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Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5

Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5

Titel: Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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beschädigten Flügel ab und kniff die Augen zusammen, um in dieser Finsternis irgendetwas zu erkennen. Allmählich zeichneten sich graue Formen ab: eine Ebene, aus der riesige Steine emporragten, ein silbrig schimmernder, gewundener Fluss und die Umrisse einer Mauer, die so hoch war, als wäre sie von Riesen errichtet worden. Es war eine Albtraumlandschaft und normalerweise hätte er bei ihrem Anblick vor lauter Angst geschrien. Doch die Euphorie und das Adrenalin, die er seinem Flug verdankte, verdrängten vorerst noch die Angst.
    Etwas weiter entfernt schien zwischen großen Steinen ein Bündel zu liegen. Als er näher hinging, sah er, dass rings um das Bündel Holzstücke, Stofffetzen und Federbüschel lagen …
    Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er sah, dass das Bündel in Wirklichkeit der alte Gärtner der Villa Argo war.
    Â»Hey! Mister!«, rief er, doch der Mann bewegte sich nicht.
    Ãœber Steine stolpernd, lief er auf ihn zu.
    Â»Mister?«, rief er wieder.
    Der alte Mann antwortete nicht. Seine Augen waren geschlossen, der Mund stand ein bisschen offen. Sein Rucksack hatte sich beim Sturz geöffnet und kleine Schiffsmodelle sowie ein knappes Dutzend schwarze Notizbücher waren herausgefallen.
    Â»Hey, Mister, nein! Sie können mich hier doch nicht einfach so im Stich lassen!«, schrie der kleine Flint verzweifelt.
    Er legte Nestor eine Hand auf die Stirn. Dann tastete er an dessen schlaffem Arm entlang und suchte ungeschickt nach einem Pulsschlag.
    Â»Sagen Sie mir bloß nicht, dass Sie tot sind! Sagen Sie mir das bloß nicht, hören Sie?«
    Jetzt suchte er nach dem Herzen, aber wo genau sollte das verdammte Ding eigentlich sein?
    Seine Finger ertasteten etwas Metallisches. Er nahm es und hielt es sich ganz nah vor die Augen: Es war ein Schlüssel, dessen Griff wie ein Dachs geformt war. Ein Schlüssel, der so ähnlich aussah wie jener mit dem Wal, mit dem sie die Überschwemmung von Kilmore Cove verursacht hatten.
    Angewidert ließ der kleine Flint ihn fallen.
    Er merkte, wie ihm Tränen in die Augen schossen. Ohne dass er noch irgendetwas dagegen hätte tun können, überwältigte ihn die Verzweiflung. Er sank über dem alten Gärtner zusammen und schluchzte hemmungslos.



Kapitel 20
Alte Fragen und neue Enthüllungen
    Um halb acht Uhr am Abend dieses langen Tages war Jason Covenant vor Müdigkeit und Erschöpfung halb tot. Mit schmerzendem Rücken stand er vom Abendbrottisch auf und erklärte, dass er sofort ins Bett gehen werde. Er spürte seine Arme und Hände nicht mehr, und ihm dröhnten noch immer die Ohren von den Befehlen, Ermahnungen und Ratschlägen, mit denen ihn seine Mutter den ganzen Tag lang bedacht hatte.
    Offensichtlich hatte Mrs Covenant beschlossen, an genau diesem Nachmittag verlorene Erziehungszeit nachzuholen. Sie schien ganz offensichtlich zu glauben, dass ihr fast 14-jähriger Sohn ein Lügner und Heimlichtuer geworden war. Womit sie im Grunde nicht so ganz unrecht hatte.
    Aus reinem Überlebenstrieb heraus hatte Jason geschwiegen. Er hatte seine Strafe über sich ergehen lassen und sich damit abgefunden, dass es Julia sein würde, die in der Bibliothek recherchierte, mit Black Pläne schmiedete, sich abgefahrene Theorien über Geisterschiffe und Freibeuter ausdachte … Mit anderen Worten: sich um alle anstehenden wichtigen Dinge kümmerte.
    Auch wenn es ihn furchtbar nervte, der Letzte zu sein, der die aktuellsten Neuigkeiten erfuhr.
    Â»Gute Nacht!«, wünschte er den anderen noch, als er völlig erschöpft aus der Küche ging.
    Â»Nimm die Kerze mit«, erinnerte ihn seine Mutter.
    Ach ja, stimmt, dachte er, es gibt ja immer noch keinen Strom.
    Jason zwinkerte seiner Schwester zu, die am Tisch sitzen geblieben war, um sich noch ein Weilchen mit den Eltern zu unterhalten. Als er den Fuß der Treppe erreichte, seufzte er. Die Porträts der Familie Moore lagen größtenteils immer noch auf dem Fußboden und die einst so majestätisch aussehende Treppe wirkte beunruhigend nackt.
    Zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte er hinauf in sein Zimmer, um es sachkundig zu präparieren: Er stopfte seinen Pyjama mit Kissen aus, deckte seinen improvisierten Doppelgänger mit der Bettdecke zu … und kehrte in den Flur zurück, um sich aus dem Haus zu schleichen. Mittels eines in einem Regal verborgenen Hebels öffnete er eine gut getarnte

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