war feierlich und ohne Lächeln.
    Trotzdem war Callistas Stimme die einer ausgebildeten Sängerin. So leise sie war, sie konnte im ganzen Raum gehört werden. »Ich, Callista von Arilinn …« – und ihre Hand schloß sich beinahe krampfhaft um seine, als sie den rituellen Titel zum letzten Mal laut aussprach – »… die ich mit Zustimmung meiner Bewahrerin mein heiliges Amt für immer niedergelegt habe, nehme diesen Mann Ann’dra zum Freipartner. Weiter erkläre ich …« – ihre Stimme zitterte – »… daß, sollte ich ihm Kinder gebären, sie vor Clan und Rat, nach Kaste und Erbberechtigung als legitim gelten sollen.« Sie setzte hinzu, und Andrew spürte den Trotz in ihren Worten: »Die Götter bezeugen es, und ebenso die heiligen Dinge zu Hali.«
    In diesem Augenblick sah er Leonies Augen auf sich gerichtet. Sie waren voll unergründlicher Traurigkeit, aber er hatte keine Zeit, sich über den Grund Gedanken zu machen. Er beugte den Kopf, nahm Callistas Hände in seine und küßte sie leicht auf den Mund. Sie wich vor der Berührung nicht zurück, aber er wußte, daß sie sich dagegen abgeschirmt hatte, daß sie sie nicht wirklich erreichte. Irgendwie hatte sie es fertig gebracht, diesen zeremoniellen Kuß hier vor den Zeugen zu ertragen, nur weil sie wußte, eine Weigerung wäre als Skandal betrachtet worden. Der Jammer in ihren Augen war ihm eine Qual, doch sie lächelte und murmelte: »Deine Worte waren schön, Andrew. Sind sie terranisch?«
    Er nickte, hatte jedoch keine Zeit für weitere Erklärungen, denn sie wurden in einen Wirbel von Umarmungen und Gratulationen gerissen wie Damon und Ellemir vor ihnen. Dann knieten sie alle für Dom Estebans und Leonies Segen nieder.
    Sobald das Feiern begann, wurde es nur zu offensichtlich, daß für die Nachbarn der eigentliche Sinn des Festes war, Dom Estebans Schwiegersöhne kennen zu lernen und zu beurteilen. Damon war ihnen allen natürlich dem Namen und dem Ruf nach bekannt: ein Ridenow von Serrais, ein Offizier der Garde. Andrew war angenehm überrascht, wie selbstverständlich aber auch er akzeptiert wurde und wie wenig Aufmerksamkeit er auf sich zog. Er vermutete – und später erfuhr er, daß er Recht hatte –, daß im Allgemeinen alles, was ein Comyn -Lord tat, für unanfechtbar richtig gehalten wurde.
    Es wurde eine Menge getrunken, und bald fand er sich auch unter den Tanzenden. Alle nahmen am Tanz teil, sogar die gesetzte Leonie nahm für ein paar Takte den Arm von Lord Serrais. Man vergnügte sich mit lärmenden Spielen. Auch hier

Weitere Kostenlose Bücher