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Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5

Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5

Titel: Der verbrannte Garten - Ulysses Moore : Staffel 2 ; 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG
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kannte keine einzige essbare Pflanze. Er zweifelte stark daran, dass er hier Schnellgerichte finden würde und eine Mikrowelle, um sie darin aufzuwärmen.
    Die Vorstellungen von Einsamkeit und die, hungern zu müssen, breiteten sich in seinem Kopf immer stärker aus, bis sie beinahe alle anderen Gedanken verdrängt hatten.
    Â»Au, verflucht!«, schimpfte er und verlor in dem warmen Wind, der unaufhaltsam aus dem Loch vor ihm aufstieg, eine Sekunde lang das Gleichgewicht. Hektisch stürzte er zu den Reserveflügeln und legte sie an. Während er sich zentimeterweise an den Abgrund heranschlich, zwang er sich, sein wie wild schlagendes Herz nicht zu beachten. »Mister! Warten Sie!«, schrie er. »WAAARTEN SIIIEEE!«
    Er machte einen kleinen Schritt. Dann noch einen weiteren. Er breitete die Flügel aus und …
    Â»Hilfe! Mama! Mammaaa! MAAAMAAAA!«
    Und ließ sich fallen.
    Zuerst drückte ihn der Wind nach oben. Dann aber zog ihn sein eigenes Gewicht in den schwarzen Schlund hinein. Alles wurde schwarz. Schwarz und furchtbar heiß.
    Der kleine Flint schloss die Augen und hielt die Arme ausgestreckt, sodass die Flügel eine breite Fläche bildeten, eine Art Fallschirm. Ihm kam es vor, als könne ihm der Sturm die Flügel jeden Moment entreißen. Der Wind blies so heftig, dass er nicht einmal den Mund schließen konnte, und seine Wangen wabbelten wie Wackelpudding.
    Und der Junge fühlte die Leere, eine gewaltige Leere, die zuerst von unten gegen seine Brust und seinen Bauch drückte und dann rings um ihn herum war. Es war eine Leere, wie nur der Wind sie erschaffen kann. Seine Kleidung wurde so fest gegen seinen Körper gepresst, dass es schmerzte. Seine Flügel verloren immer mehr Federn.
    Â»Mama, Mama, Mama …«, schrie der kleine Flint aus voller Kehle, während er auf einer spiralförmigen Flugbahn abwärtssegelte.
    Wieder kam ein Bogen.
    Und noch einer …
    Und plötzlich war der Wind weg und es wurde ganz still.
    Vor Entsetzen laut aufschluchzend, klappte der kleine Flint die Flügel zusammen und stürzte in die Leere unter ihm.
    Die schönsten Momente seines jungen Lebens zogen wie ein Film an ihm vorbei.
    Es waren erschreckend wenige.
    Â»Dieser dämliche alte Idiooot!«, kreischte er wütend.
    Dann war der Wind ebenso plötzlich, wie er verschwunden war, wieder da.
    WHAM!
    Der kleine Flint schlug inmitten der Finsternis einen Salto. Irgendwie gelang es ihm dabei, seine Flügel auszubreiten. Er schwebte wieder!
    Für einige Sekunden trieb er in einer Blase aus warmer Luft.
    Dann flog er langsam kreisend tiefer.
    Er brach in ein verzweifeltes Kichern aus.
    Â»Alter Idiot!«, wiederholte er kichernd. Dieses Mal aber klang in seiner Stimme Bewunderung mit. Dieser durchgedrehte Alte hatte doch recht gehabt!
    Der Wind hörte zwischendurch mindestens zehn Mal unvermittelt auf. Und kein einziges Mal war der kleine Flint darauf vorbereitet. Mit der Zeit aber fand er diese Sturzflüge immer weniger unangenehm.
    Bei einem dieser Abstürze stieß er allerdings mit der Spitze eines Flügels gegen einen Felsvorsprung. Die Spitze brach ab. Ein Federfächer verschwand in der Dunkelheit und die Seidenbespannung flatterte knatternd wie ein Schiffssegel im Sturm.
    Einmal kam es dem kleinen Flint so vor, als sähe er Lichter: Kerzen oder Fackeln, die sich in weiter Ferne um ihn herum bewegten. Er stellte sich eine Prozession vor, Menschen, die einen engen Weg entlangpilgerten. Nach wenigen Sekunden waren die Lichter wieder verschwunden.
    Und einmal sah er während seines Flugs nach unten ein Gesicht. Es sah wie vergoldet aus und hatte weit aufgerissene weiße Augen, und dem kleinen Flint kam es so vor, als flöge dieses Gesicht keine zehn Zentimeter entfernt an ihm vorbei.
    Endlich fand sein Flug in die Tiefe ein Ende: Nachdem ihn eine letzte Böe seitlich weggerissen hatte, kam er auf dem Boden auf. Das Gefühl, etwas Festes zu spüren, war so überraschend, dass er dadurch völlig das Gleichgewicht verlor. Der kleine Flint kullerte über den Felsboden und seine Flügel zerbrachen nun endgültig. Überall am Körper bekam er Prellungen und Abschürfungen. Schließlich blieb er reglos liegen und starrte nach oben. Zu der dunklen Nacht hinauf, aus der er herabgestürzt war.
    Es dauerte zehn Minuten, bis er seinen ganzen Mut gesammelt hatte und aufgestanden war. Er nahm die

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