Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
ihrem Ruf in nichts nach, und so richteten ihre Pfeilhagel ein Massaker unter den angreifenden Riesen an. Doch auf lange Sicht siegte die schiere Übermacht der Angreifer, die durch ihre gewaltige Zahl allein immer näher an die Wehrmauer heran gekommen waren.
„ Und was passiert, wenn sie das Buch erreichen? “ Mit einem langen Blick musterte sie die kleine Frau aus Begos, die in zusammengeflickter Kleidung ruhig neben ihr stand und noch immer in den Nachthimmel sah. Tertia ließ sich nicht von ihrer ungepflegten Erscheinung oder Größe täuschen, sie hatte sofort gespürt, dass sie eine Kriegerin vor sich hatte. Der durchtrainierte Körper und die Entschlossenheit in ihren Augen zeugten von eiserner Disziplin und Furchtlosigkeit. „ Und sie hat das schwarze Buch. Wie hat sie es nur bekommen? “ Sie konnte sich nicht los reißen vom Anblick des schwarzen Buches, dessen Nähe allein ein Kribbeln unter ihrer Haut erzeugte. „Es ist vorbei, sie brechen durch.“ Lingards Hand auf ihrer Schulter sandte eine Schockwelle durch ihren Körper, der sie umgehend aus ihren Überlegungen weckte. Der Prinz aus Meronis hatte recht mit seiner Einschätzung der militärischen Lage, sie hatten die Schlacht verloren, und doch spürte sie ein warmes Gefühl der Zufriedenheit bei seiner Berührung. Sie hätte ihn erwählt als ihren ersten Mann, einen Prinz adligen Geblüts und eine politisch vorteilhafte Partie. Und was beinahe eben so wichtig war, sie fühlte sich wohl in seiner Nähe, er war ein beeindruckender Mann. Doch nun würde es nicht mehr dazu kommen, sie würden sterben, noch bevor er seinen Platz an ihrer Seite finden konnte.
Wortlos nahm Lingard nun auch seinen Bogen in die Hand und legte seinen ersten Pfeil ein. Die Kämpfe auf der Westmauer wurden heftiger, die Monster würden trotz der Unterstützung der valkallischen Barbaren inden nächsten Minuten durchbrechen. Mit einem Zischen schoss der Pfeil durch die Luft und traf trotz der gewaltigen Entfernung zielgenau in den Kopf eines der Rabenwesen, das umgehend mit einem Aufschrei zusammenbrach. Direkt darauf trat auch der dicke Mann an die Brüstung ihres Balkons, der sich als Poca vorgestellt hatte. Er war offensichtlich nicht von Adel und nahm auch keine wichtige Position bei den Barbaren ein, daher hatte Tertia ihn bisher ignoriert. Jetzt aber nahm der Mann eine Offiziersarmbrust in die Hand brachte sich in Position, zu feuern. Er konnte nicht auf dieselbe Entfernung schießen wie der Prinz aus Meronis, aber die ersten Monster, die den Palast stürmen würden, hatten sicher einen Hagel aus Armbrustbolzen zu erwarten.
Nach einem weiteren Blick auf die Westmauer musste Tertia ihren Verbündeten aus Valkall Respekt zollen. Ohne Furcht warfen sie sich den Monstern entgegen und schlugen tiefe Wunden mit ihren breiten Äxten. Obwohl keiner von ihnen eine Rüstung trug, stellten sie sich der dunklen Garde wie eine Mauer entgegen und fügten ihnen schwere Verluste zu. Ihr Anführer, ein wilder furchteinflößend aussehender Barbar namens Tyr wütete mit seiner riesigen Zweihandaxt in der vordersten Schlachtlinie, ohne an seine eigene Sicherheit zu denken. „ Narr. Ein Anführer muss zuerst für seine eigene Sicherheit sorgen. Stirbt er, so sind seine Männer führerlos und werden auch fallen. “ Ein weiterer Pfeil verließ Lingards Bogen und traf erneut zielsicher den Kopf eines der Monster, der Prinz war wahrlich ein Meisterschütze.
„Das Dach. Haltet euch am Dach fest!“ Die plötzlichen lauten Schreie kamen direkt von oben über Tertia, gefolgt von mehreren harten Aufschlägen auf das Dach ihres Balkons. Dann gab es ein weiteres, lauteres Krachen und diesmal stürzte das Dach ein. Wie in Zeitlupe sah sie Poca in Panik über den Balkonrand hinunter inden Hof springen, während sie selbst wie angewurzelt stehen blieb. Tertia war eine Anführerin, gewohnt schnelle strategische Entscheidungen zu treffen, ihr körperliches Reaktionsvermögen war jedoch nicht so gut.
Als sie schon den Aufschlag der Trümmer auf ihren Kopf erwartete, stürzte Lingard mit einem Hechtsprung vom Balkon in das Gebäudeinnere und riss sie dabei mit sich, nur um unsanft mit ihr auf dem harten Boden zu landen. Der Aufschlag auf den Marmorboden unter sich mit dem meronischen Prinzen über ihr presste alle Luft aus ihren Lungen, umgehend wurde ihr schwarz vor Augen und für einen Moment dachte sie, dass sie die Besinnung verlieren würde. Wie in einem Traum sah sie das Gesicht des Prinzen
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