Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
abtrünnige Sternensinger Vecox und eine ganze Kompanie Waldwächter sind nach Keldur gereist, um dort ein sicheres Exil zu verlangen. Ganz offensichtlich hofft Euer Sohn, von dort aus mit Söldnern seine Truppen verstärken und dann Meronis angreifen zu können.“ Die unkontrollierten Gesichtszüge von König Garm IV, Herrscher über Meronis, zeigten Bermon, dass er seine Worte gut gewählt hatte. Waren seine ersten Bezichtigungen von Vecox und Lingard als Verräter noch auf Zweifel bei dem alten Mann gestoßen, so hatte Bermon das Verschwinden seines Rivalen und der ihm treuen Waldwächter gut in die Karten gespielt.
„Verrat in der eigenen Familie, es ist unglaublich! Sind wir schon so weit gefallen, dass wir Intrigen aus unseren eigenen Reihen mehr fürchten müssen wie die Bedrohungen von außen?“ Die Schimpftirade des Königs war genau, was sich Bermon erhofft hatte, er war seinem Ziel wieder einen Schritt näher gekommen. Nachdem Lingard sich unerlaubt von seinem Postenentfernt hatte, hatte Bermon nur noch Vecox mit dem Überfall auf den Tempel der Sternensinger in Verbindung bringen müssen und so erreicht, dass der König beide für ein Jahr aus Meronis verbannte.
Der König hatte es mehr als erzieherische Strafe für seinen Sohn gesehen, der ihm schon so lange mit seiner Widerspenstigkeit Sorgen bereitet hatte, doch Bermon wusste, welche Wirkung die Strafe auf Lingard haben würde, es war perfekt. „Lingard hatte noch nie Ambitionen auf den Thron, genau genommen war es schon beinahe unmöglich, ihn überhaupt einmal in höfische Gewänder zu kleiden. Mir erscheint das alles sehr fragwürdig, Vater.“ Die helle, rauchige Stimme, die hinter Bermon aus der Türöffnung in den Thronsaal erklungen war, ließ Bermon augenblicklich zusammenzucken. Lydia war Lingards ältere Schwester und Dritte in der Erbfolge, man sagte ihr ein besonderes Verhältnis zu ihrem jüngeren Bruder nach, was sie zu einem Problem für den ersten Singer machte.
„Die Welt ist im Wandel, Prinzessin Lydia. Der schwarze Mond ist ein Zeichen des Bösen und warnt uns vor dunklen Mächten und schwärzestem Verrat. Ich bin sicher, dass euer Bruder lediglich unter dem schädlichen Einfluss des Verräters Vecox liegt, doch trotz alledem ist es Verrat.“ Bermon spannte unbewusst jeden Muskel seines Körpers an, während die jüngste Tochter Garms langsam den Thronsaal betrat. Sie war seine gefährlichste Gegnerin in dem gewagten Spiel, das er spielte, er durfte jetzt keinen Fehler machen.
„Vater, komm zur Besinnung. Sigtur ist mit der Armee im Norden, um die Grenzen zu sichern und Carelia im grünen Turm mitten in der Ausbildung, die noch Jahre dauern wird. Willst du wirklich den dir noch verbliebenen Sohn verbannt halten, in solch gefährlichen Zeiten?“ Für einen Moment schien der alte König nachzudenken,doch dann kehrte zu Bermons Freude die Wut zurück in sein Gesicht.
„Es ist zu spät für Nachsicht. Er hat eine Grenze überschritten, die er nie hätte überschreiten dürfen. Verrat an der eigenen Familie ist unverzeihlich.“ Für einen Moment schien Lydia zu überlegen, ob es Sinn machte die Diskussion weiter zu führen, doch dann überraschte sie sowohl Bermon wie auch ihren Vater mit einem gänzlich unerwarteten Vorschlag. „Also gut, sehen wir ihn als möglichen Feind an. Dann sollten wir unbedingt in Verhandlungen gehen. Ich werde mit einer Einheit Luftreiter zu ihm fliegen und seine Forderungen aufnehmen.“ Lydias Worte trafen Bermon umgehend wie ein Schlag direkt in die Magengrube. Bevor er überhaupt in der Lage war, noch zu reagieren, nickte der König bereits zustimmend. „Also gut, so sei es. Und sage deinem Bruder, dass ich keinen weiteren Verrat dulden werde, er und seine Mitverschwörer müssen sich alle bedingungslos ergeben oder sie sind des Todes!“
Scheinbar ausdruckslos vernahm Garms Tochter die harten Worte ihres Vaters, doch Bermon konnte das versteckte Lächeln in ihrem Gesicht sehen. Er hatte sie unterschätzt. Sie hatte klug auf den richtigen Moment gewartet und dann ihren Schlag ausgeführt, hart und präzise. Bermon hatte jetzt keine Chance mehr, den König davon abzubringen und wenn Lydia erst einmal ihren Bruder erreichte, war sein gesamter Plan in Gefahr. Sie durfte Meronis auf keinen Fall lebend verlassen.
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„Oh nein“ In demselben Augenblick, in dem Herm das Balkondach unter Ketara zusammenbrechen sah,wusste er was kommen würde. Für den Bruchteil einer Sekunde herrschte
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