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Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5

Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5

Titel: Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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er hinein.
    Ihm bot sich ein trauriges Bild: zerfetzte, alte arabische Stoffe, die teilweise verkohlten Trümmer einer Einrichtung im Berberstil … Es sah aus, als sei ein Orkan durch die Festung getobt.
    Der Boden war mit Stoffstückchen bedeckt, die Überreste von Teppichen sein mussten. Er überprüfte ein Zimmer nach dem anderen.
    Das letzte, das er betrat, schien bis vor Kurzem bewohnt gewesen zu sein. Die Wände waren weiß gestrichen. In einer Ecke lag eine verstaubte Kokosmatte. Auf einem Tisch aus Korbgeflecht standen ein paar Schüsseln aus Kokosnussschalen.
    An einer Wand entdeckte Nestor einen großen eingeritzten Kalender.
    Die Tage waren Pünktchen, die Monate Striche, die Jahre kleine Kreuze.
    Zwölf kleine Kreuze.
    Nestor schluckte.
    Als er das Zimmer verließ, bekam er kaum noch Luft. Wieder ging er durch die Räume. Doch plötzlich blieb ihm die Luft ganz weg, und er sagte sich, dass es keine gute Idee gewesen war, diese verdammte Insel aufzusuchen.
    Keuchend erreichte er die Tür, durch die er hereingekommen war. Doch gerade als er seinen Fuß über die Schwelle nach draußen setzen wollte, fiel ihm ein Satz auf, der in den Querbalken über der Tür geritzt worden war und den er beim Eintreten nicht gesehen hatte:
    ICH KOMME DICH HOLEN
    Ohne es sich erklären zu können, wusste Nestor sofort, dass er gemeint war.
    Er taumelte rückwärts und fiel gegen die Wand. Dabei zertrat er die Scherben eines kostbaren mundgeblasenen Gläserservices.
    Und auf einmal war da wieder dieses Geräusch. Er hörte es nun zum dritten Mal, seit er auf der Insel angekommen war. Inzwischen hatte Nestor keinerlei Zweifel mehr daran, dass ihm jemand folgte.
    Seltsamerweise fand er diesen Gedanken beruhigend. Wenn er ehrlich zu sich war, hatte er die
Metis
aus genau diesem Grund hierhergelenkt.
    Er stellte sich neben die Tür und lauschte wieder. Sein Verfolger musste irgendwo da draußen sein. Sein Blick glitt am Rand der Lichtung entlang, aber er konnte nirgends etwas Verdächtiges entdecken. Allerdings sah er auch nicht mehr so gut wie früher.
    Schließlich gab er jegliche Vorsicht auf, hinkte über die Schwelle und rief, so laut er konnte: »Ich habe dich gesehen! Ich weiß, dass du da bist!«
    Er erhielt keine Antwort.
    Â»Ich bin es, Ulysses!«, rief er wieder. »Und du weißt sehr wohl, warum ich da bin.«
    Er hörte nur das Rauschen der Palmwedel im Wind.
    Schrille Vogelschreie.
    Â»Ich bin gekommen, um Penelope zu suchen!«, schrie Nestor, als er das Warten nicht mehr aushielt. »Ist sie bei dir? Hast du ihr etwas angetan?«
    Wieder keine Antwort.
    Nestor fluchte. Dann ging er ein paar Schritte rückwärts auf das Gebäude zu.
    Â»Welche Garantien verlangst du, um dich zu zeigen?«, rief er mit erhobenen Händen. »Schau! Ich bin nicht bewaffnet!«
    Er schleuderte den Rucksack von sich. »Und ich habe nichts dabei!«
    Nestor wusste, dass er dabei viel riskierte. Aber genauso gut wusste er, dass er sich mit
ihm
keine Spielchen erlauben durfte.
    Â»Was wir dir angetan haben, tut mir leid! Wirklich! Willst du dich rächen? Ich habe dafür Verständnis, aber komm jetzt endlich raus! Ich warte auf dich.«
    Nestor ging ein paar Schritte vor und blieb in der Sonne stehen. Er fühlte sich von einer feindlichen Natur umgeben: Die Sonnenscheibe am Himmel wirkte metallisch und gnadenlos, das Meer war träge wie Schlamm, die Vögel kreisten wie Geier oben am Himmel. Und der Sand, den ihm der Wind entgegenblies, prickelte schmerzhaft in seinem Gesicht.
    Da, plötzlich … Im Gebüsch bewegte sich etwas.
    Endlich!, dachte Nestor. Sein Feind hatte beschlossen, sich zu zeigen.
    Sein Herz klopfte bis zum Hals. Zwölf Jahre waren vergangen, seit sie sich zum letzten Mal gegenübergestanden hatten. Zwölf lange Jahre war es her, dass Nestor und die anderen ihn auf diese abgelegene Insel gebracht hatten. Auf diese Insel, von der keiner entkam. Und dann hatten sie die Türen verschlossen.
    Er konnte sich noch sehr gut an alles erinnern. Und gleichzeitig wusste Nestor, dass er der einzige Mensch auf der Welt war, der ihm helfen konnte, Penelope zu finden.
    Zwischen den Blättern tauchte eine Hand auf.
    Â»Mein Gott, wie lange …«, murmelte Nestor aufgeregt.
    Eine Gestalt trat aus dem Gebüsch hervor, keine zehn Schritte von Nestor entfernt.
    Nestor hob eine Augenbraue. »Aber

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