Der vergessene Mond Band II - Das schwarze Buch (German Edition)
beabsichtigt hatte. Herm hatte keine Schuld an der derzeitigen Situation, es war seine eigene Entscheidung gewesen. Nachdem alle Versuche, bei Triumvirin Tertia Gilnos in ihrer Sache vorzusprechen gescheitert waren, hatte er schließlich seinen Stand preisgegeben und eingewilligt, eine Audienz als Prinz von Meronis zu erbitten.
Die Triumvirin hatte erstaunlich schnell reagiert und die Audienz schon für den nächsten Tag bewilligt, so war ihnen nicht viel Zeit geblieben, für standesgemäße Kleidung und Frisur zu sorgen. Ein Luftzug strich durch den Raum, als Ise die Tür öffnete und mit schnellen Schritten in den Raum trat. Sie hatte noch einige letzte Einkäufe mit Gold aus seinem Geldbeutel erledigt und Lingard hoffte inständig, dass sie einen passenden Gürtel gefunden hatte. Erleichtert sah er sie einen schwarz glänzenden Gürtel aus ihrem Wollbeutel ziehen und nahm ihn dankbar entgegen. Er passte wie angegossen und so nahm er dann auch den Zierdolch seiner Familie aus seinem Rucksack und platzierte ihn an seiner Hüfte. Der Dolch lag in einer kunstvoll gefertigten Scheide aus reinem Silber, auf dem das Wappen von Meronis zu sehen war. Er war ein klar erkennbares Statussymbol und würde seinen Auftritt als Prinz unterstützen.
„Dieses Theater sollte nicht notwendig sein. Herm Pendrak ist Sikau, wir werden ein Schiff erhalten.“ Lingard ignorierte den Einwurf Secans, der im Gegensatz zu Herm und Ise kein Lachen in seinem Gesicht trug. Lingard verstand genug von Politik und Intrigen bei Hofe, um zu wissen, dass die Triumvirin ihnen nicht einfach ein Schiff samt Mannschaft und Erlaubnis, nach Kahilis zu segeln, geben würde. Es würde diplomatischesGeschick erfordern, und nicht alte Legenden über vergangene Krieger und Kaiser.
„Wir bleiben bei unserem Plan. Wir gehen zusammen, Herm und Ise als meine Diener, du als meine Leibwache.“ Lingard sprach selten mit der Bestimmtheit und Autorität eines Herrschers, doch wenn er es tat, hinterließen seine Worte stets Wirkung. Ohne weitere Diskussionen nickten die anderen bestätigend und begannen, ihre Dienerkleidung anzulegen, die sie ebenfalls in der Stadt gekauft hatten. Herm würde leicht als sein Diener durchgehen, aber Ise war eine andere Geschichte. Die große rothaarige Valkallerin war ebenso außergewöhnlich schön wie selbstbewusst, niemand in ganz Keldur würde ernsthaft glauben, dass sie seine Hofdame war. Ise selbst hatte eingeworfen, dass man sie für seine Konkubine halten würde, was eine akzeptable Tarnung war. Für einen Moment hielt er bei dem Gedanken inne und stellte verschämt fest, dass ihn die Vorstellung, Ise als Konkubine zu haben, erregte. Doch dann kehrten seine Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Ise würde weder seine Konkubine sein, noch die eines anderen Mannes. Sein Werben war ihr nicht verborgen geblieben auf ihrer Reise nach Alterra, doch am Ende waren sie Freunde geworden und nicht Gefährten. Sie war eine außergewöhnliche Frau und er hoffte sehr, dass auch sie ihr Glück eines Tages finden würde.
Dann war da noch Secan. Zu einem Zeitpunkt, an dem Lingard gedacht hatte, dass ihre seltsame Reisegruppe wohl kaum noch exotischer werden könnte, war der seltsame Krieger zu ihnen gestoßen, der sich selbst als Mitglied eines Geheimbundes aus der Zeit der Legenden sah. Nichts an ihm ließ ihn wie einen einfachen Leibwächter aussehen, er würde überall auffallen, allein schon durch die Aura von Gefahr, die ihn umgab.
„ Wir gehen höchstens als Zirkustruppe durch, niemals als Gesandte aus Meronis. “ Lingard gab sich keinen Illusionen hin. Es war ebenso wahrscheinlich, dass Tertia Gilnos ihnen ein Schiff gab, wie das sie sich vor ihren Augen mit einem Tempok paarte. Aber sie hatten keine Wahl, sie mussten es versuchen. Gemeinsam verließen sie das kleine Anwesen und gingen langsam zum Hauptsitz der Triumvirin des Hauses Gilnos.
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„Was bei allen Monden soll das heißen?“ Wütend schlug Ausgrabungsleiterin Camille von den Trionen auf den steinernen Altar des kleinen Tempels, den sie als Hauptquartier nutzte. „Die Männer sagen, dass die verschütteten Katakomben von Dämonen bewacht werden. Dämonen aus dem Zeitalter der Legenden. Sie wollen nicht weiter graben.“ Camille konnte nicht glauben, was sie da hörte. Waren alle um sie herum wahnsinnig geworden? „Dämonen aus dem Zeitalter der Legenden? Dort unten ist nichts außer Staub und Asche, auch wenn mein widernatürlicher Cousin in seinem Wahnsinn
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