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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erzählt«, nickte er. »Wie ich es verstanden habe, stecken sie uns unter vielen rüden Witzen zusammen ins Bett.«
    Sie nickte errötend. »Man nimmt an, daß es das Zeugen von Kindern fördert, und in diesem Teil der Welt ist das für eine junge Familie sehr wichtig, wie du dir vorstellen kannst. Deshalb müssen wir einfach … das Beste daraus machen.« Sie streifte ihn tief errötend mit einem Blick. »Es tut mir leid. Ich weiß, das wird es noch verschlimmern.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht«, lächelte er. »Wenn dieser Brauch auf mich überhaupt eine Wirkung haben kann, dann die, mich zu ernüchtern.« Wieder sah er Schuldbewußtsein über ihr Gesicht huschen, und er sehnte sich sehr danach, sie zu trösten.
    »Sieh mal«, fuhr er liebevoll fort, »du kannst es doch so betrachten: Laß sie ihren Spaß haben, wir können trotzdem tun, was wir wollen, und das wird unser Geheimnis sein, wie es gut und richtig ist. Wir warten den richtigen Zeitpunkt ab. Also können wir den ganzen Unsinn ruhig über uns ergehen lassen.«
    Sie seufzte und lächelte ihn an. Leise sagte sie: »Wenn du wirklich so darüber denkst …«
    »Das tue ich, Liebste.«
    »Ich bin so froh«, hauchte sie. »Sieh, Ellemir wird von allen Mädchen weggezerrt.«
    Sie gewahrte seine Bestürzung und setzte schnell hinzu: »Nein, sie tun ihr nicht weh. Es ist nur Brauch, daß eine Braut sich ein bißchen zur Wehr setzt. Es geht auf die Zeit zurück, als Mädchen ohne ihre Zustimmung verheiratet wurden. Heute ist es nur noch ein Spiel. Vater ist schon von seinen Leibdienern fortgebracht worden, und Leonie wird sich auch bald zurückziehen, so daß das junge Volk so viel Lärm machen kann, wie es ihm gefällt.«
    Aber Leonie zog sich nicht zurück. Sie kam zu ihnen und stand still und ernst in ihrem karminroten Gewand neben ihnen.
    »Callista, Kind, möchtest du, daß ich bleibe? Vielleicht werden die Witze in meiner Gegenwart ein bißchen zurückhaltender und schicklicher ausfallen.«
    Andrew spürte, wie sehr Callista sich das wünschte, aber sie lächelte und streifte Leonies Hand mit der unter Telepathen üblichen federleichten Berührung. »Ich danke dir, Verwandte. Aber ich … ich darf meine Ehe nicht damit anfangen, daß ich allen den Spaß verderbe. Es ist noch keine Braut an ihrer Verlegenheit gestorben, und ich bin sicher, ich werde nicht die Erste sein, der es passiert.« Und Andrew nahm sich bei diesen Worten vor, alles tapfer und ohne Klage hinzunehmen, was die Gesellschaft auch an obszönen Witzen für eine Bewahrerin, die ihre rituelle Jungfräulichkeit aufgab, in Bereitschaft halten mochte. Er dachte an das mutige Mädchen, das selbst in der Gefangenschaft der Katzenwesen, allein und verängstigt in den Höhlen von Corresanti, unerschrocken kleine Scherze gemacht hatte.
    Deshalb liebe ich sie so sehr , sagte er zu sich selbst.
    Leonie sagte sehr sanft: »Dann sei es, wie du willst, Liebling. Nimm meinen Segen.« Sie verbeugte sich feierlich vor ihnen beiden und ging.
    Als habe ihr Weggang alle Schleusen geöffnet, brandete eine Flut von jungen Männern und Mädchen auf sie ein.
     
    »Callista, Ann’dra, ihr verschwendet hier eure Zeit, die Nacht ist bald vorbei. Habt ihr nichts Besseres zu tun als zu reden?«
    Gerade wurde Damon von Dezi fortgezerrt. Domenic ergriff Andrews Hand und riß ihn von Callista weg. Andrew sah, wie die ganze Bande junger Mädchen sich um Callista drängte und sie vor ihm verbarg. Jemand rief laut: »Wir werden dafür sorgen, daß sie für dich bereit ist, Ann’dra, damit du ihre heilige Robe nicht selbst zu entweihen brauchst!«
    »Kommt, ihr beiden!« rief Domenic in bester Laune. »Diese Burschen würden sicher lieber die ganze Nacht hier bleiben und weitertrinken, aber jetzt müssen sie ihre Pflicht tun, eine Braut darf man nicht warten lassen.«
    Andrew und Damon wurden die Treppe hinaufgezogen und in das Wohnzimmer der Suite geschubst, das sie heute Vormittag vorbereitet hatten. »Verwechselt die beiden jetzt bloß nicht!« brüllte der Gardist Caradoc in seiner Trunkenheit. »Wenn die Bräute Zwillinge sind, wie soll da ein Gatte, noch dazu ein betrunkener, wissen, ob er in den Armen der richtigen Frau liegt?«
    »Was wäre da der Unterschied?« wollte ein fremder junger Mann wissen. »Das müssen sie unter sich ausmachen, meint ihr nicht? Und wenn die Lampe aus ist, ist eine Frau wie die andere. Wenn sie das Zimmer links und das rechts durcheinander bringen, wäre das denn

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