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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ließ Domenic seinen Willen, fest entschlossen, den Witzen, die er nicht verstand, höfliche Aufmerksamkeit zu zollen. Aber er sehnte den Zeitpunkt herbei, zu dem er und Callista allein sein würden.
    Oder würde das noch schlimmer sein? Wie dem auch sein mochte, zuerst mußte er das hier irgendwie durchstehen. Er ließ es zu, daß Domenic und die anderen Männer ihn ins Nebenzimmer führten.

 
6
     
    Es gab Gelegenheiten, bei denen es Andrew schien, Damons Zufriedenheit sei sichtbar, ein Ding, das man sehen und messen konnte. Dann konnte sich Andrew, während die Tage länger wurden und der Winter in die Kilghardberge einzog, eines Gefühls bitteren Neides nicht erwehren. Nicht etwa, daß er Damon auch nur einen Augenblick seines Glücks mißgönnte; es war nur, daß er sich danach sehnte, es zu teilen.
    Auch Ellemir sah strahlend aus. Andrew krümmte sich manchmal innerlich bei dem Gedanken, daß die Diener auf Armida, Fremde und Dom Esteban selbst den Unterschied bemerkten und ihm die Schuld daran gaben, daß vierzig Tage nach ihrer Hochzeit Ellemir so fröhlich aussah, während Callista Tag für Tag bleicher und ernster, befangener und kummervoller wurde.
    Es war nicht so, daß Andrew unglücklich gewesen wäre. Frustriert ja, denn es war manchmal nervenaufreibend, Callista so nahe zu sein, die gutmütigen Scherze und Anspielungen über sich ergehen zu lassen, die das Schicksal, so nahm er an, jedes frisch verheirateten Mannes in der Galaxis waren, und von seiner Frau durch eine unsichtbare Linie getrennt zu sein, die er nicht überqueren konnte.
    Und wenn sie sich auf nicht so ungewöhnliche Weise kennengelernt hätten, wäre ihnen auch eine lange Wartezeit beschieden gewesen. Er hielt sich vor, daß sie geheiratet hatten, als sie einander nicht einmal vierzig Tage lang kannten. Und jetzt konnte er doch viel mit ihr zusammen sein, konnte die Außenseite des Mädchens Callista ebenso gut kennen lernen, wie er ihr Inneres in Seele und Geist kennen gelernt hatte, als sie sich in den Händen der Katzenwesen befand, eingekerkert in den dunklen Höhlen von Corresanti. Damals, als sie aus irgendeinem seltsamen Grund keinen anderen Geist auf Darkover außer dem Andrew Carrs zu erreichen vermochte, hatten sich ihre Seelen so innig berührt, daß Jahre des Zusammenlebens kein festeres Band hätten schaffen können. Ehe er sie je in Fleisch und Blut erblickt hatte, liebte er sie schon, liebte sie für ihren Mut angesichts des Entsetzens, für alles, was sie gemeinsam durchgestanden hatten.
    Jetzt begann er, sie auch äußerer Dinge wegen zu lieben, für ihre Anmut, ihre süße Stimme, ihren Charme und ihren schnellen Verstand. Sie konnte sogar über ihre augenblickliche frustrierende Trennung scherzen, was mehr war, als Andrew fertig brachte. Er liebte auch die Sanftmut, mit der sie jeden behandelte, angefangen von ihrem Vater, der verkrüppelt und oft mißgelaunt war, bis zum jüngsten und ungeschicktesten Hausmädchen.
    Auf etwas war er nicht vorbereitet gewesen, und zwar die Mühe, die es ihr machte, sich auszudrücken. Trotz ihres scharfen Verstandes und ihrer Schlagfertigkeit fand sie es schwierig, von Dingen zu sprechen, die wichtig für sie waren. Er hatte gehofft, sie könnten miteinander frei über die Schwierigkeiten diskutieren, denen sie gegenüberstanden, über die Art ihrer Schulung im Turm, die Methoden, mit denen sie gelehrt worden war, niemals auf sexuelles Begehren zu reagieren. Aber über dies Thema schwieg sie sich aus, und bei den wenigen Gelegenheiten, als Andrew versuchte, sie zum Sprechen zu bringen, wandte sie ihr Gesicht zur Seite, begann zu stammeln und verstummte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Er fragte sich, ob die Erinnerung so schmerzhaft war, und von neuem erfüllte ihn Entrüstung über die barbarische Art, mit der man das Leben einer jungen Frau deformiert hatte. Er hoffte, eines Tages werde sie sich frei genug fühlen, darüber zu sprechen; ihm fiel nichts ein, was ihr hätte helfen können, den Zwang abzuschütteln. Im Augenblick wartete er, denn er wollte sie zu nichts zwingen, nicht einmal zum Sprechen, wenn es ihr unangenehm war.
    Wie sie es vorhergesehen hatte, war es nicht leicht, ihr so nah und doch so fern zu sein. Sie schliefen im gleichen Zimmer, obwohl sie das Bett nicht teilten, und er sah sie am Morgen verschlafen und rosig und schön in ihren Kissen. Er sah sie halb angezogen, das Haar über die Schultern hängend – und wagte doch nicht mehr als eine ganz

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