Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
Alterra gesehen, die meisten dienten umherziehenden Stämmen als Lagerplätze oder Handelsposten. Die Oase, auf die er nun sah war jedoch anders wie alle anderen, die er bisher bereist hatte. Sie war nicht nur mit Abstand die Größte, sondern auch Standort eines der seltsamsten Bauwerke das er je erblickt hatte. Inmitten des kleinen Sees erhob sich eine nachtschwarz glänzende Pyramide, als käme sie aus einer anderen Welt. Nahtlose Mauern, wie aus einem Metall gegossen, ragten in alle vier Himmelsrichtungen. Keine Öffnung war in dem Bauwerk zu sehen, kein Fenster und kein Eingang, abweisend und kalt schien das sagenumwobene Orakel alles und jeden von sich zu weisen.
Und doch gab es eine Brücke, die vom Ufer des Sees zu dem schwarzen Koloss führte und einige Meter vor ihm mit einer kleinen Plattform endete. Rauchöfen waren in allen vier Ecken der Plattform angebracht und stießen weißen Rauch in hohen Säulen in den Himmel.
Hassem war noch weit entfernt, aber er war sich sicher, dass er die Bewegung von mehreren Gestalten auf der Plattform erkennen konnte. Beinahe ebenso seltsam wie das Bauwerk des Orakels waren auch die unzähligen kleinen Gebäude, die die Oase schier überwucherten. Chaotisch und gewachsen wie die Hütten eines Vorstadt-Slums überzogen tausende hölzerne Häuser die Oase scheinbar ohne jeden Sinn und Ordnung.
Als Hassem gehört hatte, dass sich viele Suchende beim Orakel in der Hoffnung nieder ließen, dass es sie eines Tages empfangen würde, hätte er nicht im Traum mit derartigen Massen gerechnet, nicht hier, mitten in der Wüste. „ Bei allen Monden, wie kann man so leben? “ Nach seinen bisherigen Informationen gab es eine selbstständige Armee in der Oase, die sich aus den Spenden der Suchenden finanzierte...oder vielmehr ihren Steuern. Er würde vorsichtig sein müssen, es gab mit Sicherheit genügend Männer dort unten im Tal, die ihn sofort töten würden, wenn sie von dem Kopfgeld hörten, dass auf ihn ausgesetzt war.
Er hatte ein wenig nachgeforscht in den kleineren Städten, in denen er unterwegs gehalten hatte und so seine Befürchtung bestätigt. Die sieben Spinnen hatten ein beträchtliches Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, früher oder später würde es ihn einholen, später wäre ihm lieber. Doch seine ehemalige Gilde war nur sein kleinstes Problem, jetzt beschäftigten ihn wichtigere Dinge. Er musste einen Weg finden, zum Orakel vorgelassen zu werden und was noch wichtiger war, das Orakel dazu bringen ihm zu sagen was er wissen wollte. „ Schon bald werde ich wissen, was mein Schicksal ist. “
Langsam ritt Hassem auf seinem Horntiger in das Tal hinab, sein kleiner Spinnen-Begleiter gut versteckt in seiner linken Manteltasche, ihr Lieblingsplatz. Er hatte lange darüber nachgedacht, ob er sich wie in Meronisvon seinem treuen Shimo trennen sollte und dagegen entschieden. Hier draußen im heißen Glutofen der Sonne würde es der Tiger schwer haben, allein zu überleben und ein Gefühl sagte Hassem, dass er möglicherweise den Schutz seines Begleiters brauchen würde.
Nach wenigen Minuten des Weges auf dem sandigen Pfad ins Tal traf er auf die ersten bewaffneten Männer. Fünf Krieger in langen weißen Umhängen, wie sie beim Wüstenvolk üblich waren, versperrten seinen Weg und sahen mit weit geöffneten Augen auf sein Reittier. Die Männer trugen das Zeichen einer schwarzen Pyramide auf ihrer Brust, Hassem hatte keinen Zweifel daran, dass sie der autarken Armee des Orakels angehörten. Trotz des offensichtlichen Respekts vor seinem Reittier brachen die Wachen nicht in Panik aus. Zwei von ihnen zielten mit ihren Armbrüsten auf Hassem, jeder von ihnen von jeweils einem Mann mit Speer und Schild gedeckt, während der Fünfte, vermutlich ihr Anführer das Wort an Hassem richtete. „Das Orakel heißt dich willkommen, Fremder. Die Passage zur Oase kostet fünf Silberstücke. Und wenn du mit dem da zusammen ins Tal willst, kostet es insgesamt fünfzehn.“ Hassem war nicht überrascht ob des hohen Preises, er war sich ziemlich sicher, dass die Wachen schon allein deshalb mehr Zoll von ihm verlangten, weil er auf seinem Tiger sitzend Macht und somit auch Wohlstand ausstrahlte. Zusammen mit Shimo und seiner Magie wäre es ihm ein leichtes, die Männer zu töten, doch es würde seine Chancen verringern, das Orakel zu befragen, und so warf er dem Anführer der Wachen einen kleinen Beutel mit Silberstücken zu. Der große bärtige Mann warf nur einen kurzen Blick in den gut
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