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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Betrunkenheit hatte der Junge sich nicht abgeschirmt, und in der Flut von Verbitterung erfaßte Damon den einen wesentlichen Punkt. Zum ersten Mal erkannte er, was der Grund für Dezis Verbitterung war.
    Der Junge glaubte, Dom Estebans eigener, nie anerkannter Sohn zu sein. Hätte Esteban das wirklich irgendeinem seiner Söhne, ganz gleich, wie er gezeugt worden war, angetan?, fragte sich Damon. Er erinnerte sich daran, daß Dezi Laran hatte.
    Später, als er es Domenic gegenüber erwähnte, erklärte dieser: »Das glaube ich nicht. Mein Vater ist ein gerechter Mann. Er hat seine Nedestro -Söhne, die er von Larissa d’Asturien hat, anerkannt und sie versorgt. Er ist zu Dezi so freundlich gewesen wie zu jedem beliebigen Verwandten, aber wenn Dezi sein Sohn wäre, hätte er es bestimmt gesagt.«
    »Er hat ihn nach Arilinn geschickt«, wandte Damon ein, »und du weißt, daß dort niemand aufgenommen wird, der nicht von reinem Comyn -Blut ist. In den anderen Türmen ist es nicht so, aber in Arilinn …«
    Domenic zögerte. »Ich möchte über das Verhalten meines Vaters nicht hinter seinem Rücken sprechen«, erklärte er dann fest. »Komm mit und frag ihn selbst.«
    »Ist das die richtige Zeit für eine solche Frage?«
    »Eine Hochzeit ist die richtige Zeit, Fragen der Legitimität zu klären«, betonte Domenic, und Damon folgte ihm. Das sah Domenic ähnlich, dachte er, eine Frage zu klären, sobald sie sich erhob.
    Dom Esteban saß am Rand des festlichen Treibens und sprach mit einem peinlich höflichen jungen Paar, das sich zum Tanzen entfernte, als sein Sohn herantrat. Domenic fragte geradeheraus:
    »Vater, ist Dezi unser Bruder oder nicht?«
    Esteban Lanart blickte auf das Wolfsfell nieder, das seine Knie bedeckte. »Das könnte durchaus sein, mein Junge.«
    »Warum ist er dann nicht anerkannt worden?« verlangte Domenic heftig zu wissen.
    »Domenic, du verstehst diese Dinge nicht, Junge. Seine Mutter …«
    »Eine gewöhnliche Hure?« fragte Domenic entsetzt und angeekelt.
    »Was hältst du von mir? Nein, natürlich nicht. Sie war eine meiner Verwandten. Aber sie …« Merkwürdig, der rauhe alte Mann wurde vor Verlegenheit rot. Endlich sagte er: »Nun, das arme Ding ist jetzt tot und kann nicht mehr beschämt werden. Es war ein Mittwinterfest, und wir waren alle betrunken, und sie schlief diese Nacht mit mir – und nicht mit mir allein, sondern auch mit vier oder fünf meiner Cousins. Als es sich dann erwies, daß sie ein Kind erwartete, war keiner von uns willens, den Jungen anzuerkennen. Ich habe für ihn getan, was ich konnte, und es läßt sich nicht leugnen, daß er Comyn -Blut hat. Aber er könnte meins haben oder Gabriels oder Gwynns …«
    Domenics Gesicht war rot, doch er ließ nicht locker. »Trotzdem hätte ein Comyn -Sohn anerkannt werden sollen.«
    Esteban fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. »Gwynn sagte immer, er wolle es tun, aber er starb, ehe er sich dazu aufraffen konnte. Ich habe gezögert, Dezi diese Geschichte zu erzählen, weil ich glaube, sie würde seinen Stolz schlimmer verletzen als die einfache Tatsache seiner Illegitimität. Und schlecht behandelt ist er schließlich nicht worden«, verteidigte er sich. »Ich habe ihn hergeholt, ich habe ihn nach Arilinn gesandt. Er hat alles, was einem Nedestro -Erben zusteht, ausgenommen die offizielle Anerkennung.«
    Damon dachte darüber nach, als er zum Tanz zurückging. Kein Wunder, daß Dezi empfindlich und beunruhigt war. Offenbar spürte er, daß ein Schandmal auf ihm ruhte, das mit illegitimer Abstammung nichts zu tun hatte. Für ein Mädchen aus guter Familie war Promiskuität dieser Art entehrend. Er wußte, Ellemir hatte Liebhaber gehabt, aber sie war diskret dabei vorgegangen, und wenigstens einer war der Gatte ihrer Schwester gewesen, und das war ein alter Brauch. Es hatte nie einen Skandal gegeben. Auch hatte sie es nicht riskiert, ein Kind zu gebären, das kein Mann anerkennen würde.
    Als Damon und Domenic ihn verlassen hatten, versorgte sich Andrew in düsterer Stimmung mit Wein. Mit einer gewissen Erbitterung dachte er, daß er in Anbetracht dessen, was heute abend noch vor ihm lag, vielleicht gut daran tat, sich so schwer wie möglich zu betrinken. Auf der einen Seite die ländlichen Sitten, die Damon so lustig fand, und auf der anderen das Wissen, daß er und Callista ihre Ehe vorerst nicht vollziehen konnten – das würde eine Hölle von Hochzeitsnacht werden!
    Doch bei genauerem Überlegen fand er, er müsse eine

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