Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
keine Gegner für ihn. Ohne zu zögern stieß er einen Kampfschrei aus und stürmte den zögernden Männern entgegen.
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„Prinz Lingard von Meronis, mit seinem Gefolge.“ Die Ankündigung des Hofmeisters ließ Lingard augenblicklich zusammenzucken. Jetzt gab es kein zurück mehr, und er bereute inständig, dass er seine adelige Herkunftpreisgegeben hatte. „ Zu spät. Zeit für unseren Auftritt. “ Ein letztes Mal drehte er sich um und sah in die Gesichter seiner drei Begleiter, die mehr wie eine bizarre Gruppe von Schaustellern wirkten als sein Gefolge und konnte nur mühsam ein Lachen unterdrücken. „ Wenn Vater davon erfährt, wird er mir das nie verzeihen. “ Lingard war sich wohl bewusst, dass er ohne Einwilligung seines Vaters, des Königs von Meronis, überhaupt nicht zu einer derartigen Audienz befugt war, aber das waren Sorgen für die Zukunft. Jetzt und hier mussten sie erst einmal die Audienz überstehen, ohne dass die Triumvirin sie als Hochstapler dem Henker übergab.
Sich an seine Erziehung erinnernd richtete er sich gerade auf, hob Nase und Kinn ein wenig an und versuchte erfolglos, einen teilnahmslosen Gesichtsausdruck aufzulegen. Dann schritt er durch den Vorhang in den Audienzsaal der Triumvirin. Der Anblick, der sich Lingard hinter dem Vorhang bot, war nicht weniger als atemberaubend. Mächtige Säulen liefen vom Halleneingang in den Raum und erweckten beim Betrachter den Eindruck, dass sie direkt auf den großen Thron zuliefen, der sich am Ende der Halle befand. Optische Tricks dieser Art hatten die Aufgabe, Besucher und Bittsteller direkt beim Eintritt einzuschüchtern und waren nicht neu für Lingard, dennoch konnte auch er sich der Wirkung nicht entziehen. Bewaffnete Wachen mit geladenen Armbrüsten standen vor jeder Säule, die sie passieren mussten und ließen keinen Zweifel daran, dass sie jeden sofort mit ihren Armbrustbolzen spicken würden, der auch nur eine falsche Bewegung in Richtung der Triumvirin machte.
Noch einmal atmete Lingard tief ein und schritt langsam auf den Thron zu, auf dem eine einzelne, kleine Frau saß. Hinter dem Thron standen zu jeder Seite vier weitere Leibwächter, deren bohrende Blicke allein einem unvorbereiteten Mann das Blut in den Adern würdegefrieren lassen, sowie ein einzelner älterer Mann direkt hinter der Triumvirin. Doch für Lingard waren die Sicherheitsvorkehrungen keine Überraschung, erst vor wenigen Tagen war die Vorgängerin und ältere Schwester der Triumvirin ermordet worden, er hatte nicht weniger Wachen als anwesend erwartet.
Noch während sie unter den stechenden Blicken der Wachen weiter auf den Thron zugingen, musterte er nun zum ersten Mal die Triumvirin selbst. Sie war noch jung, doch ihr ausdrucksloses Gesicht, das mehr wie eine Maske wirkte zeigte ihm, dass sie bereits viel Erfahrung in der Politik sammeln konnte und vermutlich bereits als Kind auf eine derartige Verantwortung vorbereitet worden war. „ Beinahe wie ich, nur das ich dem goldenen Käfig entkommen bin. “ Sie war hübsch auf ihre Art und das blaue Kleid unterstrich ihre schlanke Figur, während sie starr auf dem Thron saß und auf ihn herabsah. Dann musterte sie auch seine Begleiter und für einen Moment war ihm, als würde er ein erkennendes Aufblitzen in ihren Augen sehen. „ Ob sie einen von uns kennt? Vielleicht Secan, sie hatte ihn sicher in der Arena gesehen. “
Dann blieb er in gebührendem Abstand vor ihrem Thron stehen und vollführte eine einwandfreie höfische Verbeugung, deren Perfektion ihn selbst überraschte, offenbar hatte er nichts von seiner Ausbildung vergessen. Herm und Ise waren wie abgesprochen einige Schritte hinter ihm stehen geblieben und hatten sich zusammen mit ihm verneigt, während Secan in der Rolle seiner Ehrenwache bewegungslos hinter ihm blieb. „Eure Hoheit. Ich überbringe Euch die besten Wünsche meines Königs und des Volkes von Meronis. Wir hoffen, dass Eure Krönung die freundschaftlichen Beziehungen unserer Völker weiter vorantreiben wird.“ Für einen Augenblick konnte Lingard einen Anflug von Belustigung in den Augen der jungen Triumvirin sehen, sie wussteziemlich genau, dass er nicht als offizieller Botschafter seines Vaters hier war. Doch hielt sie sich genauso an das höfische Protokoll wie er auch, was ihn daran erinnerte, wie sehr er diesen goldenen Käfig verabscheute. „Ihr seid der Familie Gilnos willkommen, Prinz Lingard, und wir bedanken uns für Eure Wünsche wie für die Eures Vaters. Möge der
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