Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
leiser und verschwanden schließlich aus seiner Hörreichweite.
Der Rauch hatte ihn inzwischen komplett eingehüllt und schien ihm neben der Sicht auch jedwede andere Wahrnehmung seiner Umgebung zu nehmen, es war als wäre er nicht länger auf dem Steg vor der Pyramide sondern an einem anderen Ort. Dann erklang wieder die fremde Stimme in seinem Kopf, noch lauter wie zuvor, unwiderstehlich und mächtig. „ So lange warte ich schon. Aber sage mir, wirst du es sein, der die Welt wieder ins Gleichgewicht bringt? Oder wirst du sie ins Chaos stürzen? “ Verdutzt erstarrte Hassem für einen Moment. Er hatte das Orakel aufgesucht, um Antworten zu erhalten, mit einer Frage an ihn hatte er nicht gerechnet. „Orakel, ich kam zu dir, weil ich Antworten suchte, aber jetzt bist du es, der eine Antwort von mir will. Dabei verstehe ich die Frage nicht, ist die Welt denn nicht im Gleichgewicht?“ Das Lachen des Orakels erschallte wie ein Donner in seinem Kopf, während der Rauch sich in den vier Farben der Monde um ihn schlang.
„ Ich habe auch keine Antwort von dir erwartet, Erbe des Pendrak. Aber wisse, dass die Zeit des Vergessens vorüber ist. Die Zeit des Erwachens ist gekommen und die Welt wird zurück ins Gleichgewicht gelangen. Die Frage ist, welchen der Wege du gehen wirst. “ Für einen Moment stockte Hassem der Atem. „ Erbe des Pendrak? Hat es etwas mit meinem Vater zu tun? “ Nach kurzer Überlegung sprach er das Orakel erneut an. „Du bist das Orakel, solltest du nicht wissen, welchen Weg ich gehen werde?“ Wieder umschlangen ihn die Säulen aus Rauch, es war beinahe als wollten sie ihn zornig erdrücken. „ Mein Schicksal ist es, hier gefangen zu sein, doch auch die Zeit der Gefangenschaft wird enden. Wenn ich auch viel sehen kann, was geschehen ist oder geschehen wird, so kannst nur du allein entscheiden, welchen Weg du gehen wirst. Geh nach Osten zur Insel Kahilis, dort wirst du den schwarzen Turm finden und deine Entscheidung treffen. Später dann werden wir uns noch einmal treffen, aber nun geh. “
Im gleichen Moment, in dem das letzte Wort des Orakels in seinem Kopf erklang, verschwand auch der Rauch. Verwirrt stand Hassem noch immer auf der Plattform zwischen den Rauchöfen die aussahen, als hätten sie nie den Himmel mit ihrem Rauch verdunkelt. Hunderte Männer und Frauen standen am Ufer des Sees und sahen zu ihm, auch die drei Priester, die am Fuß des Stegs respektvoll warteten. Ohne weitere Zeit zu verschwenden, stieg Hassem wortlos auf Shimo und ritt langsam an den gaffenden Massen vorbei aus dem Tal. „ Nach Osten, zur verfluchten Insel Kahilis. Wir müssen nach Keldur, ein Schiff finden und einen Kapitän der wahnsinnig genug ist, uns dorthin zu bringen.“
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Angewidert sah Kira auf die Stücke abgehangenen Fleisches, die in der Auslage des Metzgers lagen. Der Geruch von Fäulnis war unverkennbar, sie würde dasFleisch nicht einmal dann anrühren, wenn sie kurz vorm Verhungern wäre. „ Stinkend wie der Rest dieser verrottenden Slums. “ Sie hatten die Oase des Orakels am frühen Morgen erreicht, nachdem sie sich darauf verlegt hatten, bei Nacht zu reisen und am Tag zu schlafen. Herm und Ise reagierten zunehmend schlecht auf die Hitze und auch Kira selbst vermochte nicht zu lange ungeschützt unter der brennenden Sonne der Wüste stehen.
Ihr Einmarsch in die Oase hatte für einige Aufregung gesorgt, Herm hatte seinen Reißer nicht alleine in der Wüste lassen können und so war er an der Spitze ihrer kleinen Gruppe auf ihm geritten, während Kira, Ise und Lingard ihm wie seine Dienerschaft gefolgt waren. Überraschenderweise hatten die Wachen am Eingang der Oase sie ohne zu viele Fragen, aber dafür für einen frech hohen Wegzoll passieren lassen. Dann waren sie zu der seltsamen schwarzen Pyramide geritten und während Kira noch überlegte, wie man wohl eine Audienz bekam, hatte Herm ihnen nur kurz mitgeteilt, dass er gerufen worden war und war geradewegs zu dem Steg mit den Rauchöfen geritten.
So hatten sie kurzfristig beschlossen, dass Lingard in Herms Nähe bleiben und auf ihn aufpassen würde, während Ise und Kira in der hölzernen Siedlung nach Nahrung und anderen nützlichen Dingen für ihre Vorräte suchten. Den Geruch der Fäulnis hinter sich lassend verließ Kira die kleine Metzgerei und fand sich in einer kleinen Spinnerei wieder. Weite Umhänge, die vor der Sonne schützen konnten wurden genauso feil geboten wie kleinere Handwerkswaren. Mit einem Blick auf ihre von
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