Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
der langen Reise mitgenommene Kleidung erstand sie einige Nadeln und etwas weißes Garn, es wurde wirklich Zeit, die Risse in ihren Leinen zu flicken. Ihr Blick streifte über die eng an ihren Körper geschnürte Hose, die bereits an drei Stellen starke Beschädigungenaufwies. Langsam schloss sie die Augen und erinnerte sich an das unbeschreibliche Gefühl, als Herm die Schnüre geöffnet und ihr die Hose langsam über ihre Beine gezogen hatte. Umgehend stieg ein warmes Gefühl in ihre Lenden bei dem Gedanken daran, was er danach mit ihr getan hatte. Sie hatte sich fallen lassen und Herm die Kontrolle überlassen. Es war ein eigenartiges Gefühl gewesen, sie hatte in ihrem Leben nicht oft die Kontrolle an andere gegeben, und doch würde sie es wieder genau so tun.
Genau genommen wünschte sie sich nichts mehr, als wieder in seinen Armen zu liegen, ihn zwischen ihren Schenkeln zu spüren. Wütend biss sie sich auf die Lippe und öffnete ihre Augen. Erleichtert stellte sie fest, dass offenbar niemand in der kleinen Spinnerei bemerkt hatte, wie sich ihr Körper erhitzte und verließ schnell die dunkle hölzerne Kammer. Ziellos wanderte sie durch die übel riechenden Slums, während sie weiter versuchte, die Bilder von Herm und seinem verschwitzten Körper aus ihren Gedanken zu verbannen.
Der Tag, an dem Kira sein Lager teilte hatte alles verändert. Zwar stritten sie noch immer wie früher, doch war es kein echter Streit mehr. Sie gehörte jetzt zu ihm und ihre Spitzen gegen ihn waren nur noch ein Schauspiel für ihre Reisebegleiter. „ Wie seltsam. Erst spielen wir ein Paar obwohl wir es nicht sind und jetzt spielen wir Fremde, obwohl wir zusammengefunden haben. “
Weder Herm noch Kira hatten ihr Verhalten vor Lingard und Ise geändert, aus irgendeinem Grund den sie selbst nicht verstand hatten sie es für sich behalten. Kira hatte dem nächsten Tag entgegen gefiebert, wenn Ise und Lingard wieder auf Jagd gehen würden, hatte gehofft dass sie noch einmal in seinen Armen liegen würde wie am Tag zuvor. Doch ihre Hoffnung war enttäuscht worden, inzwischen waren sie so weit in dieWüste vorgedrungen, dass Lingard keinen Sinn mehr in der Jagd gesehen hatte. Ohne Lingards und Ises täglichen Jagdausflug waren Herm und sie nicht mehr allein gewesen und so hatten sie keine Gelegenheit gehabt, über das Geschehene zu reden oder wie Kira gehofft hatte, es möglicherweise zu wiederholen. Stattdessen hatten sie gemeinsam mit altem Brot und trockenem Käse am Lagerfeuer gesessen und nur dann verstohlene Blicke getauscht, wenn sie sich unbeobachtet fühlten.
„ Was für Narren wir doch sind. “ Mit einem Kopfschütteln warf Kira abermals ihre Gedanken an Herm von sich, als plötzlich ein kleines Mädchen an ihrem Leinengurt zupfte. „Kleine Tante, möchtest du einen Reiskuchen? Meine Herrin ist aus Begos und macht die besten Reiskuchen in der ganzen Oase.“ Verdutzt sah Kira das verwahrlost aussehende Mädchen an, dass sie angesprochen hatte. Sie hatte schon seit Ewigkeiten keinen Reiskuchen mehr gegessen und nun fand sie nicht nur das leckere Essen aus Begos, sondern auch Landsleute hier mitten in der Wüste? Ohne zu überlegen und mit einem deutlichen Magenknurren folgte sie dem jungen Mädchen durch die schier endlosen Holzhütten der Slums, über einige Brücken und dann hinab auf die unterste Ebene, bis ihre Führerin plötzlich von einem Augenblick auf den anderen verschwand.
Verwirrt sah Kira sich in der leeren Hütte um, in die das Mädchen noch vor Sekunden hinein gelaufen war. Sie war zu sorglos gewesen, dies war offensichtlich eine Falle. Nicht nur, dass sie nun allein in einem dunklen Raum war, sie hatte auch jede Orientierung verloren, wo genau sie sich eigentlich befand. Umgehend spannte sie ihre Muskeln an und wartete auf das unvermeidliche Auftauchen der Räuber, die ihr diese Falle gestellt hatten. Sie musste nicht lange warten, nur Sekundenspäter schob sich eine Gestalt in den engen Eingangsbereich der Hütte. „Hallo, Kira.“
Atemlos und mit weit aufgerissenen Augen sah Kira auf den schlanken Mann, der ihr den Weg aus der Hütte versperrte. „Nakang. Bei allen Drachen, was tust du hier?“ Wie gelähmt starrte sie auf ihren Klosterbruder, den sie tot geglaubt hatte. Wie ein Geist aus einem anderen, früheren Leben baute er sich vor ihr auf und grinste sie an. Er war schon immer ein Anblick gewesen, drahtig und muskulös, mit einer geheimnisvollen Ausstrahlung die ihren Blick in seinen Bann ziehen
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