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Der verbotene Turm

Der verbotene Turm

Titel: Der verbotene Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sei, obwohl sie ein Dutzend Küchenfrauen hätten. Damon hatte den Verdacht, daß er nur Ellemirs fröhliche Gesellschaft vermißte. Er war verdrießlich und reizbar und machte Dezi das Leben schwer. Callista widmete sich ganz ihrem Vater, holte ihre Harfe und sang ihm Balladen und Lieder, spielte mit ihm Karten und andere Spiele, saß stundenlang neben ihm, ihre Handarbeit im Schoß, und lauschte geduldig seinen endlosen Erzählungen von früheren Schlachten und Feldzügen, als er noch Befehlshaber der Garde gewesen war.
    Eines Morgens kam Damon spät hinunter und fand die Halle voll von Männern. Zumeist waren es jene, die bei besserem Wetter auf den weiter entfernten Feldern und Weiden arbeiteten. Dom Esteban in seinem Rollstuhl war der Mittelpunkt. Er sprach mit dreien, die immer noch schneebedeckt waren und dicke Schutzkleidung trugen. Ihre Stiefel waren aufgeschnitten worden, und Ferrika kniete vor ihnen und untersuchte ihre Hände und Füße. Ihr rundes, sympathisches junges Gesicht sah tief besorgt aus. Erleichterung klang aus ihrer Stimme, als sie aufblickte und Damon näherkommen sah.
    »Lord Damon, Ihr wart Lazarettoffizier bei der Garde in Thendara, seht Euch das einmal an!«
    Beunruhigt durch ihren Ton beugte sich Damon zu dem Mann nieder, dessen Füße Ferrika hielt. Dann rief er entsetzt: »Mann, was ist dir denn zugestoßen?«
    Der Mann vor ihm, groß, verwildert, das lange, drahtige Haar immer noch in gefrorenen Weichselzöpfen um die roten, zerrissenen Wangen hängend, berichtete in dem breiten Bergdialekt: »Wir waren in der Unterkunft unterhalb des Nordgrats neun Tage lang eingeschneit, Dom . Aber der Wind riß eine Wand nieder, und wir konnten unsere Kleider und Stiefel nicht trocknen. Wir waren am Verhungern, denn wir hatten nur für drei Tage Essen mit. Als nun das Wetter umschlug, hielten wir es für das Beste, einen Versuch zu machen, uns nach hier oder zu den Dörfern durchzuschlagen. Aber entlang dem Hügel unter dem Gipfel war eine Lawine niedergegangen, und wir verbrachten drei Nächte im Freien. Der alte Reino ist an der Kälte gestorben, und wir mußten ihn im Schnee begraben, der doch wieder auftaut, und konnten nur einen Steinhügel aufbauen. Darrill mußte mich hertragen …« Er wies stoisch auf die weißen, erfrorenen Füße in Ferrikas Händen. »Ich kann nicht laufen, aber ich bin nicht so schlimm dran wie Raimon oder Piedro hier.«
    Damon war ganz entsetzt. »Ich werde für dich tun, was ich kann, Junge, aber versprechen kann ich nichts. Sind alle in so schlechtem Zustand, Ferrika?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Einige sind so gut wie gar nicht verletzt. Und einige, wie Ihr sehen könnt, sind schlimmer dran.« Sie zeigte auf einen Mann, dessen aufgeschnittene Stiefel herabhängende schwarze Fleischfetzen enthüllten.
    Insgesamt waren es vierzehn Mann. Schnell untersuchte Damon einen nach dem anderen. Er sonderte die am wenigsten Verletzten ab, alle, die nur geringfügige Erfrierungen an Zehen, Fingern oder Wangen hatten. Andrew half den Dienern, ihnen heiße Getränke und heiße Suppe zu bringen. Damon befahl: »Gebt ihnen keinen Wein und keine starken alkoholischen Getränke, bis ich sicher weiß, in welcher Verfassung sie sind.«
    Auf die am wenigsten verletzten Männer weisend, sagte er zu dem alten Rhodri, dem Haushofmeister: »Bring diese Männer in die untere Halle und laß dir von ein paar Frauen helfen. Badet ihre Füße gründlich mit heißem Wasser und Seife, und …« – er drehte sich zu Ferrika um – »… hast du Weißdornextrakt?«
    »Es ist etwas im Destillierraum, Lord Damon; ich werde Lady Callista darum bitten.«
    »Macht ihnen damit Umschläge um die Füße, und dann verbindet ihr sie mit viel Salbe. Haltet sie warm und gebt ihnen so viel heiße Suppe und Tee, wie sie möchten, aber keinerlei Alkohol.«
    Andrew unterbrach: »Und sobald jemand von unsern Leuten durchkommen kann, müssen wir ihren Frauen Nachricht schicken, daß sie in Sicherheit sind.«
    Damon nickte, und ihm fiel ein, daß das das Erste war, an das er hätte denken sollen. »Sorgst du bitte dafür, Bruder? Ich muß mich um die Verletzten kümmern.« Als Rhodri und die anderen Diener den weniger verletzten Männern in die untere Halle halfen, wandte er sich wieder den Übrigen zu, denen mit den schlimm erfrorenen Füßen und Händen.
    »Was hast du für sie getan, Ferrika?«
    »Noch nichts, Lord Damon; ich wartete auf Euren Rat. Ich habe seit Jahren nichts dergleichen gesehen.«
    Damon

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